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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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erwachte von einem furchtbaren Krampf im Fuß. Und zwar nicht in dem Fuß, den ich hatte. Im anderen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht tastete ich im Dunkeln herum und zerrte an dem leeren Bettzeug. Schließlich zog ich mich hoch, knipste die Lampe an und warf die Decke zurück. »Schau, da ist nichts.« Ich redete mit meinem Gehirn. »Nichts, was wehtun kann.« Dann beugte ich mich vor und massierte die Luft, wo meine Zehen gewesen wären. Als Wissenschaftler bin ich darauf natürlich nicht stolz. Doch anscheinend half es. Ich schluckte mehrere Pillen und massierte weiter. Mein Vorrat an Medikamenten ging schneller zur Neige als geplant. Aber das war nur ein kurzfristiges Problem. Sicher sah mein Gehirn bald ein, dass es keine Phantomschmerzen empfinden sollte. Schließlich war ich ein überdurchschnittlich intelligenter Mensch.
    Ich saß gerade auf dem Sofa und spielte mit meinem Telefon, als es plötzlich zu klingeln anfing. Mir war völlig schleierhaft, was das Ding da machte. Gerade hatte ich durch einen Artikel gescrollt, und auf einmal veränderte sich das ganze Display, begleitet von einem mir völlig unbekannten Geräusch. Pop-up-Werbung? Dann sah ich: NUMMER BLOCKIEREN, ABLEHNEN, ANNEHMEN . Zögernd bewegte ich den Daumen zum Feld ANNEHMEN . Ein komisches Gefühl, als würde ich ein Mikrowellengericht im Fernseher erhitzen. »Hallo?«
    »Guten Tag, Dr. Neumann.« Eine Frau. Aber nicht Lola. Viel Wärme in ihrer Begrüßung, als wäre es ein Vergnügen für sie, meinen Namen auszusprechen. Es war ein Monat voller neuer Erfahrungen. »Hier ist Cassandra Cautery. Von der Firma. Wie geht es Ihnen?«
    »Hallo«, wiederholte ich. Natürlich war ich nicht besonders gut im Telefonieren.
    »Ich wollte nur mal von mir hören lassen und mich erkundigen, wie es bei Ihnen aussieht.«
    Eine Pause entstand, in deren Verlauf ich erkannte, dass sie eine Frage gestellt hatte. »Gut.«
    »Großartig!«
    Mir fiel wieder ein, dass Cassandra Cautery ziemlich scharf war. Ich sprach gerade mit einer echten Frau.
    »Das dachte ich mir schon«, fuhr sie fort. »Die Befunde aus dem Krankenhaus klangen geradezu begeistert. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Sie wissen ja, wie besorgt wir um Sie waren.«
    »Okay.«
    »Ich wollte etwas mit Ihnen besprechen. Ganz unverbindlich. Es geht um Ihre Rückkehr in die Arbeit.« Sie hielt inne. »Natürlich richten wir uns da völlig nach Ihren Bedürfnissen. Für uns ist nur Ihr Wohl entscheidend. Aber wie Sie vielleicht wissen, gibt es klare Hinweise darauf, dass sich die Rückkehr in die Arbeit äußerst günstig auswirkt. Für Sie, meine ich. Sie haben zu tun, Sie werden gebraucht und sitzen nicht bloß zu Hause herum. Wobei ich nicht annehme, dass Sie das machen!«
    Auf meinem Couchtisch waren vier halb leere Schachteln Cornflakes und mehrere Snackverpackungen verstreut. Auf dem Bücherregal stand ein Karton saure Milch, an den ich mich immer erst nach dem Hinsetzen erinnerte, obwohl ich ihn schon seit zwei Tagen wegwerfen wollte. Mein Internetprovider hatte mich in einer E-Mail darauf hingewiesen, dass trotz meiner Flatrate angemessene Verbrauchsrichtlinien bestanden, an die ich mich bitte halten sollte.
    Sie lachte. »Ich weiß ja, wie das ist bei Ingenieuren. Sind nur glücklich, wenn sie was bauen. Also … haben Sie sich schon mal überlegt, wann Sie zurückkommen möchten?«
    »Ähm«, erwiderte ich. »Morgen.«
    »Morgen? Ich meine … selbstverständlich. Machen wir es morgen.« Sie kramte in Papieren herum. »Hervorragend. Ich schicke einen Wagen. Einen Kleintransporter.«
    »Ein normaler Wagen reicht. Ich habe ein Bein.«
    »Ein … ja natürlich. Toll, dass Sie das so proaktiv angehen. Wirklich toll. Auf diese Weise zeigen wir, dass Sie relativ schnell wieder Ihre Arbeit aufnehmen können. Das beseitigt einfach potenzielle Unsicherheiten von der rechtlichen Seite, verstehen Sie?«
    »Nein.«
    Sie lachte, obwohl ich gar keinen Witz gemacht hatte. »Schauen wir also, dass Sie wieder auf die … in den Sattel kommen. Wie wär’s mit acht morgen früh?«
    »Okay.« Ich nahm das Handy vom Ohr und tippte auf GESPRÄCH BEENDEN . Auf dem Display erschien wieder die Startseite. Ich hatte eine Verabredung. Ich trug sie ins Telefon ein und sah in der Anruferliste nach. Da. Ein Anruf. Er hatte drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden gedauert. Eine Weile starrte ich den Eintrag an, weil das schon irgendwie ungewöhnlich war.
    Ich duschte, aber nicht lang, weil ich keinen Stuhl hatte wie im

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