Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
hinter ihnen ein Steinhagel herniederging. »Ferin, komm schnell!«, schrie er und zog sie mit sich mit. »Jasta ist verletzt!«
Sie umrundeten etliche Säulen, stiegen über tote Gardisten und einen Pheytaner – Hoang? Nein, Jost! – und folgten einer Blutspur bis in den hintersten Winkel des Saals. Jasta lag am Boden, Schweiß und Staub verklebten ihr Gesicht, um ihr rechtes Bein hatte sich eine Blutlache ausgebreitet.
Ferin kniete neben ihr nieder und konnte Jastas fahrigem Dolchstoß gerade noch ausweichen.
»Ferin«, stöhnte Jasta, als sie sie erkannte.
»Ja, steck den Dolch weg.« Ferin warf einen flüchtigen Blick auf Jastas Verletzung am Oberschenkel. »Saron, kannst du uns die Gardisten vom Leib halten? Es wird ein wenig dauern.«
»Ich tue, was ich kann«, gab er zurück.
Ferin riss Jastas Hose auf. Der Stich war tief in den Schenkel gedrungen und hatte ein großes Blutgefäß verletzt. Ohne Heilung würde er zweifellos zum Tod führen.
»Kriegst du das hin?«, fragte Jasta. »Sie … brauchen mich.«
»Sei still, dann stehen deine Chancen gut.«
Ausnahmsweise gehorchte Jasta, oder vielleicht war sie auch nur zu schwach für Widerworte. Sie schloss die Augen und biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihre Wangenmuskeln als dicke Wülste hervortraten.
Ferin legte die Hände auf die Wunde und verbannte Lärm und Angst aus ihrem Bewusstsein. Einige tiefe Atemzüge genügten, um Ruhe zu finden und die passenden Bilder in ihrem Geist zu entwickeln. Ihre Heilströme brandeten in ihr auf, heiß und lebendig, als hätten sie nur darauf gewartet, endlich wieder zum Einsatz zu kommen. Sie schossen in Jastas Bein, stoppten die Blutung und reparierten das Gefäß und die zerschnittenen Muskelfasern. Jasta wimmerte.
»Gleich wird es besser«, murmelte Ferin. Der Schmerz war erträglich, sie hatte mit Schlimmerem gerechnet. Als sie die Hände wegnahm, war die Wunde geschlossen, und Jasta hatte sich bereits ein wenig entspannt.
Nachdem sie sich gereinigt hatte, wollte Ferin zum Beutel mit den Heilmitteln greifen, doch ihre Hüfte war leer. Mist. Ich hatte ihn ja zum Tauchen abgelegt. Sie rief Saron, der gleich bei ihr war und bei Jastas Anblick einen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
»Deine Gabe ist Gold wert, Ferin«, sagte er, »ich dachte, wir würden sie verlieren.«
»Kannst du bitte den Heilmittelbeutel von Sobenio holen?«
»Mach ich.« Saron stürzte davon.
Jasta blinzelte erschöpft und tastete nach Ferins Hand. »Danke«, flüsterte sie. »Du hast was gut bei mir.«
»Keine Ursache. Du bekommst noch ein Pulver. Normalerweise löst man es in Wasser auf, aber es muss auch so gehen. Es gibt dir Kraft und hilft dem Körper, neues Blut zu bilden.«
»Zur Seite«, zischte Jasta plötzlich.
Ferin warf sich herum, sah aus den Augenwinkeln Jasta als wirbelnden Schatten, das Blitzen ihres Dolches und den Gardisten, der neben ihr in die Knie brach. Dann die blutige Klinge, die ihm die Kehle aufschlitzte. Ein Degen schepperte, der Mann kippte um. Schwankend stand Jasta da und erwiderte Ferins bestürzte Miene mit starren Augen.
»Er hätte dich getötet«, erklärte sie, und ihre Stimme klang so hohl, wie Ferin sich fühlte. Wann würde dieser Wahnsinn enden?
Saron kam zurück und musterte den Gardisten mit hochgezogenen Augenbrauen. »Meine Güte, Jasta. Du lässt aber auch nichts aus.« Er reichte den Beutel an Ferin weiter. »Sie scheint ja wieder auf dem Damm zu sein.«
Ferin war zu keiner Antwort fähig. Sie kramte den Tiegel hervor und streute Jasta ein Häufchen braunes Pulver auf die Handfläche. Jasta leckte es ab, schnappte sich den Degen und verschwand mit einem Nicken. Saron folgte ihr, und Ferin blieb allein mit der Leiche zurück.
Sie schmeckte Blut auf ihrer Zunge. Ein schaler Geschmack des Todes, der durch den Saal schwirrte. All das war so sinnlos. Der Gán hatte es prophezeit. Sie führten einen Kampf, den sie nicht gewinnen konnten, jeder tote Gardist wurde mehrfach wettgemacht, so lange, bis die Rebellen abgeschlachtet waren. Sie konnte nicht alle heilen, sie würden sterben. Einer nach dem anderen. Und irgendwann … auch sie selbst.
Ein Krachen erschütterte den Spiegelsaal, und Ferin schrak auf. Links vor ihr zuckten Blitze durch den Staub, das Gefecht zwischen Miloh und dem Gán war also noch im Gang. Vom Haupteingang hörte man Degenklirren und das Poltern von Steinen. Sobenio und die anderen widersetzten sich standhaft dem Ansturm der Garde. Keiner hatte bisher
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