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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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mich auf den Weg zu machen! Ich versuche meine Gefühle irgendwie einzuordnen. Schlimm, dass ich ausgerechnet bei ‘nem Kerl so fühlen muss. Es ist mir sogar peinlich. Hoffentlich fällt’s keinem auf. Das ist mir bislang bei niemandem passiert. Um mein Herz wird es warm und der Gedanke an sein Lächeln zaubert eine Miene des Wohlseins auf mein Gesicht. Wenn ich nur wüsste, wie ich das Verdrängen anstellen soll.
     
    Wir sitzen auf dem Standesamt. Oma, Opa, Mum, Dad, Biankas bescheuerte Eltern, Mike und eine gewisse Silke als Trauzeugen. Und das Brautpaar. Jay wartet vor der Tür, um Fotos zu schießen, während Cora fehlt. Die hat’s gut.
    Diese dümmliche Silke, Biankas beste Freundin, ist mindestens genauso hässlich und unterbelichtet. Wie kann man bei dieser Figur nur ein hautenges, giftgrünes Kleid tragen? Man sollte ein jährliches Fest zu Ehren der hässlichsten Kreaturen in der Umgebung veranstalten. Mit den beiden Hauptpreisträgerinnen.
    Von der Zeremonie bekomme ich null mit. Einerseits weil ich meinen Rausch von gestern noch nicht richtig verdaut habe, andrerseits weil meine Gefühle mit mir Achterbahn fahren. Wo sind bloß die Zeiten geblieben, in denen ich mit Mark und Ivo derb über Schwule hergezogen habe? Aber ich fühle mich weder schwul, noch werde ich mich tuntenhaft aufführen. Ich bin ich. Noch immer derselbe Dennis Jacobi, bis auf die winzige Ausnahme, dass ich auf Ben stehe. Cora sollte hier sein. Sie ist die einzige mit der ich über dieses heikle Thema reden könnte. Ich trete auf der Stelle und bin völlig neben der Kappe.
    Diese unangenehme Leere in mir ist wie eine Lähmung. Wie wenn jemand das Licht ausgemacht hätte und mich in einem dunklen Raum ohne Fenster zurückgelassen hat. Ich fühle mich plötzlich so allein auf dieser Welt.
    Dad stößt mich mit seinem Ellbogen in die Seite. Alles schon vorüber? Zum Glück! Ich scheine vor mich hinzuträumen, das hat jetzt auch Dad realisiert. Wie in Trance bewege ich mich Richtung Ausgang. Plötzlich liege ich in Bens Armen. Ist das echt? Was für ein Traum! Doch! Es ist Wirklichkeit. Wow! Schön, ihn so nahe zu spüren und zu riechen. Seine Schulter ist so anschmiegsam. Ich höre meinen losen Mund etwas wie „Alles Gute“ sagen. Ich gratuliere ihm also nur. Schade. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Meine Persönlichkeit muss ganz schön gespalten sein. Von Ben zu träumen und ihm gleichzeitig zu gratulieren, zeugt von blitzartigen Umschaltungen in meinem Gehirn. Sich dennoch parallel seinen Tagträumen hingeben zu können ist genial. Schon klasse so ein Denk-Apparat.  
    Bianka strecke ich lediglich verwegen die Hand entgegen. Das muss reichen.
    Irgendwie bin ich den ganzen Tag nur physisch anwesend.
    „Was ist denn los, Jungchen? Liebeskummer?“
    „Aber Mutter, frag ihn doch nicht so aus; der ist superglücklich mit seiner Lena. Die ist nicht da. Das ist die Erklärung. Dennis und Liebeskummer. Dass ich nicht lache!“ Tja Dad, da sieht man mal wieder, dass du überhaupt keine Ahnung hast. Mir ist das gerade Recht, dass ich trotz meiner auffälligen Schweigsamkeit keine exakten Einblicke in mein Inneres gewähre. Bezüglich Ben zumindest. Was die Anderen über Lena und mich denken ist mir so egal wie ein Schneesturm in Alaska. Solange sie nicht spannen, was ich für Ben übrig habe, ist alles im Lot. Ben checkt natürlich, dass etwas mit mir nicht in Ordnung ist.
    „Hey Kumpel, warum so traurig? Probleme?“
    „Kann ich dir nicht sagen, aber ich melde mich, wenn ich dich brauche. Versprochen.“
    Natürlich ist das gelogen. Brauchen würde ich ihn auf der Stelle. Aber das muss er nicht wissen. Er wird es nie erfahren. Sonst habe ich bei ihm verschissen. Für immer!
    „Aber ich brauche dich.“
    „Hä?“
    „Ich meine, ich muss unbedingt mit dir sprechen. Treffen wir uns morgen um 13:00 Uhr zum Joggen im Park? Das ist mir unheimlich wichtig.“
    „Sure; aber ... weswegen?“
    „Sag ich dir morgen. OK? Und jetzt zieh dir dein lustiges Dennisgesicht auf und nimm die dämliche Trauermaske ab.“
    Er legt seinen Arm lässig um mich. Oh Mann, wenn er wüsste wie gut mir das tut, würde er das bestimmt nicht machen. Ich freue mich schon auf morgen. Ich komme mir vor wie ein Kleinkind vor dem Weihnachtsabend. Ich kann es kaum erwarten. Endlich verfliegt meine schlechte Laune. Was er mir wohl zu sagen hat? Hoffnungen sollte ich mir keinesfalls machen. Es geht wohl um etwas ganz Banales. Wie auch immer. Ich werde zumindest etwas

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