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MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

Titel: MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Berner , Lily Beier , Isabella Birnbaum , Dieter Bohn , Markus Cremer , Sven Klöpping , Gerhard Fritsch , Tantius Tobias
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Gale-Kraters war hauptsächlich für wissenschaftliche Gäste und Montagetrupps eingerichtet. Das kam mir sehr entgegen, denn man konnte dort auch geländegängige Fahrzeuge und sogar leichtere Transportgleiter mieten. Beide waren mit Ortungsfunk ausgestattet, wodurch ihr Aufenthaltsort rund um die Uhr verfolgt werden konnte. Abgerechnet wurde dann hinterher.
    Zunächst entfernte ich mich nur ein paar Kilometer vom Hotel, bis hinter einen Geröllhaufen, wo ich mich unbeobachtet fühlte. Etwa zehn Meter neben dem Fahrzeug baute ich den Zeitmanipulator auf, setzte mich hinein und wählte fünf Minuten, die die Maschine mich in die Zukunft schicken sollte. Alles war unverändert, nur die Uhr am Fahrzeug bestätigte, dass ich einen kleinen Sprung in die Zukunft gemacht hatte. Aufgrund der festgestellten Divergenz zu den errechneten Zielzeitkoordinaten änderte ich für die Rückreise die Gravitationskonstante auf den für den Mars gültigen Wert und landete auf die Sekunde genau wieder in der Gegenwart.
    Versuche wie diesen wiederholte ich nun mehrmals täglich und die dabei erzielten Erfolge ermutigten mich zu immer größeren Schritten im Zeitkontinuum. Schon nach einer Woche wagte ich mich 100 Jahre nach vorne und zurück. Die Zukunft war in diesem Bereich natürlich sehr viel interessanter als die weiterhin trockene Vergangenheit: Gebäudekomplexe wurden errichtet, Bodenschätze abgebaut, Grünoasen angelegt und vieles mehr. Ich konnte aber nie länger als ein paar Stunden bleiben, einerseits, weil ich meine Zeitmaschine nicht in Gefahr bringen wollte, und andererseits, weil man mich in der richtigen Zeit hätte vermissen können, was zumindest sehr verdächtig gewesen wäre.
    Nach drei Wochen glaubte ich das Aggregat soweit beherrschen zu können, dass ich mich an noch weit größere Zeitreisen heranwagen konnte. Mein größter Wunsch war ein Ausflug in eine Zeit, in der der Mars noch Seen und Flüsse hatte, mit Vegetation bewachsen war und Lebewesen welcher Art auch immer beherbergte. Denn dass dies einmal der Fall gewesen war, wurde mittlerweile nicht mehr bezweifelt. Knochenreste oder dergleichen hatte man bislang zwar noch nicht gefunden, aber das war auch nicht zu erwarten gewesen. Auf der Erde erhalten sich Knochen auch nur über die Jahrtausende, wenn sie vor Umwelteinflüssen sicher geschützt sind, meist in Steinsarkophagen tief unter der Erde.
    Cydonia war ein Ort, der mich seit meiner Kindheit faszinierte. Jetzt war ich so nahe, konnte diese mysteriöse, prähistorische Stätte selbst in Augenschein nehmen. Es war mit meinem Auftraggeber nicht abgesprochen, aber ich konnte meinem inneren Drang einfach nicht widerstehen. Ich mietete mir einen Transportgleiter und begab mich zur Ruinenstadt, von der mittlerweile feststand, dass sie keines natürlichen Ursprungs war, wie lange Zeit behauptet wurde. Dementsprechend waren in Cydonia immer einige Geologen anzutreffen, die der prähistorischen Anlage mehr ihrer Geheimnisse entlocken wollten. Da die Ruinen später einmal für Besucher öffentlich zugänglich gemacht werden sollten, hatte man bereits einige Hinweistafeln aufgestellt, die über den wahrscheinlichen, oder vermuteten Zweck der Gebäude Auskunft gaben. Einer davon entnahm ich eine Altersangabe, die nach unserer Zeitrechnung auf zirka 20.000 Jahre vor Christi Geburt zurückdatierte. Ich war wie gefesselt von der Vorstellung, dass hier einmal intelligente Wesen beheimatet waren, die Pyramiden und Paläste hatten bauen können und über dies hinaus sogar noch ein gigantisches, aus dem Fels gehauenes Gesicht mit dem Schädeldecken-Kinn-Maß von dreieinhalb Kilometern, das in den Himmel starrte, erschaffen hatten. Die Versuchung war einfach zu groß, mich einmal dorthin zu begeben und zu sehen, wie es dort war zur Blüte dieser Stadt, welche Bewohner dort lebten, welchen Zivilisationsgrad sie erreicht hatten und dergleichen. Nur kurz, dachte ich, höchstens zwei oder drei Minuten, und dann gleich wieder zurück, dachte ich, dann könnte doch nichts schief gehen, und ich wäre der einzige Mensch gewesen, der gesehen hätte, wie es dort wirklich ausgesehen hatte.
    Wie gesagt, ich wagte es einfach, ich konnte nicht anders. Ich stellte die Maschine in eine ruhige Ecke und programmierte sie auf Minus 22.080 Jahre und drei Minuten später wieder zurück in die Ausgangsposition, plus drei Minuten selbstverständlich. Fürs Erste, dachte ich, wäre das ein gutes Herantasten. Hinterher bereute ich diesen Schritt,

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