Maschinenmann: Roman (German Edition)
Eiersandwich. Ihre Frage hatte mich aus der Fassung gebracht. Sollte ich mir die Augenbrauen zupfen? Mir war gar nicht klar, dass Männer so etwas taten.
An Lolas Hüfte piepte es. Sie nahm ihren Pager vom Gürtel. »Bah. Das kann warten.«
Lola hatte auch noch andere Patienten. Natürlich. Andere Männer. Sie half ihnen beim Gehen und drückte ihre Hände, wenn sie Schritte machten. Sicher verliebte sich jeder Einzelne von ihnen in sie. Na ja, vielleicht nicht jeder. Sie war schon irgendwie seltsam. Aber viele. Ich erinnerte mich an einen Aufsatz darüber, dass sich Versuchspersonen nach belastenden Erlebnissen überproportional häufig zu dem ersten Menschen hingezogen fühlen, der ihnen begegnet. Der Körper verwechselt Erregung mit Anziehung. Bestimmt war ich der Letzte in einer langen Reihe frisch verstümmelter Männer, die Lola Shanks’ Zauber verfallen waren. Wahrscheinlich hatte sie die Nase voll davon. Wenn ich ihr meine Liebe gestand, würde sie mir mit gequälter Miene erklären, dass sie mich wirklich mochte und nett fand, dass wir aber nur eine Arbeitsbeziehung hatten. Und diese Peinlichkeit würde all unsere weiteren Sitzungen überschatten. Das hätte mir von Anfang an klar sein müssen.
»Was ist?«, fragte Lola.
Ich starrte sie an. »Nichts.« Ich griff nach meinem Sandwich.
»Ich verstehe nicht, wie Sie Eier essen können.« Sie gestikulierte. »Das sind doch im Grunde Föten.«
Geschäftig platzte Schwester Katie ins Zimmer. Sie wirkte sehr glücklich. »Gute Nachrichten. Sie dürfen nach Hause.«
Ich legte mein Telefon weg. »Was?«
»Ihre Entlassung ist genehmigt worden.«
»Was?«
»Ach, Sie!« Katie schaute mich an. »Soll ich Ihnen beim Anziehen helfen? Oder möchten Sie das lieber allein machen?«
»Ich will … warum werde ich entlassen?«
»Wahrscheinlich, weil sie so weit sind.« Schwester Katie strahlte. Ihre Wangen leuchteten wie Äpfel.
» Ich glaube nicht, dass ich so weit bin.«
Katie beugte sich vor, um eine Pyjamajacke aufzuheben. »Die Ärzte sind da wohl anderer Meinung.«
Ich verstand nicht, wie es dazu kommen konnte. Niemand hatte mich gewarnt. Niemand hatte sich mit mir besprochen. Es fühlte sich an wie eine Vertreibung.
»Ihre Firma hat einen Wagen geschickt. Er steht schon draußen. Wir müssen uns beeilen. Also, brauchen Sie Hilfe mit den Kleidern?«
Mein Blick glitt durchs Zimmer. Ich wollte nicht weg. Hier hatte ich doch alles. »Sollte ich nicht zuerst mit meinen Ärzten reden?«
»Ach, ich glaube nicht, dass Sie noch mehr Ärzte brauchen.« Schwester Katie warf eine Krankenhaustasche aufs Bett. »Was Sie jetzt brauchen, ist, dass Sie endlich rauskommen und das Leben wieder genießen.«
»Aber …«
»Papperlapapp, das ist alles schon geregelt«, stellte sie fest.
Schwester Katie rollte mich hinaus zur Straße. Das war einigermaßen lächerlich, weil ich mein Bein anhatte, aber wir mussten uns an die Vorschriften halten. Ein weißer Kleintransporter mit dem Logo BETTER FUTURE wartete schon auf mich. Der Grund für die Wahl dieses Fahrzeugs wurde mir erst klar, nachdem Katie mir auf den Beifahrersitz geholfen und den Rollstuhl nach hinten gerollt hatte. Der Stuhl sollte mitkommen.
»Viel Glück!« Katie winkte durchs Fenster.
»Wohin?«, fragte der Fahrer.
Zurück. Aber das war keine Option. »Nach Hause, schätze ich.«
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Ich beschloss, mir einen runterzuholen. Nicht, dass ich so geil war, ich hatte bloß nichts anderes zu tun. Seit einer Woche war ich zu Hause und hatte die Nase voll von Netflix. Ich saß an meiner Workstation und browste nach Pornos. Beim Anblick einer Frau mit roten Haaren und Lippen überlegte ich mir, wie es wohl wäre, mit ihr zu reden. Ich wühlte mich aus meiner Pyjamahose. Ich war wie zu stark gekochte Pasta. Wie so ein Stumpf, schoss es mir durch den Kopf, und das war ein blöder Gedanke, so schrecklich, dass ich sofort wieder schrumpfte. Vielleicht sollte ich nach Amputiertenpornos suchen? Also nach Pornos für Amputierte. Doch schnell wurde mir klar, dass es so etwas nicht geben konnte. Trotzdem probierte ich es. Ich entdeckte eine schöne Frau mit einem Arm und eine andere ohne Unterschenkel und fand beide ziemlich scharf und irgendwie inspirierend, aber ich wollte nicht auf sie masturbieren. Dann fiel mir eine Untersuchung über männliche Schimpansen auf der niedrigsten Stufe der Hackordnung ein, die ein stark vermindertes Sexualverlangen zeigten. Ich schaltete den Computer aus. Ich fühlte mich einsam.
Ich
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