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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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können. Das war bedenklich nah, aber sie wollte nicht länger über die mögliche Gefahr nachgrübeln. Sie wollte auch nicht mehr im Wasser bleiben. Was immer der Tiger im Sinn hatte, in diesem Augenblick war ihr alles egal. Sollte er sie anfauchen, brüllen, fressen – egal.
    »So«, sagte sie. »Es reicht. Ich komme jetzt heraus. Schön liegen bleiben, hörst du?«
    Den Blick starr geradeaus gerichtet, ging sie weiter. Zwei Schritte noch bis zum Ufer. Einer. Aus den Augenwinkeln erhaschte sie eine Regung. Er hatte den Kopf erhoben, beobachtete sie aufmerksam, schien sich aber in keiner Weise gestört zu fühlen.
    Weiter! Ihr Blut war in Wallung, sie war sicher, dass er ihre Angst riechen konnte. Dann war sie mit ihm auf gleicher Höhe. Sie drückte sich so tief wie möglich ins Geäst, da gab er plötzlich ein Prusten von sich. Den gleichen Laut hatte sie in der Nacht gehört, als Akurs Gefährtin Loa um ihre Beine gestrichen war. Was hatte er zu bedeuten?
    Mit zittrigen Fingern fischte sie nach ihrem Gewand. Die Blätter raschelten, etwas landete im Sand, ihr Herz war dabei, ein Loch in ihre Brust zu hämmern. Sie bückte sich – ihre Hose. Der Tiger ließ ein leises Grollen hören, und Ferin glaubte zu ersticken.
    Die Kleidung unter den Arm geklemmt, stakste sie in Richtung Dorf. Hinter ihr erklang ein neuerliches Grollen, sanfter. Oder auch nur leiser. Ihre Schritte wurden eiliger, während sie in ihr Hemd schlüpfte. Das Tuch entglitt ihr, sie erhaschte einen Zipfel, schlang es um ihre Hüften. Der Wunsch, sich nach dem Tiger umzudrehen, war beinahe übermächtig, aber sie verweigerte es sich, hastete vorwärts.
    Als sie ein Knacken vernahm, konnte sie sich gerade noch davon abhalten loszurennen. Er geht dir nach. Beachte es nicht! Weitergehen, Ferin! Weitergehen! Die Zeit dehnte sich, endlos schlängelte sich der Pfad dahin. Die Schwüle trieb ihr den Schweiß aus allen Poren, Hemd und Tuch klebten an ihrem Körper – so viel also zum Bad.
    Hinter sich wusste sie den Tiger, es war unüberhörbar, dass er ihr folgte. Eisern behielt sie ihr Tempo bei, Laufen würde auch ihn dazu veranlassen, schneller zu werden. Angst und Zorn waren immer noch da, aber viel heftiger noch verspürte Ferin in sich eine neue, ungeahnte Kraft. Sie hatte den Teich verlassen. Sie war stark genug gewesen. Endlich, endlich war sie stark genug!

    »Den wirst du nicht mehr los«, stellte Jasta nüchtern fest. »Er ist jetzt dein Tiger.«
    »Er ist nicht mein Tiger«, grummelte Ferin.
    Sie hockten in Ferins Hütte. Tags zuvor hatte Jasta ihr eigenes Heim bezogen, und Ferin schwankte seither zwischen Dankbarkeit und Enttäuschung. Einerseits war sie froh, Jastas Art nicht mehr ertragen zu müssen, andererseits fehlte etwas.
    Erneut spähte Ferin durch den Spalt nach draußen. Der Tiger lag wie ein Wachhund direkt vor dem Eingang, die Beine von sich gestreckt, den geringelten Schwanz um den Körper drapiert. Sein Fell war getrocknet und glich jetzt einem fedrigen Flaum. Bei dem Anblick erwachte in Ferin der absonderliche Wunsch, ihn zu streicheln. Als er sie bemerkte, hob er den Kopf, blickte sie aus seinen bernsteingelben Augen an und prustete. Dann gähnte er herzhaft. Seine Reißzähne hatten in etwa die Länge ihres Daumens. Sie würgte den aufsteigenden Kloß in ihrem Hals hinunter und ließ das Tuch fallen.
    Jasta hatte es sich auf der Matte bequem gemacht. »Er wacht vor deiner Hütte, er prustet dich an, folglich ist es dein Tiger.«
    »Na fabelhaft.« Ferin seufzte tief. Wie lange würde ihr Tiger wohl auf dem Posten bleiben?
    Die Aussicht, den Tag mit Jasta verbringen zu müssen, erschien ihr auch nicht gerade rosig. Sie hatte sie zwar um Beistand gebeten, als der Tiger ihr ins Dorf gefolgt war, aber in ihrer Not nicht bedacht, dass sie sich damit ein weiteres Übel einhandelte.
    Prompt wartete Jasta auch mit einer Beleidigung auf: »Nicht zu glauben, von der Maske zum Tiger – das nenne ich einen steilen Aufstieg.«
    Ungewollt knirschte Ferin mit den Zähnen. »Höre ich da etwa Neid?«
    Jasta schwieg. Gut so. Sie wollte nicht mit ihr streiten.
    »Warum hast du dich eigentlich maskieren lassen?«, griff Ferin das Thema Maske auf. »Ich meine, warum bist du nicht schon früher nach Pheytan gekommen, so wie Rhys? Du hast doch von dem Rebellendorf gewusst, oder?«
    Jasta spielte mit den Zöpfen, die sie neuerdings trug. Dünn geflochten baumelten sie in ihre linke Halsbeuge herab, ganz nach Tradition der Pheytana, während

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