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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Richtung Chaiselongue. „Warum setzen wir uns nicht? Der Butler kommt gewiss jeden Moment mit frischem Tee.“
    Mrs. Hendry plumpste auf das Polstermöbel und forderte Allegra auf, sich neben sie zu setzen. Gehorsam folgte sie dem Wink der alten Dame. Als sie neben Mrs. Hendry saß, ergriff diese ihre Hand und tätschelte sie.
    „Du erinnerst mich an deine Mutter“, erklärte Mrs. Hendry.
    Sofort war ihr Allegras und Violets Aufmerksamkeit sicher. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    „Ihr kanntet meine Mutter?“, vergewisserte sich Allegra.
    Mrs. Hendry wiegte ihren Kopf hin und her und donnerte ihren Stock auf das Parkett, dass es klang wie ein Pistolenschuss. „Ich hatte das Vergnügen, ihr einige Male auf hiesigen Festivitäten zu begegnen. Eine bildschöne Frau, mit der St. Clare’schen Anlage zur Einsiedelei.“
    Jeremy trat ein, und solange er mit dem Servieren beschäftigt war, schwiegen sie. Als der Butler den Salon verlassen hatte, schnalzte Mrs. Hendry mit der Zunge.
    „Der Butler gefällt mir. Es gibt kaum noch gute Butler“, klagte sie. Nachdenklich blickte sie zur Tür. „Ob er sich abwerben lässt?“
    „Das kann ich verneinen. Jeremy diente bereits meinem Vater als Butler. Er gehört zu Halcyon Manor und den St. Clares.“ Lucas trat durch die Seitentür in den Salon.
    Allegra lächelte erfreut. „Eine Tasse Tee, Lucas?“
    Er nickte. „Sehr gerne, Allegra.“ Er trat zu Mrs. Hendry und begrüßte sie angemessen, ehe er auf einem Sessel Platz nahm.
    Er nahm den Tee entgegen und rührte in der Tasse herum, ehe er sie langsam an die Lippen hob.
    Mrs. Hendry sah zu Violet. „Ihr seht gesund wie der junge Morgen aus. Rosige Wangen, leuchtende Augen. Seid Ihr verliebt?“
    Violet fühlte regelrecht das Blut in ihr Gesicht schießen. Glücklicherweise wandte sich Mrs. Hendry Lucas zu.
    „Ihr erscheint mir ebenfalls recht vergnügt heute Morgen, Mylord. Hat Amors Pfeil Euch auch getroffen?“ Sie nippte elegant aus ihrer Tasse.
    Lucas, der eben einen Schluck hatte trinken wollen, prustete in seinen Tee. Er verschluckte sich, stellte Tasse und Unterteller auf den Tisch und zog ein Taschentuch hervor, in das er hineinhustete.
    Allegras Blick wanderte prüfend zwischen Violet und Lucas hin und her. Sie überlegte gewiss, ob Mrs. Hendrys Bemerkungen zutreffend waren.
    Die alte Dame beachtete Lucas nicht weiter, sondern heftete ihre Augen auf Violet. „Meine liebe Miss Delacroix, erzählt, Ihr tragt einen französischen Namen, sprecht jedoch Englisch ohne jeden Akzent.“ Sie neigte ihren Kopf.
    Violet trank von ihrem Tee, ehe sie zu antworten geruhte. „Mein Vater verstarb kurz nach meiner Geburt, so zog meine Mutter in die Nähe ihrer Schwester. Meine Tante war mit einem Engländer verheiratet.“
    „So sprecht Ihr auch Französisch?“, erkundigte sich Mrs. Hendry auf Französisch.
    „Selbstverständlich“, entgegnete Violet ebenfalls auf Französisch.
    Mrs. Hendry strahlte. „Wie wundervoll!“ Begeistert klatschte sie in ihre Hände. „Schon lange versuche ich jemanden zu finden, der gutes Französisch spricht und mit mir plaudert. Französisch ist eine so elegante Sprache. Findet Ihr nicht auch, Mylord?“
    Lucas sah von seinem Tee auf. „Da stimme ich mit Euch überein, Mrs. Hendry.“
    Der Butler Jeremy glitt lautlos in den Salon und wurde erst bemerkt, als er neben Lucas stand und sich zu ihm beugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
    Die drei Frauen musterten Lucas, als er sich mit bedauernder Geste erhob.
    „Führ Neil herein.“ Lucas verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Cousin Neil St. Clare gibt uns die Ehre“, verkündete er.
    Neil trat ein und stutzte, als er Mrs. Hendry bemerkte. Er lächelte dünn und nickte den Damen zu. Allein sein Erscheinen weckte Violets Antipathien. Weshalb Lucas ihn trotz allem ständig empfing und ihm vertraute, blieb Violet ein Rätsel.
    „Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mrs. Hendry“, schmeichelte er, als Lucas ihm die alte Dame vorstellte. „Euer Gatte war Gordon Hendry, nicht wahr? Mein Beileid zu Eurem Verlust.“
    Mrs. Hendry starrte Hilfe suchend zu Lucas. „Was hat er gesagt?“, schrie sie und hob ihre Hand hinter das Ohr.
    „Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen, Mrs. Hendry! Ich bedaure den Verlust Eures Gatten!“, brüllte Neil. Er zerrte an seinem Kragen.
    Mrs. Hendry zog die Augenbrauen hoch. „Lieber Mr. St. Clare, mein Gordon ist bereits fünf Jahre unter der Erde. Die Einzigen, die noch

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