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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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verhindern, dass ihr Herz ein paar Stolperer machte. Wer mochte die geheimnisvolle Person sein? Ob man sie aufgespürt hatte? Sie unterdrückte den Gedankengang so schnell, wie er gekommen war. Keine Menschenseele aus ihrem alten Leben konnte ihren Aufenthaltsort herausgefunden haben. Und offensichtlich hatte in den ersten Wochen niemand das Bedürfnis verspürt, sie zu suchen. Warum sollte nun jemand Interesse an Isabel Dorothea Waringhams Verbleib haben? Zudem hatte Jeremy davon gesprochen, dass die Besucherin ihr und Allegra die Aufwartung machen wollte. Es durchzuckte Violet heiß und kalt. Lady Pikton.
    „Weiß Lord Pembroke über den Besuch Bescheid?“, erkundigte sich Violet beunruhigt.
    „Nein, Madame“, erwiderte Jeremy dienstbeflissen.
    Violet nickte und fühlte den erschrockenen Blick Allegras auf sich ruhen. „Er muss es auch nicht erfahren. Es ist nicht von Interesse für seine Lordschaft“, bekundetet Violet, und Allegra nickte eifrig. Ihr Blick flackerte.
    Jeremy verneigte sich. „Sehr wohl, Miss Delacroix.“
     
    Violet und Allegra trafen Lady Pikton im Morgensalon an. Sie saß auf der Chaiselongue und knabberte an einem Keks, den man ihr mit dem Tee serviert hatte. Als sie die beiden eintreten sah, legte sie den Keks beiseite. Sie wischt sorgsam die Krümel von Händen und Rock und kam ihnen entgegen. Sie begrüßte Allegra herzlich, ehe sie sich Violet zuwandte.
    „Ich war in der Nähe, und da sagte ich zu meinem Kutscher, er müsse unbedingt einen Abstecher hierher machen.“
    „Welch eine freudige Überraschung“, erwiderte Violet matt. Sie setzte sich neben Allegra in den zweiten Sessel, der um das Tischchen gruppiert und gegenüber der Couch platziert war. Violets Hand zitterte, als sie Allegra den Tee reichte.
    Violet nippte an ihrer Tasse, ohne etwas zu schmecken, genauso gut hätte man ihr Essig kredenzen können. Sie schluckte. Wenn nur Lucas nichts mitbekam! Unvorstellbar, was geschähe, fände er heraus, dass Violet entgegen seiner Anweisung Lady Piktons Einladung gefolgt war.
    Lady Pikton trank einen Schluck Tee. Sie stellte die Tasse ab und wandte sich den beiden zu. „Allegra, du siehst wie das blühende Leben aus. Miss Delacroix, das Kleid steht Euch hervorragend. Ich kann mich mit der neuen Mode und der Wiederkehr des Korsetts nicht so recht anfreunden. Ihr seht bezaubernd aus.“ Sie lächelte offen und ehrlich. „Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ende August ist es wieder so weit, und mein alljährliches Gartenfest findet statt. Nachdem auf meine schriftlichen Einladungen stets Absagen eintrafen, lade ich dich, Allegra, deinen Bruder Lucas und natürlich Euch, Miss Delacroix, hiermit persönlich ein.“ Sie hob ihren Zeigefinger drohend und lachte dabei. „Und dieses Jahr lasse ich ein Nein nicht gelten.“
    Allegra nickte verstört, und Violet kam ihr zu Hilfe: „Sofern es Lord Pembroke erlaubt, nehmen wir Eure Einladung selbstverständlich an.“ Ein unangenehmer Luftzug streifte Violets Nacken. Sie fühlte, wie sich ihre Härchen dort aufrichteten.
    Lady Pikton klatschte in die Hände. „Ihr müsst einfach kommen, alle Gentry-Mitglieder des Lake District wurden eingeladen.“ Sie beugte sich vor und tätschelte Allegras Hand. „Allegra, du erinnerst dich doch noch, dass ich bei eurem Besuch kürzlich von meiner Nichte Leandra erzählte? Sie wird für ein paar Monate zu Besuch bleiben. Ich bin sicher, ihr könntet Freundinnen werden.“
    Der Luftzug ließ nicht nach, und Violet glaubte, es wurde noch kälter. Fröstelnd hob sie ihre Schultern und erstarrte, als hinter ihr eine samtweiche Stimme erklang: „Ich fürchte, Lady Pikton, wir lehnen die Einladung auch dieses Jahr ab.“ Frost schwang in den Worten.
    Violet drehte sich um und sah Lucas in der Tür stehen. Seine Miene war eine eisige Maske, und in seinem Blick tobte ein Unheil verkündender Sturm. Violet schluckte. Die Furcht, die sie überrollte, war nichts im Vergleich zu jener Angst, die sie heimsuchte, als sich Lucas´ Augen auf sie richteten. „Miss Delacroix, ich erwarte Euch baldmöglichst in meinem Arbeitszimmer. Lasst mich nicht zu lang warten.“ Er machte abrupt kehrt und verschwand grußlos.
    Die drei Frauen schwiegen einen Moment betreten. Dann lachte Lady Pikton.
    „Das war Lord Pembroke, wie wir ihn kennen. Kurz, direkt und bar jeglichen Humors.“ Sie erhob sich. „Nun, ich will Euch nicht länger aufhalten. Überlegt es Euch noch einmal mit dem Gartenfest. Ihr habt

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