Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
versunken und schienen sich nicht mehr voneinander lösen zu wollen. Akur war ruhig geworden, Nolinas Kopf lag auf seiner Brust, und er tauchte Nase und Lippen in ihr Haar.
Wie musste es sein, jemanden so sehr zu lieben? Am Morgen mit dem Gedanken an den anderen zu erwachen und des Nachts in seinen Armen einzuschlafen? Sein Abbild im Kopf zu haben, seinen Duft zu atmen, jede Stelle seines Körpers zu kennen? Ängste, Wünsche und Hoffnungen zu teilen – ein Leben zu teilen?
»Ferin?« Rhys’ Stimme und seine Hand auf ihrem Knie. »Was ist mit dir?«
Sie sah auf und direkt in seine Augen. Licht erhellte das samtene Grün seiner Iris, winzige goldene Sprenkel, die ihr noch niemals aufgefallen waren.
»Nichts«, sagte sie schnell. »Gar nichts.«
»Und?«, fragte er.
»Und – was?«
Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen. »Willst du nun mit mir zu den Pferden gehen?«
Sie sollte wieder reiten? »Puh … ich weiß nicht so recht. Wenn ich auch nur an Trab denke, höre ich schon meine Knochen klappern. Mir scheint, ich muss sie erst sortieren, bevor ich wieder auf ein Pferd steigen kann.«
Rhys ließ ein Kichern hören. »Ich hatte nicht vor zu reiten. Mir ist gestern aufgefallen, dass am Zaun einige Stellen zu reparieren sind, das ist alles.«
»Da kann ich dir wohl kaum behilflich sein.«
»Das musst du auch nicht. Es wäre einfach schön …«, er zog seine Hand weg und bekämpfte stattdessen sein Haar, das ihm schon wieder in die Stirn fiel, »… dich dabeizuhaben«, vollendete er den Satz etwas spröde.
»Ich …« Ferin war heiß geworden. Sie schaute umher, wusste nicht genau, was sie hoffte zu finden. Nolina und Akur verschwanden eben in ihre Hütte, die anderen machten sich daran, ihren Pflichten nachzugehen – der Dorfplatz leerte sich. Hinter Jastas Stirn arbeitete es ganz offensichtlich, sie stierte angestrengt ins Leere.
»Also?«, fragte Rhys.
Ferin wandte sich ihm zu. »Also … nein danke, ich wollte eigentlich schwimmen gehen. Ein andermal gern.« Sie stand auf und ermahnte sich, Rhys’ enttäuschte Miene nicht zum Anlass zu nehmen, ihre Meinung zu ändern.
»Na gut«, meinte er. »Dann bis später.«
Ferin nickte ihm zu und machte sich auf den Weg.
»Es wäre schön, dich dabeizuhaben?«, hörte sie Jasta zischen. »Wie war das zu verstehen?«
Ja, wie war das zu verstehen?
18 Ziagál
F erin legte sich auf den Rücken und ließ sich vom Wasser tragen. Die Spannung fiel von ihr ab, sie schloss die Augen und genoss das samtig weiche Gefühl auf der Haut. Das tägliche Bad war ihr zur Gewohnheit geworden. Es war angenehm, sich von Staub und Schweiß zu befreien, für kurze Zeit nur für sich zu sein. Das viele Üben mit Nolina hatte sich gelohnt, mittlerweile schwamm und tauchte sie gut. Sehr gut sogar.
Etwas kreiste surrend um sie herum, sie blinzelte – eine Schwebnadel. Das Insekt landete auf der spiegelnden Teichplatte, die Beinchen zart genug, um nicht zu versinken. Es spreizte die blau schillernden Flügel, wackelte mit dem Hinterleib, hob ab und tanzte davon.
Ferin rollte sich auf den Bauch und tauchte mit einem kräftigen Schwimmzug in die glasklare Tiefe. Sie glitt über den weißen Sand, verfolgte einen Schwarm roter Fische. Ihre Atemluft reichte aus, um bis ans andere Ufer und wieder zurück zu schwimmen. Zwischen knorrigen Wurzelgeflechten kam sie an die Oberfläche, ein Lächeln auf den Lippen und Nolinas Worte im Kopf: Bist du verrückt, Ferin? Niemand kann so lange die Luft anhalten! Einmal wirst du noch ertrinken! Niemand? Sie konnte es, und mit jedem Mal wurde sie besser. Zwei Längen schaffte sie leicht, zweieinhalb mit einiger Mühe. Drei Längen hatte sie sich als Ziel gesetzt. Sie wusste, es war machbar. Irgendwann.
Sie paddelte in die Mitte des Teichs, rastete, schwerelos und entspannt. Ihre Gedanken schweiften zu Rhys. Es wäre schön, dich dabeizuhaben. War es einfach so dahingesagt, oder steckte mehr dahinter? Sie schüttelte diese verwirrende Vorstellung ab. Rhys war ihr Freund, sie war gern mit ihm zusammen. Er war witzig, sie konnte gut mit ihm reden und sich auf ihn verlassen. Und oft genug ärgerte sie sich auch über seine frechen Anspielungen und seine Selbstgefälligkeit. Er war fast wie ein Bruder. Wenn sie so empfand, war es nur naheliegend, dass es ihm ebenso erging. Es war Unsinn, seine Worte auf die Waagschale zu legen.
Ein Rascheln im Buschwerk ließ Ferin hochschrecken, sie stellte die Füße in den Sand. Ihre Augen
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