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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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entsann sich, daß er wieder in seiner eigenen Wohnung war – allein –, und tastete nach dem Telefon auf dem Nachttisch. Die Digitaluhr zeigte sechs Uhr sechsundzwanzig. Durch die heruntergezogenen Jalousien des Schlafzimmerfensters war keine Spur vom Sonnenaufgang zu sehen.
    » Doktor Waterman? « fragte eine M ä nnerstimme knapp.
    » Richtig. «
    » Dies ist eine offizielle Nachricht aus Kaliningrad. Ich bin Jegorow, Personalabteilung. «
    » Ja? « Jamie war auf der Stelle hellwach.
    » Sie sollen sich um acht Uhr Ortszeit im Johnson Space Center melden und Ihre Reisebefehle abholen. Sie werden unverz ü glich zum Kennedy Space Center in Florida gebracht. Dort besteigen Sie die Raumf ä hre und fliegen zur orbitalen Montageeinrichtung hinauf. «
    » Sie meinen, ich fliege zum Mars? « rief Jamie ins Telefon.
    » O ja. Haben Sie das nicht gewu ß t? Sie sind zum Geologen des ersten Landeteams ernannt worden. Viel Gl ü ck. «
    Jamies erster Impuls war, einen ohrenbet ä ubenden Kriegsschrei auszusto ß en. Statt dessen sagte er nur: » Danke. «
    Er legte auf. Mit einemmal f ü hlte er sich innerlich hohl und leer, als w ä re er endlich durch eine T ü r gebrochen, die ihm verschlossen gewesen war, und h ä tte festgestellt, da ß dahinter nichts als leere Luft lag.
    Er stieg aus dem Bett, duschte, rasierte sich, packte erneut seine vielbenutzte Reisetasche und fuhr zum Zentrum hinaus. Im Reiseb ü ro wartete nat ü rlich ein Team grinsender M ä nner und Frauen auf ihn.
    » In einer halben Stunde steht eine Maschine f ü r Sie auf dem Rollfeld bereit. «
    » Was ist mit meinem Auto? « Jamie stellte pl ö tzlich fest, da ß er keine Vorsorge f ü r den Wagen, die Wohnung, die M ö bel getroffen hatte. Absurderweise fragte er sich, was er mit seinen Zeitschriften- und Zeitungsabonnements machen sollte.
    » Wir k ü mmern uns um alle Einzelheiten. Unterschreiben Sie nur diese Formulare. «
    Jamie kritzelte seinen Namen hin, ohne die Formulare zu lesen. Schei ß drauf, dachte er. Sie k ö nnen den Wagen und alles andere haben. Werde ich auf dem Mars nicht brauchen!
    Sie fuhren ihn zum Rollfeld. S ä mtliche Mitarbeiter im Raum quetschten sich in einen grauen Station Wagon der Agentur und dr ü ckten sich an Jamie, weil sie dem Mann, der zum Mars fliegen w ü rde, so nahe wie m ö glich sein wollten. Jamie hatte nichts gegen ihre N ä he, er war dankbar, da ß er chauffiert wurde; er h ä tte sich nicht zugetraut, selber zu fahren. Allm ä hlich packte ihn die Erregung. Der Mars. Geologe des ersten Landeteams. Der Mars.
    Edith stand in Jeans und einem leichten Pullover am Eingang des Hangars. Offenkundig nicht ihre Arbeitskleidung. Er sch ä mte sich auf einmal, da ß er sie nicht angerufen hatte.
    » Wie hast du ’ s erfahren? « fragte er, die Reisetasche in einer Hand.
    Sie grinste zu ihm hinauf. » Ich habe meine Quellen. Ich bin bei den Nachrichten, wei ß t du. «
    » Ich …« Jamie wu ß te nicht, was er sagen sollte. Die Mitarbeiter, die ihn hergefahren hatten, die Flughafenmechaniker – zu viele Menschen beobachteten ihn.
    Ediths Grinsen wurde wehm ü tig. » Tja, wir haben gewu ß t, da ß es nicht f ü r immer sein w ü rde. Es war aber sch ö n mit dir. «
    » Du bist der wichtigste Mensch auf der Welt f ü r mich, Edith. «
    » Aber nur auf dieser Welt. Jetzt mu ß t du an eine andere denken. «
    » Ja. « Er lachte. Er f ü hlte sich unsicher und ganz schwach.
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen dicken Ku ß . » Viel Gl ü ck, Jamie. Ich w ü nsche dir alles Gute in beiden Welten. «
    Ihm fiel nichts anderes ein als: » Ich komme zur ü ck. «
    » Aber sicher « , antwortete sie.

SOL 3
    VORMITTAG
     
    »Heute ist der große Tag, hm?«
    Obwohl Pete Connors Düsenjägerpilot war und als Astronaut über zwanzig Shuttle-Einsätze vorzuweisen hatte, erinnerte er Jamie an einen Highschool-Footballspieler Sekunden vor dem Kickoff. Seine dunklen braunen Augen, die normalerweise besorgt dreinblickten, zeigten jetzt eine Erregung, die die meisten Menschen nach ihrer Jugendzeit verlieren, eine kaum zu bändigende Abenteuerlust.
    Connors, Jamie und die meisten anderen zogen sich f ü r ihren ersten Tag richtiger wissenschaftlicher Arbeit auf dem Mars an. Heller Sonnenschein fiel durch den transparenten, doppelwandigen Kunststoff im unteren Teil der aufgeblasenen Kuppel herein; die Wettervorhersage versprach einen typischen Sp ä tsommertag: klarer Himmel, leichter Wind, hohe Temperatur,

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