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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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fühlen?
    »Vor einigen Jahren«, sprach Martu weiter, »als ich vor dem Tribunal stand, fragte ich Suroj, einen unserer Wächter, wie es wäre, ohne seine Adáhr zu sein. Er hatte sie durch einen Unfall verloren und war seit jenem Tag nicht mehr derselbe. Er sagte Folgendes: ›Es ist, als wolltest du atmen, und die Luft, die deine Lungen füllt, reicht nicht aus, dich am Leben zu halten. Es ist, als wolltest du sehen, doch um dich ist nur Dunkelheit, und deine Augen können die Nacht nicht durchdringen. Es ist, als wolltest du laufen, doch deine Beine sind nicht stark genug für die Last. Es ist der Ruf deines Herzens, der ungehört verhallt.‹«
    In Ferins Ohren wirbelte seine Stimme – ein Lied, herausgelöst aus einem ihrer Träume.
    »Also hast du dich doch damit beschäftigt«, sagte sie benommen.
    »Ja«, gab er zu. »Ein wenig.«
    »Und? Würdest du dem Ruf deines Herzens folgen?« Bitte!, flehte sie innerlich. Sag, dass du nicht vorhast, dich weiter an diesen verstaubten Kodex zu halten! Sag, dass dein rebellisches Herz nicht gebrochen wurde in dem Jahr in den Bergen! Sag, dass du … mich …
    Martu blieb stehen. Stierte zu Boden. Unter seinem anhaltenden Schweigen zersplitterte ihre Hoffnung. Sie war eine Närrin. Keine Novjengo, nur eine äußerst dumme Pheytana.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er gepresst und entzog ihr seine Hand. »Heute und hier bin ich ein Mann ohne Zukunft. Ein Gestrandeter, aber immer noch ein Turaná, der eine Aufgabe zu erfüllen hat. Also … ich weiß es wirklich nicht.«
    »Wie willst du es denn allein mit den Arsadern aufnehmen?«, spie sie ihm entgegen, um nicht an alldem zu ersticken, was ihr als dicker Knoten in der Kehle saß. »Du bist dort ganz auf dich gestellt. Was, wenn sie dich erwischen und …?« … töten? »Du riskierst dein Leben für eine Sache, die kaum Erfolg verspricht. Ist es das wirklich wert?«
    Zorn blitzte in seinen Augen auf. »Ob es das wert ist? Die Arsader verfügen über eine Nita! Sie werden erst Kundschafter durch die Krevisa schicken und später ihre Truppen. Sie werden Eroberungsfeldzüge durchführen und ein Land nach dem anderen einnehmen. Es wären Vernichtungsschläge, Ferin. Niemand könnte sie aufhalten, und bald besäßen sie die Macht über die ganze Welt. Das muss ich verhindern, ich muss. Und obendrein ist da noch Watov …«
    »Aber vielleicht ist er längst tot.«
    »Vielleicht. Oder auch nicht. Könnte ich mit dieser Ungewissheit weiterleben? Könntest du?«
    Ferin schluckte schwer und dachte an ihre Eltern. Vermutlich nicht, musste sie insgeheim zugeben.
    Sie passierten das Stadttor und tauchten in das düster grüne Blätterdickicht des Dschungels ein. Der schmale Weg hielt Martu nicht davon ab, neben Ferin her zu gehen. Immer wieder streiften sie einander an den Armen, und die Berührungen schickten prickelnde Spannung in Ferins Glieder. Sie lächelte in sich hinein, erleichtert, dass er ihr nicht böse war.
    »Wenn du könntest«, fragte Martu, »würdest du nach Laigdan zurückkehren? Würdest du dort leben wollen?«
    Der Themenwechsel kam unvermutet, war ihr aber dennoch willkommen. »Nein, ich glaube nicht. Ich würde meine Familie gern wiedersehen. Das ja, aber dort leben – nein. In Laigdan sind etwa gleich viele Pheytaner wie Merdhuger zu Hause. Ich könnte es nicht ertragen, in all die maskierten Gesichter zu blicken und zu wissen, was sie nicht wissen.«
    »Was wissen sie nicht?«
    »Wer sie wirklich sind. Die Maske nimmt ihnen ihre Kräfte, sie lässt sie ihre Wurzeln vergessen. Sie sind Gefangene unter einem Stück Haut, ohne Chance, jemals frei zu sein.«
    »Immerhin ist es ihnen erlaubt, ein Leben zu führen. Sie können eine Familie haben, ein Zuhause.«
    »Doch nur, weil sie die Gesetze der Konvention akzeptieren.«
    »Sie leben«, beharrte er. »Mein Volk ist tot.«
    »Ich will nicht abstreiten, dass das, was den Novjengos passiert, unvorstellbar grausam und schrecklich ist, aber die Merdhuger …«
    »Die Merdhuger sind nicht wie die Arsader«, knurrte Martu. »Sie metzeln die Pheytaner nicht nieder. Sie sind keine Bar… Barben.« Wie immer, wenn er erregt war, plagte er sich mit der Wortwahl und verfiel in fehlerhafte Aussprache.
    »Barbaren. Sind sie das nicht?« Ferin stieß ein verächtliches Lachen aus. »O ja, bei oberflächlicher Betrachtung mag das stimmen. Die Merdhuger gehen weit subtiler vor. Sie schlachten uns nicht ab, das haben sie gar nicht nötig. Stattdessen zwingen sie uns ein

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