Mars
erhaschen, und sei es auch nur das klagende Seufzen eines l ä ngst toten marsianischen Geistes. Nichts.
Hier spuken nachts keine Gespenster, sagte sich Jamie schl ä frig. Er war irgendwie entt ä uscht.
TOD
Die rote Welt war nicht nur weiter von der Sonne entfernt als die blaue Welt. Sie lag auch viel näher an den kleinen Mini-Welten, jenen übriggebliebenen Bruchstücken aus der Zeit des Anfangs, von denen es in der Dunkelheit des Nichts immer noch wimmelte. Oftmals stürzten sie brüllend wie Ungeheuer auf die rote Welt herab und zogen ihre Dämonenspuren aus Feuer über den fahlen Himmel.
Wenn die kleine, kalte rote Welt, die von Himmelsdämonen bombardiert wurde und deren Luft und Wasser langsam dahinschwanden, überhaupt jemals Leben getragen hatte, dann mußten ihre Geschöpfe hart gekämpft haben, um den Funken des Lebens in ihrem Innern zu bewahren.
Dennoch schlug der Tod rasch und gnadenlos zu.
Eine der gr öß ten jener Teufelswelten trieb so nah an die rote Welt heran, da ß sie deren Anziehungskraft zu sp ü ren bekam. Es war ein riesiger Berg aus Stein, der seine Bahn durch die Dunkelheit des Alls zog, tausendmal gr öß er als der Felsbrocken, der den Meteoritenkrater im S ü den des Landes erzeugt hatte, in dem das Volk lebte. Tausend Jahrtausende lang f ü hrte er einen eleganten, zeremoniellen Tanz mit der roten Welt auf, n ä herte sich ihr und entschwand wieder in die unendliche Leere drau ß en. Wie die rituellen T ä nzer des Volkes bewegte er sich zum Rhythmus der Ewigkeit. Jedesmal, wenn er sich der roten Welt n ä herte, kam er dichter an sie heran, jeder Beinahe-Einschlag ein kurzer Aufschub, eine Ank ü ndigung dessen, was kommen w ü rde.
Schlie ß lich st ü rzte er auf die rote Welt herab, br ü llend wie alle Furien der H ö lle, und schlug in die Kruste ein. Unter der titanischen Gewalt seines Aufpralls verfl ü ssigte sich das Gestein bis fast in den Kern der roten Welt. Eine gewaltige Wolke aus brennendem Staub quoll in die Atmosph ä re empor und breitete sich rasch von Pol zu Pol aus. Der Sto ß lie ß das gesamte Gef ü ge der armen, gemarterten roten Welt erbeben und warf den Boden auf der gegen ü berliegenden Seite der Kugel zu einem gigantischen Buckel auf. Die Luft der roten Welt wurde fast vollst ä ndig weggeblasen.
Dunkelheit bedeckte das Antlitz der roten Welt. Es gab keinen Tag, nur pechschwarze Nacht. Das Wasser gefror und wurde sp ä ter von dem roten Staub bedeckt, der aus der j ä mmerlich d ü nnen Luft herabrieselte. Die Kruste verh ä rtete sich wieder, aber das Gestein tief im Innern war nach wie vor gl ü hend hei ß , fl ü ssig, brodelnd. Vulkane brachen noch Tausende von Jahrhunderten danach aus.
Als der Himmel sich endlich kl ä rte, bot die rote Welt ein Bild der totalen Verw ü stung. Die Meere waren verschwunden. Die Atmosph ä re war nur noch ein k ü mmerlicher Rest dessen, was sie einst gewesen war. Der Boden war kahl und ö de. Und falls es ü berhaupt jemals Leben auf der roten Welt gegeben hatte, so war davon nichts mehr zu sehen.
ERDE
NEW YORK: Alberto Brumado blinzelte, als die Overhead-Scheinwerfer eingeschaltet wurden; dann gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit. Wieviel Zeit meines Lebens habe ich wohl in Fernsehstudios verbracht, fragte er sich. Es müssen Jahre sein, viele Jahre, wenn man all die Minuten und Stunden zusammenzählt.
Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, war er jedoch nervös wegen des bevorstehenden Interviews. Nicht, weil es von einem der amerikanischen Networks ausgestrahlt wurde. Nicht, weil er mit einem Trio erfahrener, ranghoher Fragesteller von der Zeitung, dem Nachrichtenmagazin und der Network-Nachrichtenabteilung mit dem größten Prestige in den Vereinigten Staaten konfrontiert sein würde. Mit solchen Leuten hatte er schon öfters einen Strauß ausgefochten.
Die Nervosit ä t, die ihn innerlich erzittern lie ß , r ü hrte daher, da ß die Interviewer Blut gerochen hatten. Dr. Konoyes Tod hatte die Haie angelockt, und nun umkreisten sie sein Marsprojekt, das in ihren Augen schwer angeschlagen war und blutete. Bei diesem Interview w ü rde es keine vornehme Zur ü ckhaltung geben, keine Glacehandschuhe. Brumado wu ß te, da ß ihm eine ziemliche Tortur bevorstand.
Die Mitglieder des technischen Teams waren alle gleicherma ß en freundlich gewesen, wie ü blich. Die m ü tterliche Maskenbildnerin l ä chelte und schwatzte mit Brumado, w ä hrend sie ihm Na ß schminke auf sein
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