Mars
einmal individuell mit den Ä rzten und Psychologen er ö rtert haben. Es wird – wenn auch nur kurz – in den Missionsvorschriften erw ä hnt. «
Li holte einmal tief Luft. » Das Thema, von dem ich spreche, ist Sex. «
Alle holten Luft. Es war, als ob ein kollektiver Seufzer durch die Gruppe ginge. Jamie konnte die Gesichter der anderen Wissenschaftler nicht sehen, ohne den Kopf zu wenden, was ihm eine neue Welle der Ü belkeit eintragen w ü rde. Aber die Astronauten und Kosmonauten standen den Wissenschaftlern gegen ü ber, und Jamie sah ein paar grinsende Gesichter und sogar eine gerunzelte Stirn.
» Wir sind alle erwachsene Menschen « , sagte Dr. Li. » Wir haben alle einen gesunden Geschlechtstrieb. Wir werden nahezu zwei Jahre zusammenleben. Als Ihr Expeditionskommandant erwarte ich, da ß Sie sich entsprechend benehmen. Wie erwachsene Menschen, nicht wie kindliche Affen. «
Niemand sagte ein Wort. Es gab kein Gel ä chter, kein Gekicher, nicht einmal ein R ä uspern.
» Wir sind viermal so viele M ä nner wie Frauen. Ich erwarte von den M ä nnern, da ß sie sich vern ü nftig benehmen und die Ziele der Expedition ü ber ihre privaten Gel ü ste stellen. Doktor Reed und Doktor Yang, unsere beiden Ä rzte, haben Medikamente, die den Geschlechtstrieb unterdr ü cken. Sie k ö nnen sich ganz privat und vertraulich an sie wenden, wenn es n ö tig ist. «
Jamie fragte sich, wie privat und vertraulich es unter f ü nfundzwanzig M ä nnern und Frauen zugehen konnte, die fast zwei Jahre lang in zwei Raumschiffe eingesperrt sein w ü rden.
Li lie ß den Blick ü ber die versammelten Mitglieder seiner Teams schweifen und f ü gte dann hinzu: » Eines m ö chte ich ausdr ü cklich klarstellen: Weder ich noch die Flugkontrolleure werden zulassen, da ß sexuelle Probleme den Erfolg dieser Expedition gef ä hrden. Wenn einer von Ihnen seinen Geschlechtstrieb nicht kontrollieren kann, mu ß er Medikamente einnehmen. Ist das klar? «
Und was ist mit den Frauen, h ä tte Jamie am liebsten gefragt. Aber er tat es nicht. Ediths Bild erschien vor seinem geistigen Auge, aber er ertappte sich dabei, wie er ganz leicht den Kopf wandte und zu Joanna hin ü berschaute, die gleich links von ihm in der Reihe vor ihm stand.
» Also sch ö n. Ich werde jetzt die M ä nner vorstellen, die unsere Schiffe fliegen und – sobald wir den Mars erreicht haben – unsere diversen Teams leiten werden. «
W ä hrend Li die Astronauten und Kosmonauten vorstellte, fragte sich Jamie, was passieren w ü rde, wenn ein Mann Ä rger machte und sich dann weigerte, die verordneten Medikamente zu nehmen. Was k ö nnen sie tun, wenn wir Millionen von Kilometern weit drau ß en im All sind?
2
Nach den Vorstellungen teilte sich die Gruppe in kleinere Einheiten auf. Jamie gesellte sich zu seinen Wissenschaftlerkollegen und den beiden Männern, die zu ihren Piloten und Teamleitern ernannt worden waren. Sie versammelten sich an der gekrümmten Wand an einem Ende der Plattform, auf der Dr. Li stehenblieb.
Die Wissenschaftler bewegten sich vorsichtig über den mit Schlaufen versehenen Boden, wie Menschen in einem Traum oder wie Trinker, die ihre Würde und Selbstbeherrschung zu bewahren versuchten. Jamie sah, daß die Astronauten und Kosmonauten sich lässig von den Wänden oder dem Boden abstießen und ohne jede Anstrengung zu den Wissenschaftlergrüppchen hinüberglitten, die sich bildeten, um mit ihnen zu sprechen. Unverschämte Anmut, dachte Jamie. Das war eine Formulierung aus einer Geschichte, die er vor Jahren in seinem Erstsemesterkurs in Anglistik gelesen hatte. Einer der Russen schwebte über ihn hinweg und schaute mit wölfischem Grinsen auf die taumelnden, schwankenden Wissenschaftler hinunter. Unverschämte Anmut.
Jamie bem ü hte sich, zu Joanna zu kommen. Er gelangte neben sie und ber ü hrte sie an der Schulter ihres Overalls. Sie fuhr ü berrascht zusammen, erbleichte dann merklich und schlug eine Hand vor den Mund.
» Tut mir leid « , sagte Jamie mit leiser Stimme. » Ich wollte Sie nicht erschrecken. «
Joanna schluckte schwer. In ihren Augen glitzerten Tr ä nen. » Einen Moment … es geht gleich wieder …«
» Ich wollte Ihnen nur danken, da ß Sie mir geholfen haben, hierherzukommen « , sagte Jamie. » Ich bin Ihnen sehr dankbar. «
Immer noch bla ß , erwiderte sie: » Professor Hoffmann mu ß te aus dem Team entfernt werden. Mit ihm w ä re es auf gar keinen Fall gegangen. «
»Ich bin sehr froh, daß ich
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