MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
Kuppeln auf Mars stand die Luft still. Nicht mal eine leichte Brise konnte man wahrnehmen.
Thomas hatte sich noch nie zuvor in seinem Leben dermaßen geborgen und zufrieden gefühlt.
Vielleicht hatte Alex Recht gehabt und dieser Ort war tatsächlich sein Zuhause.
Mars war nur eine Illusion. Ein Fluchtort. Thomas wusste, seit er den ersten Schritt auf diesen Planeten gesetzt hatte, dass sein Körper hierher gehörte.
Seine beiden Begleiter schienen seine Euphorie nicht zu teilen.
Alex sah gehetzt in alle Richtungen und atmete schwer. Die natürliche Zufuhr von Sauerstoff schien ihm Schwierigkeiten zu bereiten.
„ Auf was warten wir noch? Wir müssen von dem Schiff weg, bevor sie uns sehen, sonst befördern sie uns schnurstracks wieder nach Mars“, keuchte Alex.
„ Oder sie töten uns.“, warf Bernd ein. Plötzlich herrschte Stille. Alle drei setzten sich sofort in Bewegung und entfernten sich so leise und so flink wie möglich weg von dem Schiff. Wohin sie flohen, wusste niemand. Sie folgten einem ebenen Weg, den die Alten damals Straße nannten. Thomas hatte oft stundenlang die Bilder von Automobilen betrachtet. Noch heute fiel ihm die Vorstellung schwer, wie sich diese Maschinen fortbewegt hatten und nun ging er hier tatsächlich entlang. Auf einer Straße. Einem riesigen Stück Geschichte.
Nach einer Stunde sahen sie wieder das Schiff. Langsam stieg es auf, und schoss mit einem gewaltigen Knall in den Himmel empor.
„ Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“, sagte Thomas nachdenklich. Niemand antwortete. Thomas spürte, dass seine beiden Begleiter Angst hatten. Er konnte es deutlich in ihren Augen sehen.
Es war viel zu ruhig hier.
Sie alle hatten von den Tieren gelernt. Von den Insekten, den Vögeln und den Säugetieren. Und sie wussten auch, dass Tiere Geräusche von sich gaben, in einer unmenschlichen Sprache. Dennoch war es mucksmäuschenstill. Weit und breit keine Spur von Leben. Weder Tier noch Mensch.
Es gab nur die drei jungen Männer vom Mars, die Straße und den Wind. Das Gefühl von Geborgenheit, das Thomas beim Verlassen des Schiffes verspürt hatte, hatte sich mittlerweile in Unbehagen und Furcht gewandelt. Wie schon unzählige Male zuvor fragte er sich erneut, ob er tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Zum ersten Mal in seinen jungen Jahren fragte er sich auch, ob die Alten vielleicht einen triftigen Grund hatten, den blauen Planeten zu verlassen. Womöglich befanden sie sich gerade auf dem Weg, diesem Grund gegenüberzutreten.
„ Seht!“, rief Alex und durchbrach mit seinem euphorischen Zwischenruf Thomas Gedankenstrom.
Es war eine riesige Anzahl an Gebäuden. An manchen Stellen ragten große, schmale Häuser empor, die von den Alten Wolkenkratzer genannt wurden.
„ Eine Stadt!“ rief Thomas und für einen kurzen Moment verdrängte das Gefühl von Neugier und Aufregung, die unbehagliche Furcht, die ihn bis zu diesem Moment begleitet hatte.
Alle drei begannen zu laufen. Ohne Angst, ohne Zweifel. Es war allein der Drang, ihre Heimat endlich kennenzulernen, die ihre Füße trug.
Sobald sie die Stadt erreichten, hielten sie inne. Das Lachen, die Freude, der Überschwang waren verschwunden. Sie standen nur da und starrten mit offenen Mündern auf den Müllhaufen, der vor ihnen lag.
Die Straßen, die die Schar an Gebäuden voneinander trennten waren gefüllt mit Unrat, rostigen Automobilen, Glasscherben, Ziegelsteinen, zerfetzte Kleidung und ... Leichen. Oder besser gesagt das, was von ihnen übrig war. Skelette. Knochen. Schädel. Überall verteilt, einzeln verstreut oder angesammelt in kleine Haufen zwischen all dem sonstigen Abfall.
„ Was zum ...“, flüsterte Alex. Er stellte die Frage nicht zu Ende. Sein Blick galt allein der Verwüstung, die ihm zu Füßen lag.
Niemand sonst wagte es zu sprechen.
Das, was zwischen all dem Dreck achtlos in der Gegend verstreut lag, waren die Überbleibsel ihrer Vorfahren. Der Rest der Alten. Respektlos und unehrenhaft verbrachten sie ihre letzte Ruhe zwischen stinkenden Müllbergen.
Es war Thomas, der zuerst einen Schritt nach vorne setzte und sich weiter in das Chaos bewegte. Die anderen folgten ihm, ohne ein Wort zu sprechen.
Niemand von ihnen hatte erwartet, ein Paradies vorzufinden. Die Alten hatten nicht umsonst ihre Heimat verlassen. Irgendetwas musste sie zutiefst erschreckt und gefährdet haben. Thomas, Alex und Bernd sahen nun die Zerstörung mit ihren eigenen Augen.
Thomas bückte sich und hob einen der
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