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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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suchten das Unterholz ab, streiften Wurzeln, Farne, Blätter, bemühten sich, in die tiefen Schatten des Dschungels vorzudringen. Sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Das Ufer des Teichs war rundum dicht verwachsen, es gab nur einen Zugang: dort, wo sich der Pfad zu einer schmalen Sandbank verbreiterte. An einem Ast hing ihre Kleidung, niemand war zu sehen. Das Rascheln war verebbt. Seltsam. Wahrscheinlich ein Nargschwein, sagte sie sich. Die pelzigen Tiere waren im Dickicht zu Hause, sie konnten ihr nicht gefährlich werden.
    Gerade, als sie beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und ihr Bad zu beenden, stieg die Gewissheit, beobachtet zu werden, in ihr hoch und beschleunigte ihren Puls derart, dass sie das Blut durch ihre Adern jagen hörte.
    Und dann sah sie ihn: rotbraunes Fell, eine weiße Maske, gelbes Blinken – ein Tiger! Er lag, von Zweigen und Farnen verborgen, auf einem bodennahen Ast unweit vom Pfad und starrte zu ihr herüber.
    Sie starrte zurück, unfähig zu handeln oder auch nur zu denken. Nun, da sie wusste, wo er war, konnte sie seinen Schädel in aller Deutlichkeit ausmachen. Seine lange, braune Nase, die goldgelben Augen, darüber die weißen Flecken und schwarzen Querstreifen. Sogar die Schnurrhaare blitzten. Eine mächtige Pranke lugte unter dem Kopf hervor, der Rest des Körpers versteckte sich im Geäst.
    Ferin atmete sacht aus. In ihrem Kopf jagte eine Überlegung die nächste. Was sollte sie nur tun? Ihr erster Gedanke war Flucht. Raus aus dem Wasser, die Kleider in die Hand und weg. Bei näherer Betrachtung erwies sich dies jedoch als keine gute Idee. Sie sah sich nackt durch den Dschungel hetzen, mit dem Tiger auf ihren Fersen. Selbst wenn er ihr nichts zuleide tat, die Schmach, von den anderen so gesehen zu werden, war nicht verlockend.
    Was hatte Rhys über die Tiger gesagt? Sie greifen niemals Pheytaner an. Wenn sie ihm also Glauben schenkte, bestand kein Grund zur Sorge, der Tiger würde bei ihr wohl kaum eine Ausnahme machen. Sie musste die Sache eben langsam angehen. Mit Bedacht.
    Mach schon, Ferin. Sei kein Feigling. Zur Sandbank, ganz vorsichtig … Schon ihr erster Schritt bewirkte ein Plätschern. Ein Ruck ging durch den Tiger, er zog die Pfote an und schaute interessiert zu ihr herüber. Ferin erstarrte. Ihm entging nicht die kleinste Regung. Also besser gar nicht rühren. Wenn sie hier stehen blieb, würde er sich beizeiten zurückziehen. Hoffentlich.
    Sie ließ die Schultern fallen und zwang sich zu tiefen Atemzügen. Ihr Körper gehorchte, sie beruhigte sich ein wenig. Der Tiger legte seinen Kopf wieder auf die Pranke. Wie nett! Er macht es sich gemütlich. Das würde ein ausgiebiges Bad werden.
    Aber vielleicht verlor er das Interesse an ihr, wenn er sie nicht mehr sehen konnte? Kurzerhand tauchte sie nach unten ab, drehte ihre Runden, bis das Bedürfnis einzuatmen unerträglich wurde. Unter den ausladenden Blattschirmen eines Farns kam sie hoch und schöpfte Luft, nur um erneut unterzutauchen. So geschah es ein paar Mal, bis sie den Mut hatte, sich zu vergewissern, ob der Tiger endlich das Weite gesucht hatte. Nahe der Sandbank riskierte sie einen verstohlenen Blick.
    Keine Chance. Diese verfluchte Katze war nicht zu überlisten.
    Der Tiger war vom Ast heruntergekrochen und balancierte – die vier Pfoten dicht aneinandergestellt – auf dem Flechtwerk armdicker Wurzeln, die ein gutes Stück über das Wasser ragten. Mit erhobenem Kopf, als hätte er nach ihr Ausschau gehalten. Als er sie sah, wich er zurück, nahm auf dem Hinterteil Platz. Sein Gewicht brachte den Wurzelteppich zum Schwanken, er schaukelte auf und nieder, was ihn nicht im Mindesten zu stören schien. Ferin meinte, einen zufriedenen Ausdruck in seinen Augen zu erkennen. Das durfte nicht wahr sein! Sie interpretierte das Mienenspiel eines Tigers!
    Entnervt kniete sie sich in den Sand. Die Sonne war gewandert, es war fast Mittag. Verflixt noch mal! Sie konnte nicht ewig im Teich bleiben.
    Von gegenüber kein Laut – gebannt blickte der Tiger auf das Wasser, die Ohren nach vorn gedreht und mit zuckenden Lefzen. Hatte er sie vergessen? Er beobachtet die Fische! Ihr Herz machte einen Sprung. Er ist abgelenkt. Jetzt oder nie! Sie schnellte hoch und rannte los in Richtung Pfad, die Augen weiter auf die Raubkatze gerichtet. Das Wasser spritzte, der Tiger riss den Schädel in die Höhe und … fauchte. Das Geräusch traf Ferin wie ein Blitzschlag, vor Schreck bremste sie mitten im Lauf ab und

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