Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Erwachen führen.
Er seufzte. Der Rebell stand immer noch mit gezücktem Degen vor ihm und schaute ihn an. Seine Miene war ernst, und Laquor wusste, dass ihn die gleichen Gedanken quälten.
39 Tiefe Wunden
D ass sie am ganzen Körper zitterte, stufte Ferins Verstand als Nebensächlichkeit ein. Auch dass ihr Blut toste. Die Heilerin in ihr wusste, dass jeder Pulsschlag eine Welle von Schmerz mit sich bringen sollte – doch sie empfand nichts. Sie fühlte sich wie abgeschnitten von ihrem Selbst. Verwirrt davon, sich in einem Behälter aus Glas vorzufinden, in den ihr Geist nicht eindringen konnte, konzentrierte sie sich auf das einzig Reale: den Trubel im Saal.
Die Gardisten zogen mit hängenden Schultern von dannen, und der Großteil der Pheytaner lief ihnen unter Gejohle nach. Es war nicht zu überhören, dass sie sich auf dem Platz vor dem Gebäude sammelten. Schnell entfernte sich ihr Freudengeheul, offensichtlich marschierte die aufgeheizte Menge durch die Straßen von Laigdan.
»Nein, Sie bleiben hier«, befahl Akur, als der Hauptmann einen zögerlichen Schritt zurück machte. »Übertragen Sie das Kommando einem Untergebenen.«
»Sie wollen mich als Geisel?«
»Wir benötigen eine Rücksicherung.«
Hauptmann Laquor entwich ein Lächeln. »Und Sie glauben, ich wäre die geeignete Person? Ich bin keinen Dabore wert.«
»Mag sein, doch Sie sind mein Kontaktmann. Sie werden unsere Anliegen vorbringen.«
»Wie Sie meinen …«
Akur rief nach Zorba. »Besorg Seile und leg ihm Fesseln an.«
Zorba grinste. »Mit dem größten Vergnügen.«
Der Hauptmann beorderte drei Gardisten zu sich und wechselte ein paar Worte mit ihnen. Einer verschwand wieder, die zwei anderen stellten sich abwartend hinter ihren Vorgesetzten.
»Ich nehme an, Sie werden Boten gebrauchen können«, bemerkte der Hauptmann.
Akur nickte. Er wirkte ein wenig überfordert mit der Situation, und seine Wunde machte ihm sichtlich zu schaffen. Ferin wäre ihm gern zu Hilfe gekommen, doch sie fand weder Zugang zu sich selbst noch zu ihren Kräften.
Der Saal hatte sich geleert. Nur ihre Freunde waren zurückgeblieben. Viele waren es nicht mehr, die sich nun um Akur scharten. Sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern, begutachteten Verletzungen und tauschten kurze Erklärungen aus. Zählten vorhandene und fehlende Gesichter, Lebende und Tote.
Die beiden Tiger lagen ein wenig abseits und waren mit der Fellpflege beschäftigt. Geistesabwesend musterte Ferin Ziagáls blutiges Maul und die Blutspritzer auf seinem Fell. Menschenblut …
Erst Nolinas Berührung ließ die gläserne Hülle des Schocks bersten. In Ferin sackte alles nach unten. Anspannung und Angst lösten sich in heißen Tränen. Sie setzten ihr Gesicht unter Wasser und wuschen das Blut weg. Den Schmerz empfing sie beinahe mit Dankbarkeit. Ihre Haut brannte, als stünde sie in Flammen, ihre Lippen pulsierten und fühlten sich doppelt so dick an. Doch das Salz der Tränen wirkte reinigend, und das Weinen tat gut, so gut.
Nolina riss einen Stofffetzen von ihrem Hemd und tupfte ihr die Wangen ab. In ihren Augen spiegelte sich Erschütterung. »Beim Himmel, Ferin«, murmelte sie unentwegt.
Ferin ahnte, dass sie schauderhaft, ja abstoßend aussehen musste. Da waren Löcher in ihrem Gesicht, ihrem Hals, ihren Armen. Sie spürte, dass etwas fehlte. Ihr Kleid hing in Fetzen an ihr herab, die Schnitte und Kratzer leuchteten blutig rot. Ihr gesamter Brustkorb und die Schultern waren von den Krallen des Ungeheuers aufgerissen worden.
»Es geht schon«, wimmerte sie, doch Nolina schüttelte besorgt den Kopf.
Zorba fesselte den beiden Gardisten die Hände hinter dem Rücken und gebot ihnen, sich an die Wand zu setzen, wo er ihnen auch Beinfesseln anlegte. Als er sich den Hauptmann vornehmen wollte, hob Ferin die Hand. Jeglicher Schmerz verlor an Bedeutung.
»Halt!«
Akurs Augen verengten sich. »Was?«
Ferin holte Luft und schob sich vor Zorba. »Hauptmann, Sie halten einen von uns gefangen. Wir wollen ihn zurück.«
Laquor presste die Lippen zusammen, senkte den Blick.
Akur schoss nach vorn, packte ihn an der Gurgel und schüttelte ihn. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
»Ich musste …« Ein keuchender Atemstoß. »Befehl … vom Gán.«
Übelkeit jagte in Ferin hoch. »Ist er am Leben? Lebt er?«
Akurs Griff zwang den Hauptmann in die Knie.
»Lebt er?«, brüllte Akur. »Antworten Sie!«
»Ja, er lebte … noch.«
Akurs Züge verzerrten sich vor Wut. »Noch? Was
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