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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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geträumt hatte. Er hatte sich irgendwie in der Reihe der Soldaten auf dem Foto wiedergefunden. Wie er dahin gekommen war, wusste er nicht mehr. Dann wieder konnte er sich nur noch an Szenen erinnern, in denen er in irgendwelchen Erdlöchern hockte und sein Gewehr nicht entsichern konnte. So sehr er sich auch bemühte, er bekam keinen Schuss frei. Das verdammte Ding klemmte im Verschluss oder sonst wo. So sehr er sich in seinem Traum auch konzentrierte auf das, was ihm sein Ausbilder beigebracht hatte, um so weniger konnte er es in diesem Drecksloch umsetzen. Dabei kam der Feind immer näher. Aber wer war der Feind? Frank konnte im Nebel vor seinem Schützenloch nichts erkennen.
    Ein harter Schnitt verband die einzelnen Traumsequenzen. Er hatte mit einem Mal direkt in den aufgebrochenen Körper von Breuer sehen können. Als er den Fuchsschwanz aus dem Brustkorb des Toten ziehen wollte, hatte er ein lautes Stöhnen gehört. Sofort hatte er den Griff der Säge losgelassen. Gleichzeitig war er aufgewacht.
    Erst mit der Zeit begriff Frank, dass er es selbst gewesen war, der gestöhnt hatte. Neben ihm wurde Lisa wach, die sich ebenfalls im Schlaf hin und her gewälzt hatte, ihre Arme fest um die wurstige Einschlafhilfe geklammert. Auch Lisa setzte sich auf.
    »Kannst du nicht schlafen, Frank? Was ist?«
    »Ich weiß nicht, Lisa. Ich habe schlecht geträumt.«
    »Was war es denn?«
    »Ich weiß nicht recht, irgendetwas mit Krieg und Angst.«
    »Du hast doch zu viel Wein getrunken, wie?«
    »Weiß nicht.«
    »Leg dich wieder hin und schlaf weiter. Du musst nicht in den Krieg.« Lisa rückte sich wieder in ihre Schlafposition und stöhnte dabei leise.
    »Lisa?«
    »Hm?« Seine Freundin war schon fast wieder eingeschlafen.
    »Ich habe eins der Fotos schon einmal gesehen.«
    Lisa antwortete nicht mehr, sie schlief schon.

XXIV.
    Frank klingelte an der Haustür von Hiltrud Claassen. Er hatte sich alleine auf den Weg nach Boisheim gemacht. Ecki war am Morgen nicht zum Dienst erschienen. Stattdessen hatte Marion angerufen und ihren Mann erst für den Mittag angekündigt. »Der charmante Herr liegt noch dunkel«, hatte sie halb entschuldigend und halb schadenfroh gesagt. »Ecki ist erst spät aus der Stadt zurückgekommen. Für ihn ging der Veilchendienstagszug mal wieder bis Aschermittwoch. Mein Kommissar braucht jetzt noch eine heiße Dusche und vor allem ein kräftiges Frühstück. Wie ich Ecki kenne, schläft er dir sonst am Schreibtisch gleich wieder ein oder jammert bloß rum, wie verdammt schlecht ihm ist.«
    Frank hatte nichts dagegen gehabt, alleine Hiltrud Claassen aufzusuchen. So konnte er in aller Ruhe über seine Entdeckung nachdenken. Außerdem musste er weder Eckis Karnevalsgeschichten noch seine WDR-4-Musik ertragen. Nach einem geballten Wochenende Karnevalsmusik war Ecki erfahrungsgemäß vollends im Volksmusikwahn versunken. Zum Frühstück hatte Frank nur kurz einen schnellen Kaffee im Stehen getrunken und war dann direkt ins Büro gefahren. Krüger hatte er nicht gesehen.
    Seit dem Aufwachen war ihm ständig das eine Foto durch den Kopf gegangen: Sieben junge Soldaten, auf Heimaturlaub oder kurz vor ihrem ersten Einsatz an der Front. Frank war sich sicher, dass er die Fotografie das erste Mal auf dem Wohnzimmertisch von Hiltrud Claassen gesehen hatte. Was hatten Verhoeven und Heinrich Krüger gemeinsam, außer der Fotografie? Das konnte kein Zufall sein. Was hatte Krüger mit Verhoeven zu schaffen gehabt? Waren sie zur gleichen Zeit eingezogen worden? Die beiden mussten sich kennen!
    Waren Krüger und Verhoeven gar zusammen auf dem Foto? Und wer waren die anderen Gesichter? Nun gut, vielleicht hatte Krüger das Foto auch nur von einem Freund oder Bekannten geschenkt bekommen, damals im Krieg oder kurz nach dem Ende. Als Erinnerung an gemeinsame Freunde, die im Krieg gefallen waren. Vielleicht hatte das auch alles nichts weiter zu bedeuten. Frank fühlte eine innere Unruhe, die er sich nicht erklären konnte.
    Er klingelte erneut, aber niemand öffnete. Frank trat von einem Fuß auf den anderen. Er ging an der Hausfassade entlang und versuchte, durch eines der Fenster zu sehen. Er wartete darauf, dass sich eine der Gardinen im Obergeschoss bewegte. Aber nichts geschah. Er überlegte, bei den Nachbarn zu klingeln, aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Was sollten sie ihm schon über das Foto sagen können? Und solange er ihnen kein Foto von Herbert Verhoeven zeigen konnte, würden sie auch nichts darüber

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