Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
solches Leben nicht ertragen und reißen sich die Maske vom Gesicht. Bei anderen löst sie sich von selbst, bei Ferin hat sie keine zwei Tage gehalten. All jene enden in den Lagern, und dort sterben sie.«
»So kann und darf es nicht weitergehen«, ergänzte Ferin. »Der Krieg und die Schlacht von Kanshor sind über zweihundert Jahre her. Auch wenn die Konvention den Pheytanern damals den Frieden brachte, heute tut sie es nicht mehr. Sie schadet unserem Volk. Mehr noch, sie vernichtet es.«
Der alte Magier blickte von einem zum anderen. Es war nicht abzuschätzen, was hinter seiner Stirn vorging.
»Wir sind hergekommen, um dem ein Ende zu bereiten«, fuhr Sobenio mit entschlossener Stimme fort. Sollte ihn Miloh auch tief getroffen haben, anmerken ließ er es sich nicht. »Große Teile von Merdhug waren einst unser Land, von Pheytan ist nichts geblieben als der Dschungel, und selbst dort sind wir nicht mehr sicher. Wir wissen, dass wir keinen Krieg gegen die Merdhuger führen können. Wir sind nur eine Handvoll Rebellen, und die Truppen der Garde sind stark und werden von einem mächtigen und grausamen Mann angeführt. Gán Pelton wird nicht ruhen, bis er uns aufgespürt und hingerichtet hat.« Er fixierte Miloh mit schmalen Augen. »Aber wir können ein Zeichen setzen und die Masken zerstören. Damit würden die Merdhuger ihr größtes Druckmittel gegen uns verlieren, und die Konvention müsste neu verhandelt werden.«
»So ist das also«, murmelte Miloh und faltete die Hände vor dem Körper. »Gán Pelton. Was einem nicht alles entgeht, wenn man von der Außenwelt abgeschnitten ist.« Er ließ den Blick zur Decke schweifen. »Langsam wird mir einiges klar …«
Ferin verstand nicht, was er damit andeuten wollte, doch sie spürte, dass sich seine Haltung ihnen gegenüber verändert hatte.
»Hilf uns, Miloh!«, flehte sie. »Bitte, hilf deinem Volk!«
Miloh grinste Sobenio pfiffig an. »Du kannst deinen Versuch gedanklicher Beeinflussung jetzt beenden. Spare dir deine Kräfte lieber.«
Auf Sobenios Gesicht zeigte sich ein Ausdruck grenzenloser Bewunderung. »Hätte ich mir denken können«, stöhnte er.
»Nimm es nicht so schwer. Du bist nicht unbegabt, dir fehlt es nur an Übung. Und am Glauben, aber das sagte ich bereits.« Miloh sah sich um. »Also, was brauche ich …«
»Heißt das, du hilfst uns?«, fragte Ferin.
»Jaja«, bestätigte der Alte zerstreut. »Die Zeit für Veränderung scheint gekommen … und ich habe noch eine kleine Rechnung zu begleichen.« Er eilte zu seinem Schreibpult und beugte sich über die Holzwanne, schob Schriftrollen zur Seite, tauchte seine Hände tief hinein und kramte. »Wo habe ich ihn bloß …«
Ferin tauschte einen Blick mit Sobenio, der nur ratlos die Stirn runzelte.
»Ah! Da ist er ja!« Triumphierend zog Miloh ein schlichtes Holzstäbchen hervor. »Normalerweise komme ich ohne aus, aber heute … Man kann nie wissen.« Den Stab schwenkend kam er auf sie zu. »Zauberstab«, erklärte er auf die unausgesprochene Frage nach dem Ding in seiner Hand. »Verstärkt meine Kräfte. So wie Narabs … äh, nein … Sobenios Stein.«
Ferin zwinkerte Sobenio zu. »Sobenios Stein. Klingt gut.«
»Klingt anmaßend«, erwiderte er.
Miloh schüttelte missbilligend den Kopf. »Meine Güte, ein guter Schuss gesundes Selbstbewusstsein könnte dir nicht schaden. Narab lebt nicht mehr, und da anscheinend niemand sonst Ansprüche darauf stellt, ist es jetzt dein Stein. Lass mich dir ein wenig zur Hand gehen …«
Er zückte den Zauberstab, und ein gelber Lichtfunken spross aus der Spitze, klein wie ein Samenkorn. Miloh spitzte die Lippen und blies ihn zum Stein hinüber, wo er zischelnd auf die glatte Oberfläche traf. Der Stein nahm das Licht in sich auf, so dass es in seinem Inneren umhertanzte wie ein gefangenes Insekt. Das kalte Hellgrün wandelte sich in Dunkelgrün und zuletzt in Türkisblau. Der Funken erlosch.
»Schon besser«, sagte Miloh. »Für den Rest bist du zuständig. Soviel ich weiß, war er früher mal violett.«
Sobenio staunte. »Ich bin mit Blau durchaus zufrieden. Danke.«
»Wie ist unser Plan?«, erkundigte sich Miloh.
»Plan?«, seufzte Ferin. »Nun, die Masken zerstören und dann zurück in den Spiegelsaal. Unsere Freunde benötigen Unterstützung, die Garde muss inzwischen eingetroffen sein. Sonst haben wir keinen rechten Plan.«
»Das habe ich befürchtet. Gut, alles schön der Reihe nach. Beginnen wir mit den Masken, deshalb seid ihr
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