Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
die Blutung stoppen und dir den Schmerz nehmen. Doch du musst dich schonen, die Anstrengungen waren zu viel für dich. Die nächsten Tage wirst du liegen, damit dein Körper sich wieder erholen kann. Dann sehen wir weiter.«
»Sjinau?«, fragte Ferin. Der Magier neigte zustimmend den Kopf, vertiefte sich aber bereits in seine Behandlung. Sie ging, um das Kraut zu holen. Als sie wiederkam, war Sobenio nach wie vor beschäftigt. Kesía hatte sich entspannt – die Krämpfe schienen nachzulassen.
»Sie soll es als Tee trinken, mehrmals am Tag«, sagte Ferin leise, ließ sich neben Nolina nieder und legte ihr das Stoffsäckchen mit den getrockneten Blättern in den Schoß.
Nolina drückte Ferin an sich. »Sobenio hat recht. Du weißt schon so viel. Bestimmt wirst du … Ferin? Was ist denn?«, fragte sie irritiert.
Ferin benötigte ein paar Atemzüge, um ihre Fassung zurückzugewinnen. Erst dann bemerkte sie, dass ihr Mund offen stand. Sie klappte ihn zu und führte ihre Hand noch dichter an Nolinas Bauch heran. »Darf ich?«, flüsterte sie.
Kopfschüttelnd blickte Nolina nach unten, auf Ferins Hand, und wieder hoch in ihr Gesicht. »Was ist denn los?«
»Ja, bei den Mächten, was ist los?«, fragte nun auch Sobenio, der seine Beschwörungen beendet hatte und die Situation mit gerunzelter Stirn beobachtete.
»Ich müsste mich sehr irren«, Ferin suchte Sobenios Augen, sah das wachsende Verständnis, »aber ich bin ziemlich sicher.«
Sobenio machte eine ermunternde Geste.
»Willst du es nicht überprüfen?«, fragte sie.
»Nein«, schmunzelte er. »Das ist nicht nötig.«
»Was?«, rief Nolina ungehalten. »Sagt mir endlich, was mit mir los ist!«
Ferin strahlte sie an. »Du bekommst ein Kind, Nolina.«
»Ja!« Der Schrei zog sich donnergleich durch den Dschungel. Ihm war solche Kraft zu eigen, dass man befürchten musste, er könnte Bäume und Buschwerk kahl räumen. »Ja! Ja! Ja!«
Empört über die morgendliche Ruhestörung flatterten mehrere grün gefiederte Vögel aus den Baumkronen auf und kreisten mit heiserem Gekrächze über dem Dorfplatz.
»Sie hat es ihm gesagt.« Befriedigt stellte Ferin fest, dass ihr Herz die stürmische Begeisterung in sich aufsog wie ein Schwamm das lang ersehnte Nass.
»Das ist nicht zu überhören.« Gleichmütig schob sich Jasta die letzte Spalte Mayongfrucht in ihren unersättlichen Rachen.
»He!«, beschwerte sich Ferin. »Das war mein Stück.«
»Tschu langscham«, erwiderte Jasta mit vollem Mund.
Akur sauste aus der Hütte, barfuß, die lederne Hose notdürftig über die Hüften gezogen und mit nacktem Oberkörper. Tiefblaue Male bedeckten die Muskelberge auf Brust und Armen. Er setzte einen Kuss auf seine Faust, stieß sie mehrmals zum Himmel empor, der an diesem Morgen aussah, als wäre er frisch gewaschen worden, und stimmte zu weiteren enthusiastischen Ja an. Nur der freudige Anlass und sein breites Lachen unterschieden seine Faustschläge von Drohgebärden.
»Ich werde Vater!«, rief er. »Ich bekomme ein Kind!«
Jastas Augenbrauen schnellten in die Höhe. Goldgelber Saft tropfte ihr vom Kinn, als sie den Fruchtbrei hinunterwürgte, um den Mund freizubekommen. »Ist er noch bei Verstand?«
»Das möchte ich stark bezweifeln«, murmelte Rhys, der zu Ferins Linken saß.
Akur drehte eine Ehrenrunde um die am Feuerplatz versammelte Gruppe. Längst hatten die Pheytaner ihr Frühstück vergessen, sie bedachten ihn mit fassungslosen Blicken und verfolgten das für ihn so untypische Gebaren mit teils amüsiertem, teils mitleidigem Interesse. Was die werdende Vaterschaft aus einem gestandenen Mann so alles machen konnte …
»Ich bekomme ein Kind!« Akur bremste neben seinem Freund ab. »Rhys, ich bekomme ein Kind!«
Rhys grinste. »Du wirst eine neue Hose brauchen.« Er deutete einen monströsen Kugelbauch an.
»Ja!« Akur preschte zur Hütte zurück, wo Nolina auf ihn wartete. Das offene Haar fiel ihr wie ein Schleier über die Schultern. Sie trug nur ein Hemd und ein offensichtlich eiligst um ihre Mitte verknotetes Tuch. Und ein überwältigendes Maß an Liebe.
Akur umarmte sie, hob sie hoch und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Ich bekomme ein Kind«, hörte man ihn schon gemäßigter. » Wir bekommen ein Kind.«
Nolina sagte nichts, doch ihr tiefempfundenes Glück legte sich in ruhigen Wellen über den Dorfplatz und erfüllte alle mit Freude und Zuversicht.
Ferin konnte den Blick nicht von den beiden wenden. Sie waren in eine innige Umarmung
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