Marsrevolte problematisch
Wangen. Die Behauptung war richtig! Die kopfumhüllende, biologisch lebende Folie war linksseitig schlecht durchblutet. Der Bartwuchs ließ zu wünschen übrig.
Das Visiphon läutete – in dieser Situation unverhofft! Oberst Steamers erschien erneut. Er wirkte erregt, was sich aber nur in einer gewissen Straffung seiner Lippen bemerkbar machte. Man mußte ihn genau kennen, um derartige Gefühlsregungen feststellen zu können.
»Aktion vierzehn wird auf unbestimmte Zeit, aber nicht länger als um eine Stunde verschoben«, verkündete er hastiger als gewohnt. »Sir, wir haben soeben einen Schlüsselfunkspruch vom Mond erhalten. Es ist unseren Experten gelungen, den marsianischen Kreuzer ›1418‹ durch die Stillegung des sogenannten ›Kommunikations-Synchronisators‹ vom ZONTA-Gehirn unabhängig zu machen. Die Maschinen und Geräte des Schiffes reagieren wieder auf die Anweisungen der GWA-Besatzung.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Das war eine Meisterleistung, denn gerade die internen Abwehrwaffen der »1418« waren zu Beginn der ZONTA-Revolte tückisch geworden.
Allerdings – meine Überlegungen überstürzten sich – wenn die überlichtschnelle Kommunikation zum Großroboter unterbrochen werden konnte, schaltete das Hauptkommandogerät des Schiffes auf Autarkbetrieb um. Diese Möglichkeit hatten wir bei der Planung ins Auge gefaßt.
»Phantastisch«, staunte ich, zutiefst erleichtert. »Wer hat das geschafft?«
»Professor Scheuning mit dem TESCO-Team. Die zündende Idee stammte von einem Japaner. Sie kennen ihn. Er war mit Ihnen im GODAPOL-Einsatz, als die Erde von den Nachschubgütern des Marsversorgers ALPHA-VI überschüttet wurde.«
»Japaner? Meinen Sie Dr. Dr. Kenji Nishimura, den Elektroniker und Programmlogisten, der außerdem Mediziner und Spezialist für Transplantationschirurgie ist? Er ist ein erstklassiger Mann, auch als Kämpfer. Dreifacher Weltmeister im olympischen Schnellfeuerschießen und vielfacher asiatischer Judomeister.«
»Sie sagen es. Auf die Idee kam aber nicht der Elektroniker sondern der Transplantationschirurg Kenji Nishimura.«
»Was?« stieß ich fassungslos hervor.
»Werden Sie nicht gleich ohnmächtig. Wir brauchen Sie noch. Ja, es stimmt. Er pflanzte der Hauptzentralepositronik im direkten Kampfeinsatz gewissermaßen ein Absorbergerät zwischen die drahtlosen Stromleiter. Der Synchronisator fiel blitzesprühend aus. So wurde es berichtet. Sie müssen also noch etwas warten. Ich starte in der Zwischenzeit das Programm mit letzten Bildnachrichten vom Mond. Übrigens – damit Sie nicht von einer Überraschung in die andere fallen: die genesende ›1418‹ wird augenblicklich von mindestens fünfzig Mondschwebepanzern angegriffen. Wir haben angeblich sofort erkannt, daß der Kreuzer von Ihnen, dem bösen Dr. Nang-Tai, entgegen allen Erwartungen zurückerobert wurde. Sir, wenn ich daraus keinen triftigen Grund mache, mit dem Sie die schon gegen Sie und Robbens revoltierende Menschheit weiterhin gekonnt erpressen können, dann will ich nicht mehr Steamers heißen. Meine Komputer laufen bereits. Ich stelle die Sendung um. Der große Bahnhof bleibt. Die Herren sitzen schon vor den Kameras. Ich werde sie immer wieder einblenden und die verbissenen, beziehungsweise tief bestürzten Gesichter in Nahaufnahmen bringen. Sind Sie einverstanden?«
»Selbstverständlich. Reg, schlachten Sie den Faktor aus. Sie nähern sich Ihrer positiven Echtheitsmenge. Oder halten Sie plötzlich nichts mehr von der ultrapotenten Mengenlehre?«
»Jetzt mehr als jemals zuvor. Soeben beginnt
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