Martin, Kat - Perlen Serie
schrie laut auf, weil Harwood sie zur Seite stieß und auf die Tür zurannte. Cord griff nach seinen fliegenden Rockschößen und brachte ihn aus dem Gleichge- wicht. Ineinander verkeilt, fielen beide Männer zu Boden. Sie hörte Cord leise fluchen und ahnte, dass ihm seine Wun- de ernste Schmerzen bereitete. Er versetzte Harwood einige schwere Hiebe ins Gesicht, doch der Baron konnte sich von ihm losmachen und eilte zur Tür. Cord stürzte hinter ihm her, und beide Männer stürmten die Treppe hinauf in die Ein- gangshalle.
Sie nahm die Lampe vom Tisch und lief den beiden hinter- her. Am Kopf der Treppe angekommen, sah sie den Baron im Wohnzimmer verschwinden. Cord folgte ihm dicht auf den Fersen, und Tory ging ihm nach.
Im Schein ihrer Lampe funkelten die beiden Säbel ihres Großvaters auf, die gekreuzt über dem Kamin an der Wand hingen.
Harwood grinste, als er sie herunternahm und einen der bei- den Cord zuwarf. „Sehen Sie, was ich für ein Sportsmann bin? Ich gebe Ihnen noch eine Chance, Ihr Leben zu retten."
Miles Whiting war indes ein ausgezeichneter Fechter, und in Anbetracht dessen, wie Cord sich mit der linken Hand den Oberkörper hielt, konnte von einem fairen Kampf keine Rede sein.
Doch Cord versuchte, nicht auf seine Schmerzen zu achten, und prüfte die Klinge. „Sie haben soeben Ihren zweiten Fehler gemacht, Harwood. Es wird Ihr letzter gewesen sein."
Der Baron lachte nur, und der Klang seiner Stimme, die in dem verlassenen Haus widerhallte, jagte Tory einen eiskalten Schauder über den Rücken. Die Männer gingen aufeinander zu und kreuzten die Klingen. Die Säbel klirrten, und das helle, metallische Geräusch erfüllte den Raum. Harwood legte vor, und Cord parierte. Der Baron ließ seine Klinge gekonnt durch
die Luft schwirren und schien nur darauf zu warten, seinem Gegner den fatalen Stoß zu versetzen.
Überrascht Tory stellte fest, dass Cord mit dem Säbel weit- aus geschickter umging, als sie angenommen hatte. Mit dem Baron konnte er es allerdings noch lange nicht aufnehmen. Was die beiden Männer sich lieferten, schien nicht nur ein Duell zu sein. In Wirklichkeit diente es dem Baron dazu, seine Mordpläne in die Tat umzusetzen. Er hatte bereits ihre Mutter und ihren Vater auf dem Gewissen - Tory würde es nicht zulas- sen, dass er nun auch noch ihren Mann umbrachte.
Mit klopfendem Herzen rannte sie zurück in die Küche. Sie überlegte kurz, ob sie nach Jacob suchen sollte, verwarf den Plan jedoch sofort wieder. Bis sie ihn gefunden hätte und sie beide zurück im Haus wären, würde Cord längst tot sein. Deshalb begann sie eilig, nach Cords Pistole zu suchen, die irgendwo auf dem Küchenboden liegen musste. Auf allen vie- ren tastete sie sich mit zitternden Händen über die Holzdielen. Im Halbdunkeln sah sie nur wenig, und sie atmete erleichtert auf, als ihre Finger schließlich das kühle Metall der Waffe be- rührten. Hastig nahm Tory sie an sich.
Als sie das Wohnzimmer wieder erreichte, hatten die Männer bereits ihre Jacken und Westen abgelegt. Mit sicheren Bewe- gungen umkreisten sie sich in der Mitte des Raumes. Tory sah, dass ein heller Blutfleck sich auf dem Ärmel von Cords weißem Hemd ausgebreitet hatte, und ihr wurde das Herz vor Angst bang.
„Sie überraschen mich, Brant", sagte der Baron, den der Zweikampf kaum anzustrengen schien. „Aus Ihnen hätte ein erstklassiger Fechter werden können. Leider wird Ihnen keine Zeit mehr bleiben, Ihre Fähigkeiten zu perfektionieren."
„Mir scheint eher, dass Ihre Zeit sich dem Ende zuneigt." Cord durchbrach die Deckung seines Gegners und stieß ihm seine Klinge in die Schulter. Der Baron stieß einen zischenden, von Schmerz erfüllten Laut aus. Wütend, weil Cord ihn ver- letzt hatte, begann er nun ernsthaft anzugreifen. Während Cord vor ihm zurückwich, attackierte er dessen Klinge so lan- ge, bis sein Säbel in einem hohen Bogen durch die Luft flog und sein Gegner unbewaffnet vor ihm stand.
Mühsam unterdrückte Tory einen Schrei, denn Harwood platzierte die Spitze seiner Klinge direkt über Cords Herz.
„Sie haben sich den Umständen entsprechend gut geschla- gen. Aber ich habe, wie gesagt, heute Abend noch etwas ande-
res vor. Ganz zu schweigen davon, dass ich auch noch Ihre un- liebsame Frau aus dem Weg scharfen muss."
Tory sah, wie die Muskeln im Arm des Barons sich spannten, als er zum tödlichen Stoß ansetzte - und sie drückte ab.
Die Klinge zitterte in Harwoods Hand. Sein hageres, finste- res Gesicht nahm
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