Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
Vom Netzwerk:
der näheren Vergangenheit die berühmte Mücke an der Wand gestört hat, habe ich mich in die S-Bahn gesetzt und bin zu Ben gefahren. Das war ‘ne Sache von fünf Minuten. Sicherlich kann ich zu den Zwillingstürmen fahren und ihm bei seiner Arbeit über die Schultern schauen. Aber ich glaube weniger, dass er während der Arbeitszeit ein klein wenig seiner kostbaren Zeit für mich opfern kann.
    Endlich habe ich die Kreuzung zur Herderstraße erreicht. Ich halte Ausschau nach Marks Haus. Mal sehen, ob er es drauf hat, mich heute aufzuheitern. Er muss es schaffen. Wie oft bin ich in meinem Leben schon diesen Weg gegangen? Meter um Meter, vorbei an der Kuhle, in der sich im Herbst der Regen in einer Pfütze und im Winter das Eis sammelt. Morgens vor der Schule, am Mittag wieder zurück und abends um loszuziehen. Wenn ich Lena besuche, muss ich ebenfalls an seinem Haus vorbei, dessen Vorgarten jeden Sommer in einem Rosenmeer mit gefährlichen Dornen erstrahlt. Jetzt bin ich so vertieft, dass ich beinahe daran vorbeigehe. Mark steht draußen.
    „Hey Den, hast du vergessen, wo ich wohne?“
    Erst jetzt bemerke ich, dass ich bereits angekommen bin. Typisch meine Gedanken und ich. Das wird irgendwann ein schlimmes Ende nehmen.
    „Hi, du Ami. Was liegt an? Weißt du, ich war lange nicht mehr in der Gegend. Da vergisst man ... Das kommt vor“, versuche ich mich mal wieder herauszureden.
    „Hast du Worte. Nie um eine Ausrede verlegen. Sei sie auch noch so derb, was? Ich hab dir ein Haufen zu erzählen.“ Mark ist aus dem Häuschen und hat mir sogar ein Autogramm von Meg Ryan mitgebracht. Aber interessieren tut ihn natürlich was ganz anderes.
    „Habt ihr’s endlich getan, mein kleiner Loser? Du wirst es nicht glauben, aber das habe ich mich die ganze Zeit über gefragt!“ Ich wusste es! Der vor mir mit seinem Milchbubigesicht wäre nicht Mark, wenn er sich nicht nach meinem Sexleben erkundigen würde. Ich strahle über beide Ohren und nicke zustimmend. Mark checkt es auf der Stelle.
    „Na endlich, Kumpel! Wurde langsam auch Zeit. Jetzt gehörst du absolut zum Elitekreis. Die Elite der Elite sozusagen. Und? Erzähl’s deinem besten Freund. War es gut? Wie oft habt ihr es getan?“
    „Um deine euphorische Stimmung gleich auszubremsen. Es war unser bislang einziges Mal. Ich denke, es war ganz okay.“
    „Ganz okay? Das klingt ja überzeugt“, meint er ironisch, während wir es uns auf seiner Veranda mit einer Limo bequem gemacht haben.
    „Du bist mit der gefragtesten Bitch im Bett gelandet und fandest es nur okay? Dir ist nicht mehr zu helfen. Tut mir Leid, aber ich verstehe dich nicht.“ Ich weiß nicht, wie ich mich rausreden soll. Von Ben kann ich noch nichts erzählen. Schließlich ist er der Grund, weshalb es zu keiner weiteren Liebesnacht zwischen Lena und mir gekommen ist. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Lust dazu.
    „Ach, weißt du. Das ging alles so schnell, obwohl wir spät abends alleine am Strand waren. Jetzt befürchte ich, dass sie fürs erste genug davon hat“, versuche ich Mark zufriedenzustellen.
    „Hast du es ihr besorgt?“
    „Ich weiß es nicht. Kann schon sein. Sie schien kurz so ... komisch, ... ja komisch, aber ...“
    Mark lässt mich gar nicht aussprechen. Wenn es um das Thema Nummer 1, Sex, geht, redet er wie ein Wasserfall bei Hochwasser.
    „Egal, jedenfalls müsst ihr es so schnell wie möglich wieder tun. Meinst du bei Kirsten und mir war es anders? Je öfter ihr es macht, desto mehr Übung bekommt ihr in der Sache und desto spaßiger entwickelt sich das Spektakel. Glaub mir, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!“
    Irgendwie setzt mich diese Aussage noch mehr unter Druck. Normalerweise sind wir uns immer einig. Wenn nicht, was in den seltensten Fällen vorkommt, tu ich das, wonach mir der Kopf steht. Nur in dieser Sache versucht er immer wieder Einfluss auf mich zu nehmen und für mich wird es immer komplizierter, meinen Standpunkt dagegen aufrecht zu erhalten. Meine Unschuld habe ich nur verloren, weil es alle von mir erwartet haben. Nicht, weil ich es für mich selbst haben musste. Richtig, letztendlich habe ich es selbst getan, jedoch eher aus dem Erfolgsdruck heraus.
    Aber das Kopfzerbrechen hilft nichts. The show must go on. Als ich nach Hause gehen will, streife ich einmal mehr die Rosenstaude. Das passiert mir sehr oft. Es scheint eine magische Anziehung von ihr auszugehen und sie scheint sich mal wieder auf mich zu werfen. Obwohl ich sie in- und auswendig

Weitere Kostenlose Bücher