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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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gewesen, die ein Mann heiratete, aber nicht liebte.
    Sie wusste nicht, welche Variante die schlimmere war.
    Die Tür öffnete sich, und Lauren, die Zofe, huschte herein. Sie knickste, als sie sah, dass Violet wach war. Dankbar, aus ihren Überlegungen gerissen worden zu sein, lächelte sie der Zofe zu.
    „Guten Morgen, Miss Delacroix. Herrlicher Morgen, nicht wahr?“ Lauren öffnete die Fenster, um die kühle Morgenluft hereinzulassen. Plötzlich zischte sie und wedelte mit den Händen. „Wirst du wohl verschwinden!“
    Violet erhob sich und trat ans Fenster. Sie sah eine schlanke Gestalt mit unordentlichem Schopf zwischen die Bäume huschen. „Wer ist das?“
    Lauren drehte sich zu Violet um. „Oh“, schnaubte sie. „Dieser schreckliche wilde Junge, Clark. Der Enkel der alten Granny Sterling, ständig schleicht der Bursche hier herum und belauert uns. Mrs. Harvey hätte im Frühjahr beinahe einen Schlaganfall erlitten, als sie den Vorhang der Bibliothek zurückzog und der wilde Junge hereinstarrte.“
    Violet suchte mit den Augen den Waldrand ab, ob Clark zu sehen war. Sie ahnte, warum er sich bei Halcyon Manor aufhielt. Vermutlich versuchte er, Allegra abzupassen, und erschreckte die Hausangestellten dabei zu Tode.
    „Weiß man Genaueres über den Jungen und seine Familie?“
    Lauren zuckte mit der Schulter und schloss die Fenster. „Kann ich nicht sagen, Granny Sterling haust völlig abgeschieden in einer Waldkate. Es heißt, sie kenne sich recht gut mit Kräutern aus. Wenigstens kommen die Leute sogar aus den umliegenden Dörfern lieber zu ihr als zu den ansässigen Quacksalbern. Für ein paar Münzen kriegt man von ihr sogar wirksame Tränke gegen die Schwierigkeiten, die uns die Männer aufhalsen.“ Sie zwinkerte verschwörerisch und deutete dann auf den Rasen hinaus. „Der Bursche streunt nur durch die Wälder. Ein Dieb und Wilderer ist er!“, behauptete Lauren.
    Violet musste noch einmal ein ernstes Wort mit Allegra reden, was die Wahl ihrer Freunde betraf.
     
    „Gewonnen“, erklärte Allegra und sah von ihren Karten auf. „Was ist nur los mit Euch, Miss Delacroix, seid Ihr verliebt?“
    Violet legte ihre Karten betont gelassen ab und hoffte, dass das Brennen in ihrem Gesicht kein Hinweis darauf war, das sie errötete. „Natürlich nicht“, erklärte sie hoheitsvoll.
    Allegra grinste. „Ihr werdet rot. Ich habe also recht, Ihr seid verliebt. Wer ist denn der Glückliche? Mr. Gosling, der schmucke Anwalt aus Carlisle vielleicht oder sein Hausgast, Mr. Keibler?“
    „Allegra!“ Empört starrte Violet ihren vorlauten Schützling an. „Selbst wenn dem so wäre, ginge es dich nichts an.“
    Allegra kicherte respektlos und lehnte sich zurück. Violet sah ihr an, dass ihr noch etwas auf der Zunge lag. „Hüte deine Zunge, Miss!“
    Jeremy trat ein.
    Froh über die Unterbrechung wandte sich Violet dem Butler zu. „Was gibt es, Jeremy?“
    Der Mann verneigte sich und reichte Violet die Visitenkarte. „Eine Mrs. Hendry wünscht, den Damen St. Clare und Delacroix ihre Aufwartung zu machen.“
    „Führ Mrs. Hendry in den Morgensalon“, wies Violet ihn an.
    Allegra wartete, bis er außer Hörweite war. „Was wird die alte Dame wohl von uns wollen?“
    „Nur ein kleiner Höflichkeitsbesuch. So etwas ist durchaus nicht unüblich, um Bekanntschaften zu vertiefen“, erklärte Violet. Sie erhob sich und ordnete Haar und Rock. „Ich hoffe, du benimmst dich angemessen. Du scheinst mir heute Morgen ein wenig übermütig.“
    Allegra bemühte sich um eine ernste Miene. „Selbstverständlich, Miss Delacroix. Ihr werdet keinen Grund zu Klagen haben“, versprach sie mit erstickter Stimme, die verriet, dass sie sich das Lachen verkniff.
     
    Mrs. Hendry erhob sich schwerfällig, als Violet und Allegra eintraten.
    „Was für ein hübsches Mädchen du bist, Allegra“, schrie Mrs. Hendry, sodass Allegra erschrocken zusammenzuckte. „Und so wohlerzogen! Findet Ihr nicht auch, Miss Delacroix?“, wandte sie sich an Violet, als hätte diese Allegra erst gerade kennengelernt. „Geht es dir wieder gut, Allegra?“
    Allegra nickte. „Ja, Mrs. Hendry.“
    Die alte Dame sah Hilfe suchend zu Violet. „Was hat sie gesagt?“
    „Ich bin wohlauf!“, schrie Allegra.
    Mrs. Hendry starrte Allegra indigniert an. „Warum schreist du denn so, Mädchen? Ich bin nicht taub!“
    Allegra wandte sich Violet zu. Fragend hob sie ihre Augenbrauen. Violet ignorierte ihre stumme Frage und machte eine einladende Geste

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