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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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Ferins Kopf hinweg. Im Laufen schielte sie nach oben, um seine Flugbahn einzuschätzen. Er durchquerte den Saal in großer Höhe und verschwand am anderen Ende aus ihrem Blickfeld.
    »Elende Bestie!«, zischte Ferin. »Was führst du im Schilde?« Zweifellos steckte hinter dem Rückzug Berechnung. Dieses Tier war ebenso hinterlistig wie sein Schöpfer.
    Als sie erneut hochsah, hatte der Vogel bereits gewendet und flog geradewegs auf sie zu. Diesmal würde er zuschlagen! Er stieß ein langgezogenes Krächzen aus, wie um sein Vorhaben anzukündigen. Verflucht, wo war Sobenio?
    Nolina lief in Richtung Haupteingang, mitten ins Herz des Kampfes und dem Raubvogel entgegen. Ferin war nur ein paar Schritte hinter ihr.
    »Nolina!«, schrie sie. »Nach rechts, nach rechts!«
    Aber Nolina rannte stur geradeaus weiter. Kämpfende verstellten ihr den Weg, sie schlängelte sich zwischen ihnen hindurch, stolperte über einen toten Gardisten und fiel auf die Knie. Der Vogel stürzte auf Nolina herab, und sie schrie.
    Ferin traf die Entscheidung rasch und hatte doch das Gefühl, sie reiflich überlegt zu haben. Die Ereignisse liefen plötzlich verzögert ab, als hätte jemand den natürlichen Fluss der Zeit blockiert. Sie hechtete nach vorn, um sich vor Nolina zu stellen. Noch im Sprung bemerkte sie Akur, der unmittelbar vor ihnen in ein Duell verwickelt war. In seinem Gegner erkannte sie den Hauptmann, der den Gefangenentransport nach Jirab begleitet hatte.
    Nolinas Schrei lenkte Akur ab. Er hob den Kopf – und der Hauptmann durchbohrte seine Schulter. Akur stöhnte auf, sein Degen entglitt ihm, Blut verfärbte sein Hemd. Glasklar sah Ferin die Wunde vor sich, sie war nicht allzu schlimm, und in Gedanken heilte sie ihn bereits. Doch vorher … Sie blickte auf und direkt in ein schwarzes Vogelgesicht.
    Der Schmerz war messerscharf. Wie damals, als sie versucht hatte, die Male aus ihrem Gesicht zu entfernen. Der Schnabel hackte tief in ihre Schläfe, Krallen schlitzten ihre Brust und die Schultern auf, monströse Flügel umklammerten sie. In ihren Ohren gellten die Schreie von Nolina und Akur, Gefieder raschelte, irgendwo fauchte ein Tiger. Ferin hob die Hände und wühlte in dem warmen Federkleid, riss daran. Die Bestie kreischte und flatterte, Federn wirbelten auf. Kurz ließ der zangenartige Griff um ihre Schulter nach, und sie konnte einen Arm vor ihr Gesicht schieben. Gleich darauf packten die Fänge des Raubvogels wieder zu, und er versenkte seine Krallen tief in ihrem Fleisch.
    Die Schnabelhiebe kamen jetzt schneller und schneller, sie pickten in ihren Arm, den Hals, ihre Wangen, sogar in ihre Lippen. Sie spürte, wie der Vogel kleine Fleischstücke aus ihrem Körper hackte, spürte das Blut in heißen Strömen an sich herabfließen. Spürte, wie sie zu Boden sank. Sie konnte kaum noch atmen unter dem Gewicht des Vogelkörpers. Sie spuckte Blut und Federn, rang um Luft und kämpfte verbissen gegen die zähen Schatten, die in ihr Bewusstsein krochen und ihr die Sinne vernebelten.
    Dann landete etwas neben ihr, warm und weich. Ein dumpfer Schlag, ein Luftzug und … der Vogel war weg. Das Prusten neben ihrem Kopf war Erlösung und Trost zugleich – Ziagál. Doch so schnell, wie er gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden.
    Keuchend setzte sich Ferin auf, an ihren Wimpern hingen dunkle Tropfen, alles verschwamm in roten Schlieren. Sie blinzelte, wischte über ihre Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie ein klares Bild hatte und auch ihr Verstand erfasste, was sich vor ihr abspielte.
    Akur lag ein Stück rechts von ihr auf dem Boden, die Arme aufgestützt, die Knie angezogen. Zu ihrer Linken kauerte der Hauptmann, ohne Waffe und in der Bewegung erstarrt. Schieres Entsetzen zeichnete seine Gesichtszüge. Laquor hieß er, fiel es ihr ein. Beide Männer fixierten Ziagál, der sich zwischen ihnen aufgebaut und zum Sprung geduckt hatte. Warnendes Fauchen, erregtes Schwanzpeitschen, blitzende Reißzähne. Er war bereit zu töten. Den Hauptmann.
    Es war eine innere Eingebung, die Ferin sprechen ließ.
    »Ziagál«, flüsterte sie, »nicht …«

    Unerträgliche Spannung vibrierte in der Luft, und Laquor glaubte, ihr Prickeln in jeder Faser seines Körpers zu spüren. Sein Herz und sein Atem stockten. Schon geraume Zeit, so kam es ihm vor.
    Keiner rührte sich. Der Tiger nicht, der Rebell dahinter nicht und auch die junge Pheytana rechts von ihm nicht. Ihr Gesicht war eine einzige blutende Wunde, doch ihre Augen

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