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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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in der Gesellschaft zu ermöglichen. Mir war die Tragweite meines Handelns nicht bewusst. Hättet Ihr mich von Anfang an über den wahren Zustand von Allegras Gesundheit in Kenntnis gesetzt, hätte ich anders gehandelt.“
    Lucas knurrte abweisend und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr habt meinen Anweisungen Folge zu leisten, auch wenn Ihr zu denken scheint, es besser zu wissen als ich. Ihr verdankt es allein der Zuneigung, die Euch meine Schwester entgegenbringt, dass ich Euch nicht in Schimpf und Schande aus meinem Haus jage.“
    Erleichterung tröpfelte durch ihre Adern und breitete sich langsam in ihrem Körper aus.
    „Wenn ich Euch künftig auch nur bei der kleinsten Verfehlung ertappe, werdet Ihr es bereuen. Das schwöre ich Euch.“ Der ganze Mann verstrahlte tödliche Entschlossenheit, und Violet zweifelte nicht daran, dass er jedes seiner Worte wahrmachen würde.
    Die Tür flog auf, und Allegra stürmte in den Raum. Sie musterte Violet und Lucas prüfend. „Lucas, du darfst Miss Delacroix nicht entlassen! Es war meine Schuld. Ich habe sie gezwungen, mich zu Lady Pikton zu begleiten“, log Allegra. Ihre Wangen waren rot, und die Röte zog sich über ihren Hals hinab zum Dekolleté. Ihre Atemzüge brachten ihren Brustkorb in hektische Bewegung.
    Violet erhob sich. „Liebes, du machst dir umsonst Sorgen. Es ist alles wieder in Ordnung, nicht wahr, Mylord?“ Sie blickte auffordernd zu Lucas, doch der würdigte sie keines Blickes. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf Allegra. Seine Stimmung wandelte sich vollständig. Ein väterlich-liebevoller Ausdruck lag in seiner Miene. Die Art, mit der er nach Allegras Händen griff, war fürsorglich. Er schien mehr Vater als Bruder zu sein. Und Violet wurde bewusst, dass der Altersunterschied der beiden tatsächlich eher der Konstellation Vater – Tochter entsprach.
    Lucas berührte Allegra sanft am Oberarm. „Beruhige dich, Ally. Ich habe Miss Delacroix getadelt, doch es gibt keinen Grund, dass wir uns von ihr trennen. Geh doch zu Mrs. Harvey und lass dir und Miss Delacroix eine heiße Schokolade auf eure Zimmer bringen.“ Er schob sie hinaus.
    Violet folgte Allegra. An der Tür hielt Lucas sie noch einmal zurück.
    „Miss Delacroix, noch auf ein Wort unter vier Augen.“
    Der liebenswürdige Tonfall hatte für Violet etwas von einem Mörder an sich, der sein Opfer in Sicherheit wiegen wollte. Zögernd schloss sie die Tür hinter Allegra.
    „Lord Pembroke?“
    Er baute sich breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen in der Mitte des Raumes auf. „Wagt es nicht, mich erneut zu hintergehen. Ihr werdet es bereuen, in mehr als einer Hinsicht.“
    Violet nickte und senkte ihre Augen. „Gewiss, Mylord.“ Damit verließ sie das Arbeitszimmer.
     
    „Verfluchtes Weibsbild!“ Lucas warf das Einladungsbillett zu den drei anderen. Nach der Absage des ersten Schreibens hielt es Lady Pikton offenbar für erfolgsversprechend, ihn umzustimmen, indem sie täglich eine neue Einladung verschickte. Wenn die exzentrische Viscountess glaubte, die Meinung eines Lucas St. Clare ändern zu können, kannte sie ihn nicht!
    Er nahm die Billetts und zerriss das Oberste mit Genugtuung in kleine Fetzen, ehe er es in den Kamin warf.
    „Was machst du da?“
    Lucas fuhr herum und sah Allegra zum Schreibtisch schlendern. Er räusperte sich und hoffte, sie möge seinen Arbeitsplatz nicht genauer inspizieren und die verbliebenen Schreiben Lady Piktons entdecken.
    „Allegra, wo ist Miss Delacroix?“ Erleichtert sah er, dass die Ablenkung funktionierte.
    „Ich habe sie auf der Terrasse zurückgelassen. Sie wollte lesen.“
    Lucas nickte. „Du nicht?“ Er wandte sich ab und warf die Papierfetzen ins Feuer.
    „Nicht unbedingt“, erklärte Allegra. „Was ist das dort?“ Sie griff nach einem der Büttenpapier-Kuverts, faltete das Papier auf und überflog den Text. „Die schriftliche Einladung! Endlich, ich dachte schon, Lady Pikton habe uns vergessen oder ihre Meinung geändert“, jubelte Allegra strahlend. „Gehen wir dorthin, Lucas? Bitte!“
    Lucas trat an den Schreibtisch. Er nahm Allegra den Bogen ab, ehe er die anderen Kuverts ergriff und sie alle zusammen in den Kamin warf. Die Papierfetzen verkohlten, und die Glut entzündete sich nun an den gehaltvolleren Seiten der Briefe.
    Allegra beobachtete die Flammen einen Augenblick lang, ehe sie sich Lucas zuwandte. „Violet gibt auf mich acht.“
    „Allegra!“
    „Lucas, du kannst mich nicht hier einsperren. Ich

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