Marzipaneier (Junge Liebe)
aus seinem Glas und redet weiter.
„Dann werden wir uns nicht mehr so häufig sehen. Tut mir ja auch leid, das kannst du mir ruhig glauben. Nachhilfestunden können wir theoretisch beibehalten, aber unsere Joggerei oder unsere Kneipentouren werden flach fallen. Sei beruhigt, Landwirt werde ich ganz bestimmt nicht, obwohl diesen Leuten ganz besondere Bewunderung gebührt, die ackern wie die Wilden. Manchmal werde ich meinen Schwiegereltern unter die Arme greifen müssen, aber ich habe schließlich meinen eigenen Beruf. Aufgeben werde ich den auch dafür nicht, dazu hab ich zuviel Freude daran.“ Das wird ja immer schöner! Die Enttäuschung steht mir ins Gesicht geschrieben.
„Aber Ben. Die Entfernung ist nicht so groß, lass es uns beibehalten. Bitte!“
„Schon, aber sieh mal. Ich weiß noch gar nicht, was alles auf mich zukommt und dann ist es aus Zeitgründen nicht mehr so einfach. Bianka kannst du nicht ab, na sei ehrlich.“
„Sure, die ist alles andere als mein Fall.“
„Das ist der Punkt. Mir persönlich ist das scheißegal, was du von ihr hältst. Das kann auch ich nicht ändern, aber Bianka hat eben schon geschnallt, dass von deiner Seite nix rüberkommt“, unterbricht mich Ben schon wieder.
„Das wird es auch so schnell nicht!“
„Musst du auch nicht unbedingt. Nur ... ich glaube, sie will es etwas unterbinden, dass wir ’n Haufen Zeit miteinander verbringen. Sie kann nicht verstehen, dass ich eine gewisse Bindung zu dir habe.“
„Und so was lässt du dir gefallen? Na super!“ Die spinnt doch. Voll krank die Frau.
„Klar, dass du so reagierst. Ich kann dich vollkommen verstehen. Hab zu ihr gesagt, dass sie das nicht von mir verlangen kann. Aber ich muss weiterdenken. Nicht nur an mich. Nicht nur nach meiner eigenen Schnauze leben, sondern Rücksicht nehmen und Verantwortung tragen. Im Moment geht alles drunter und drüber. In deinen Ohren mag das lächerlich klingen, aber ich habe den Verdacht, dass, wenn du ein wenig netter zu ihr bist, sie toleranter reagieren wird und ich abends mal allein weggehen kann. Es muss ja nicht jedes Wochenende sein. Ich will dich zu nichts zwingen. Aber wir könnten es auf einen Versuch ankommen lassen, oder?“ Er trinkt in hastigen Schlücken aus und wischt sich mit seinem Handrücken über den feuchten Mund. Es sieht toll aus, wie er das macht. So männlich.
„Klingt wie Gefängnis und mit sowas bist du ... nein, sorry. Vergiss es.“
„Schon okay. Dennis Jacobi wie er leibt und lebt. Genau das schätze ich so sehr an dir. Du redest wie dir der Schnabel gewachsen ist und vertrittst deine Meinung. Da können sich einige Leute ‘ne Scheibe davon abschneiden. Überleg es dir trotzdem. Schlaf am besten mal ‘ne Nacht drüber. Für mich war es, um ehrlich zu sein, ebenfalls eine Entscheidung, die über meinen Kopf hinweg getroffen wurde. Zuerst war ich weniger begeistert davon. Aber man gewöhnt sich an alles. Sei nicht sauer. Ja?“
„Na gut. Deine Schnalle mag ich trotzdem nicht und ihr was vorzuheucheln ist nicht meine Art. Deshalb muss ich es in Kauf nehmen, dass wir uns in Zukunft seltener sehen werden.“
Ich hoffe, dass es überzeugend geklungen hat. Down bin ich trotzdem. Er wirkt ebenfalls ein wenig geknickt auf meine harsche Absage an ein Friedensangebot mit Bianka. Oder bilde ich mir das wieder nur ein? Vielleicht ist dieser Wink des Schicksals für alle die beste Lösung. Dennoch liegt etwas in seinem Blick, das ich nicht beschreiben kann. Irgendwie scheint er mich heimlich zu mustern. Oder sehe ich wieder Dinge, die ich mir einrede sehen zu wollen? Ich hoffe jedenfalls meine Hirngespinste durch seinen Umzug verwerfen zu können, um wieder normal zu werden. Oma würde sagen: “Aus den Augen, aus dem Sinn.“
Ben sieht erleichtert aus, dass ich es einigermaßen locker aufgenommen habe. Was kann man solchen grau-grünen Augen schon abschlagen?
Er meint noch: „Du bist nicht der Einzige, der zu kurz kommt. Alex und Zoltan sind auch nicht besonders scharf auf Bianka. Genauso wenig wie Bianka auf die beiden. Deshalb wird die Zeit mit den Jungs ebenfalls darunter zu leiden haben.“
Ich nicke nur und versuche, die letzten Minuten mit ihm zu genießen. Ich schlürfe gelangweilt an meiner Cola, schaue ihm immer wieder in die Augen. Die sind interessant und unendlich tief wie ein Ozean. Man könnte glatt darin versinken. Unbeschreiblich schön. Und seine Finger! Unsere Hände sind sich ähnlich. Kaum zu glauben. Vorgestern hat er noch
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