Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
macht uns schön. Aber das weißt du ja. Du hast mich mit der Maske gesehen, in der Bibliothek. Woran hast du mich erkannt, nach all der Zeit?«
»Hm. Es war ein Gefühl.«
Das war keine befriedigende Antwort, doch sie verkniff sich, noch einmal nachzufragen. Offensichtlich wollte er nicht darüber sprechen.
»Und sie unterbindet unsere Kräfte«, fuhr sie fort. »Meine Heilströme oder Sobenios Magie. Akurs Geschick im Kampf, Rhys’ Schnelligkeit, Tamirs Gedankenkraft. All das wäre mit Maske nicht möglich.«
»Weshalb hat sie sich von deinem Gesicht gelöst?«
»Das kann ich nur raten. Vermutlich hat es etwas mit meiner Haut zu tun. Mit meiner Gabe. Ich kann nicht nur andere heilen, sondern auch mich selbst. Aber ich muss nichts dazu tun, es geschieht automatisch. Ein Schnitt beispielsweise, er heilt ganz von allein, innerhalb eines Tages. Kleinere Verletzungen vergehen noch schneller. Oder dein Gift, es macht mir nichts aus.« Sie seufzte. »Anscheinend waren meine Kräfte stark genug, die Maske … zu zerstören.«
»Das klingt, als wärst du traurig darüber.«
»Am Anfang war ich das«, gab Ferin zu. »Aber jetzt: nein. Nicht mehr. Ich habe akzeptiert, dass ich so bin, wie ich bin.«
»Wie bist du denn?«
Die Antwort blieb ihr im Hals stecken. Sie wandte sich ab.
Martu griff unter ihr Kinn, so dass sie dem Druck seiner Hand folgen und ihn ansehen musste. »Ferin«, flüsterte er. »Wie bist du?«
Sie schloss die Augen, um seine Reaktion nicht im Gedächtnis behalten zu müssen. »Hässlich.«
Er blieb still. Wie Seide schmiegten sich seine Finger an ihr Kinn. Vollkommen reglos, als wären sie ein Teil ihrer selbst. Irgendwann hob sie den Blick – und versank in seinem. Im dunklen Schimmer seiner Augen las sie keine Zustimmung, sondern … Zärtlichkeit. Und fühlte wieder dieses Flattern, das von ihm zu ihr übersprang. Ihr Kopf war plötzlich leer, kein sinnvoller Gedanke verfügbar.
»Was sagst du da bloß?« Seine Stimme war sanft und voller Wärme. »Du bist nicht hässlich. Deine Augen … funkeln, sind lebendig. Wie der Dschungel.« Seine Finger glitten in ihren Nacken. »Dein Hals, dein Nacken – so schlank und anmutig.« Er ließ seine Hand tiefer wandern, von ihrem Schlüsselbein über ihren Bauch bis zu ihrem Oberschenkel. »Dein Körper … Du bewegst dich geschmeidig und sicher. Deine Beine sind lang, und bestimmt sind sie … perfekt. Leider kann ich sie nie sehen.« Er lächelte.
Ferin bemühte sich vergeblich, sich zu fassen. In ihr bebte alles. Sie wollte etwas entgegnen, sagen, dass er unrecht hatte. Dass nichts davon stimmen konnte. Sie brachte keinen Ton hervor.
Martu tauchte die Hand in ihre Haare. »Dein Haar wechselt im Sonnenlicht die Farbe, mal ist es goldbraun und dann wieder rötlich. Und es ist so weich.« Er betastete ihre Wangen. »Deine Haut ist wie Samt …«
»Die Male«, wisperte sie.
»Sind süß. Sie tanzen über dein Gesicht. Jedes einzelne sieht anders aus. Sie machen dich unverwechselbar.«
»Meine Nase.«
»Ja, und? Ein Riss, nichts weiter. Er gehört zu dir, so wie meine Stacheln zu mir. Ich mag ihn.« Er strich über ihre Nase, zeichnete ihren Mund nach. »Deine Lippen …«
»Sind blau.«
»Sind voll, und ich möchte sie andauernd«, er beugte sich vor, bis sein Mund dicht an ihrem war, »küssen.«
Seine Lippen berührten die ihren ganz sachte, verharrten dort.
»Du bist nicht hässlich«, wiederholte er. »Nichts an dir ist hässlich.«
Ferin fühlte und roch seinen Atem und wollte darin ertrinken. Er erforschte ihren Mund. Jeden Winkel. Fragend und unsicher, ob sie es auch wollte. Sie verdrängte die bittersüße Qual, dass sie von etwas kostete, was sie niemals haben konnte, und erwiderte den Kuss. Es zählte bloß das Jetzt.
Als er – viel zu schnell – von ihr zurückwich und sie ansah, lag auf seinem Gesicht jene Frage, die sie sich selbst stellte: Welche Tür hatten sie mit diesem Kuss aufgestoßen?
Martu schluckte, probierte es mit einem Lächeln und versagte. »Tja«, meinte er leise. »Es ist schwer, so zu tun, als würde es nichts bedeuten.«
»Dann tun wir das nicht«, sagte Ferin, weil der Wunsch in ihr so sehr brannte. »Nur für eine Weile.«
»Ich bin nicht sicher, ob das gut für uns ist.«
»Für solche Überlegungen ist es jetzt zu spät.«
Er lachte herzlich, und sie war wie gefangen vom Strahlen seiner Augen. Ein Licht, das sich viel zu selten zeigte, denn zumeist hielt sich seine Fröhlichkeit unter
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