Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
ein Gefecht entbrannt, und sie bildete sich ein, Martu dort gesehen zu haben. Akur wehrte sich verbissen gegen die vier Gardisten, und Nolina hatte hoffentlich irgendwo Unterschlupf gefunden, sie war nirgends zu sehen.
»Du warst jung damals«, meinte Miloh gerade, den Zauberstab unverwandt auf den Gán gerichtet. »Wolltest leben. Das ist verständlich …«
»Ach, wirklich?« In Peltons Stimme schwelte Zorn. »Deine Anteilnahme kommt reichlich spät.«
»Deine dir zugedachte Aufgabe muss dir wie eine schwere Bürde vorgekommen sein.«
»Das trifft es nicht annähernd. Sie hätte mir mein Leben genommen.«
»Von jeher oblag es den Magiern, das Volk der Pheytaner zu führen und zu unterstützen.«
»Indem ich in den Höhlen verfaule? Bedauere, aber dazu bin ich nicht bereit.«
Miloh schüttelte betrübt den Kopf. »Jemand, der mit solchem Talent gesegnet ist wie du, muss Opfer bringen.«
»Sagt wer? Der Mann, der keine Skrupel hatte, mich meiner Familie zu entreißen? Der mich in die Höhlen verschleppt hat, ohne sich darum zu scheren, was er einem kleinen Jungen damit antut? Was – was genau? – war noch gleich dein Opfer?« Der Gán machte einen Schritt nach vorn, worauf Miloh einen neuerlichen Blitz abfeuerte. Pelton wehrte mit erhobener Hand ab und leitete Milohs geballte Zauberkraft in die Mauer. Krachend fiel sie in sich zusammen.
»Glaube mir, ich habe mehr daran getragen, als du ahnst«, antwortete Miloh.
Pelton lächelte gezwungen. »Rührend. Mir kommen die Tränen.«
Der Alte seufzte. »Dass du mich im Berg eingesperrt und hintergangen hast, kann ich verschmerzen. Auch dass du dich deiner Verantwortung entziehst. Doch dass du Verrat an deinem Volk begehst …«
»Das Volk der Pheytaner ist tot! Tot! Es wurde in der Schlacht von Kanshor vernichtet!« Der Gán verengte die Augen zu Schlitzen und hob die Hände. Weiße Funken schossen aus seinen Fingerspitzen hervor und bündelten sich zu einem einzigen Magiestoß, der auf Miloh zujagte.
Längst hatte der alte Magier mit einem Strahl aus seinem Zauberstab gekontert. Gelbes und weißes Licht trafen auf halbem Wege aufeinander und explodierten in einem Blitzlichtgewitter. Querschläger fuhren in Mauer und Fußboden, spalteten Marmorplatten und ließen Steine herabstürzen. Ferin zog erschrocken den Kopf ein, auch Sobenio neben ihr ging in Deckung. Dann verpuffte das Licht, Rauchschwaden kräuselten sich, und Brandgeruch stach in der Nase.
»Denkst du wirklich«, schnaubte der Gán, »du bringst deinem Volk Frieden und Freiheit, indem du ihm eine Maske aufsetzt? Das ist ein Irrglaube, eine alberne Farce! Das, was da draußen herumkrebst und denkt, frei zu sein, sind Marionetten der Merdhuger. Nichts anderes. Keine Maske, keine Konvention, nichts wird das jemals ändern.«
»Deine Worte triefen vor Heuchelei.«
Ein gezielter Blitz des Alten traf Pelton an der Stirn, erlosch jedoch nicht, sondern wanderte mit sachtem Knistern hinunter zu den Schläfen. Der Gán heulte wütend auf und versuchte, den Energiestrahl mit den Händen zu löschen, was ihm aber erst nach mehreren Schlägen gelang. Eine schwarze Linie war entlang des Haaransatzes in sein Gesicht gezeichnet, und genau dort rollte ein Hautlappen träge nach unten weg. Blaugrüne Male kamen zum Vorschein.
Ferin keuchte auf. Sie hatte dem Wortgefecht atemlos gelauscht und sich die ganze Zeit gefragt, wie es der Gán fertiggebracht hatte, seine Herkunft vor den Merdhugern zu vertuschen. Dabei war es so simpel. Er trug eine Maske! Logisch, dachte sie, schließlich ist er ein Magier. Es muss ein Kinderspiel für ihn sein, eine Maske zu erschaffen, die sein Äußeres verdeckt, ihn aber ansonsten nicht beeinflusst.
»War es nicht die Maske, die dir den Weg an die Spitze geebnet hat?«, fragte Miloh.
»Natürlich!«, schrie Pelton erbost. »Nur als Merdhuger gelangt man in diesem Land an die Macht!« Er riss den Hautfetzen von seinem Gesicht und entließ ganze Lichtsalven aus seinen Fingern, die Milohs Robe in Brand steckten.
Der Alte pustete die Flammen unbekümmert aus. »Du verfolgst das falsche Ziel, Aqirus«, sagte er ruhig. »Setze deine Kräfte für das Gute ein.«
»Das Gute! Alter Narr! Sitzt da in deinem Berg und glaubst an das Gute! Lange genug habe ich mir deine hohlen Phrasen angehört, habe dir andächtig gelauscht und mir diesen Stumpfsinn einreden lassen. Viel zu lange. In dieser Welt gibt es keinen Platz für das Gute. Wer gut ist, zeigt Schwäche. Gnade, Rücksichtnahme,
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