Maschinenmann: Roman (German Edition)
Krankenhaus, auf dem ich sitzen und genießen konnte, wie das Wasser an meinem Hintern heruntertropfte. So einen musste ich mir unbedingt besorgen. Ich klammerte mich am Duschvorhang fest und hüpfte zu meinem Handtuch. Natürlich hätte ich den Exegesis tragen können – schließlich war er wasserfest –, doch dann hätte ich den Stumpf nicht waschen können. Und wenn ich mich irgendwo waschen musste, dann an meinem Stumpf.
Ich trocknete mich auf der Toilette ab, streifte den Strumpf über und passte das Bein an. Seit meiner Heimkehr hatte ich ihn nicht oft getragen. Lola Shanks wäre bestimmt enttäuscht gewesen. Als ich aufstand, quetschte mich die Plastikfassung ein, und ich dachte: Genau deswegen mag ich ihn nicht. Trotzdem humpelte ich ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Als ich fertig angezogen war, ging ich zurück ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Dabei lehnte ich auf meinem biologischen Bein. Ich richtete mich gerade auf. Der Exegesis sah nicht besonders gut aus, wenn er unten aus einer Anzughose herausragte. Er hatte Ähnlichkeit mit einer gespaltenen Zunge. Als wäre ich in etwas getreten und hätte mich darin verheddert. Ich war nervös und versuchte, mich zu beruhigen. Im Krankenhaus gab es viele Leute, denen etwas fehlte.
Im Wohnzimmer ließ ich mich auf dem Sofa nieder. Kurz darauf klingelte mein Telefon. Der Fahrer. Ohne mich zu rühren blieb ich sitzen. Das Geräusch brach ab. Dann läutete es erneut. Diesmal tippte ich auf ANNEHMEN . »Hallo, ich bin bereit.«
Es war eine schwarze Limousine. Der übergewichtige Fahrer hatte eine Mütze und ein Bärtchen. Er öffnete die Hintertür und versicherte mir, dass es ein schöner Morgen war. Als wir unterwegs waren, meinte er: »Ziemlich spezieller Fuß, den Sie da haben.«
Ich sah von meinem Telefon auf und fing seinen Blick im Rückspiegel auf. »Ein Exegesis.«
»Ach? Und was macht der so?«
»Er verwandelt kinetische Energie in Vorwärtsbewegung.« Eine Umschreibung für Gehen.
Der Chauffeur pfiff durch die Zähne. »Nett. Wirklich nett.«
Wir steuerten die Auffahrt hoch, die im Bogen am Haupteingang vorbeiführte. Der Chauffeur sprang heraus, um mir die Tür zu öffnen. Noch bevor ich mein Telefon in der Hose verstaut hatte, hielt er mir die Hand hin. Ich nahm sie, und er zog mich hoch. Es war hell im Freien, und ich kniff die Augen zusammen. Zwei Leute kamen auf mich zu. Cassandra Cautery und ein großer, lächelnder Mann, den ich nicht kannte. »Da ist er«, sagte der Mann. »Fein, dass Sie wieder bei uns sind.« Auf seinem Namensschild stand D. PETERS . Wahrscheinlich der Chef meiner Abteilung. Ich kannte ihn nicht, weil er eine obere Führungskraft war. Und obere Führungskräfte setzten keinen Fuß in die Labors. D. Peters streckte mir eine Hand hin, die ich schüttelte. Ein merkwürdiges Gefühl, als wäre ich ihm gerade zum ersten Mal begegnet.
»Wir freuen uns so«, fügte Cassandra Cautery hinzu. Auch sie lächelte.
»Alles ist schon für Sie vorbereitet.« D. Peters schritt voran zur Glastür, und ich folgte ihm ein wenig unbeholfen mit schleifenden Skizehen. »Erstaunlich«, rief er aus. »Wie heißt dieses … äh … das?«
»Es ist ein Exegesis Archion.«
»Und welche Idee steckt dahinter? Hinter der Machart?«
»Er verschwendet nicht so viel kinetische Energie.«
D. Peters nickte. »Hmm. Raffiniert.«
Die Glastüren schoben sich auseinander, und wir betraten die klimatisierte Kühle von Better Future. Die Eingangshalle war extrem hoch, selbst für unsere Verhältnisse, und über eine Glaswand mit dem Atrium verbunden. Dort gab es Vögel. Sie verbrachten ihr ganzes Leben in der Firma. Zwei vorüberkommende Weißkittel warfen einen interessierten Blick auf meinen Fuß. Ich war so befangen, dass mir das Gehen schwerfiel.
»Also, dann lasse ich Sie jetzt arbeiten«, sagte D. Peters. »Aber wenn ich etwas für Sie tun kann, irgendwas – rufen Sie einfach an.«
»Okay.«
»Guter Mann.« Einen Moment lang dachte ich, dass er mir gegen den Arm boxen wollte. Aber das tat er nicht. Rasch schritt er davon, um sich mit Dingen zu beschäftigen, mit denen sich obere Führungskräfte beschäftigten. Konferenzen abhalten vielleicht. Anrufe erledigen. Wir von der technischen Seite begriffen eigentlich nicht so recht, weshalb das Unternehmen so viele Führungskräfte brauchte. Ingenieure bauten Sachen. Verkäufer verkauften sie. Sogar die Personalabteilung konnte ich irgendwie noch verstehen. Aber
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