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Masala Highway

Titel: Masala Highway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel A Neumann
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bedeutende Rolle. So ist es in Udaipur nicht Lakshyaraj, sondern seine Schwester Padmaja, die sich mit mir trifft, um mir ein paar Informationen zu dem Unternehmen ihrer Familien zu geben. Zusammen mit ihrer älteren Schwester Bhargavi leitet sie für ihre Eltern die Hotelgruppe. Padmaja, nicht einmal dreißig Jahre alt, hat sich in den USA im Hotelfach ausbilden lassen und tritt so selbstbewusst wie charmant auf. Dass sich die weltgewandte Kumari irgendwann einmal in den Schatten eines Ehemanns stellen lässt, ist ziemlich unwahrscheinlich und ähnlich unvorstellbar wie der Gedanke, dass Padmaja irgendwelche Gäste in Pantoffeln begrüßen würde.
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    1 Siehe Kapitel „Vier Stunden, zwei Pausen, eine andere Welt“.

Goa ist keine Insel
    „Diesen Winter machen wir Urlaub auf Goa!“ Vorfreude spricht aus den Augen meiner Bekannten in Heidelberg, die zum ersten Mal nach Indien will. Ihren Versprecher – Goa ist keine Insel! – habe ich schon einige Male gehört. Ich kann den Irrtum nachvollziehen. Touristen lernen oft nur die Strände von Indiens kleinstem Bundesstaat kennen. Beides – Touristen und Badestrände – gibt es in Goa verglichen mit anderen Gegenden Indiens viel. Nur Agra mit seinem Taj Mahal ist seit noch längerer Zeit ein ausgewiesenes Ziel des Fremdenverkehrs in Indien. Kein Wunder, dass Fernwehgeplagte Goa und Ferieninseln wie Mallorca oder Teneriffa in einem Atemzug nennen. Und ein Aufenthalt in Goa lässt leicht den Eindruck aufkommen, eigentlich nicht auf dem Subkontinent zu sein.
    Die Ersten, die in großer Zahl Goa als Reiseziel wählten, kamen in den Sechzigerjahren. Ein paar junge Leute mit der Sehnsucht nach einem freien Leben entdeckten die Strände für sich, und bald eilte der früheren portugiesischen Kolonie ein besonderer Ruf voraus: In Goa, hieß es, wird das Leben nach anderen Maßstäben gelebt. Keine autoritären Traditionen, kein Muff von Tausend Jahren. Manche der Gründe, weshalb Goa die Leute mit den langen Haaren damals begeisterte, kann ich gut nachvollziehen: Die Goaner sind ein gastfreundliches, weltoffenes Völkchen, das Essen kostet nicht viel und schmeckt toll, und schlafen kann man – wenn nicht gerade Regenzeit ist – zur Not auch unter den Palmen in einer der Buchten mit strahlend weißem Sand. Den eigentlich schon vollkommenen Sternenhimmel verschönerten sich viele der Aussteiger noch durch außergewöhnliche Rauchwaren. So etwas wie Drogenfahndung gab es in dieser Frühzeit des Tourismus in Goa kaum.
    Der Ruf des Hippieparadieses mit rund 100 Kilometern Küste eilte Goa noch nach, als die letzten Make-love-not-war-Aufnäher längst in der Altkleidersammlung verschwunden waren. Ende der Achtzigerjahre erreichten die Sandstrände neue Besucherwellen. Die wollten nicht die Welt verändern, aber die Nacht zum Tag machen: Auf Full-Moon- Partys brachten die wummernden Bässe der Technobeats die Palmen zum Zittern und die Köpfe zum Rauschen. In Berlin tanzten die Raver in Kellern – in Indien die Goa-Trancer unter dem Sternenhimmel, der schon den Hippies so gefallen hatte. Auf den Neujahrs-Raves in Anjuna bewegten sich zehn- bis fünfzehntausend Tänzer zu psychodelischer Technomusik. Die DJs standen anfangs häufig nicht am Plattenteller, sondern bedienten Kassettenspieler, denn Vinylscheiben waren in Indien kaum zu bekommen und zu schwer, um sie mitzubringen. Es legten keine Inder auf, sondern Deutsche, Engländer und auch Israelis. Rauchwaren waren auch zu haben, wurden aber eher eingesetzt, um von den zuvor eingeworfenen Pillen wieder herunterzukommen.
    Viele der ersten westlichen Touristen kamen auf Hippietrails mit dem VW-Bulli über den Iran und Nepal nach Goa. Die Techno-Raver hatten da einen klaren Vorteil: Seit Mitte der Achtzigerjahre landeten europäische Charterflugzeuge auf dem Flughafen Dabolim. Bis vor rund dreißig Jahren kamen jedes Jahr rund 33 000 Reisende aus dem Ausland, heute sind es etwa 200 000 – zusätzlich zu etwa zwei Millionen Erholungssuchenden aus anderen Teilen Indiens. Das sind deutlich mehr Besucher als Goa Einwohner zählt. Zwar hat die Landesregierung früh verboten, Hotels höher als die Palmwipfel an der Strandlinie zu bauen. Betonburgen wie an der Costa Brava gibt es deshalb keine. Aber sonst erinnern die Strände bei den Dörfern Colva und Calangute während der Hauptsaison, im Dezember und Januar, an die beliebtesten spanischen Ferienorte der Deutschen und Briten: Es ist ein bisschen eng, und die

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