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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Es war damals hier ja auch ruhig, soweit ich das gehört habe. Hier in Boisheim ist mal ein englischer Bomber abgestürzt, tote englische Soldaten sollen nicht weit von hier gelegen haben. Mehr weiß ich nicht.« Sie überlegte kurz. »Vor ein paar Jahren waren die Engländer hier und haben auf einem Feld mit ein paar Deutschen zusammen Eichen gepflanzt, nahe der Absturzstelle.« Hiltrud Claassen wirkte nun noch mürrischer und sah demonstrativ auf die Wohnzimmeruhr. »Das muss genügen, mehr weiß ich nun wirklich nicht.«
    Frank versuchte es ein letztes Mal. »Ihr Vater muss doch mal einen oder mehrere Namen erwähnt haben. Der Krieg hat doch auch im Leben Ihres Vaters Spuren hinterlassen. Es wird bestimmt Gelegenheiten und Situationen gegeben haben, an die er sich erinnert hat. Schlimme, sogar schreckliche Erlebnisse, Lustiges. Erlebnisse, die ihm über die ganzen Jahre immer wieder ins Gedächtnis gekommen sein müssen. Bitte, Frau Claassen, denken Sie nach. Es ist sehr wichtig für uns.«
    Frank konnte Hiltrud Claassen ansehen, dass er ihr lästig war. »Mein Gott, wenn Sie mich so fragen – kurz vor seinem Tod hat er mal einen Namen erwähnt. Er hat nur gesagt, dass der alte Wilhelm nun auch endlich seinen Frieden gefunden hat. Er hatte den Namen seines Kameraden in einer Todesanzeige der Rheinischen Post gelesen.«
    »Hat er wirklich ›Kamerad‹ gesagt? Bitte, Frau Claassen. Ich brauche den Nachnamen des toten Kriegskameraden.«
    »Ich weiß ihn nicht mehr. Tut mir leid.« Hiltrud Claassen ging zur Wohnzimmertür und blieb dort auffordernd stehen.
    Frank stand auf und folgte ihr widerstrebend. »Bitte, wenn Sie sich erinnern, rufen Sie mich an. Ich bin jederzeit für Sie erreichbar. Ich lasse Ihnen zur Sicherheit noch mal mein Kärtchen da.«
    Sie nahm die Visitenkarte wortlos entgegen und öffnete die Haustür.
    »Auf einem Feld hier in der Nähe, sagen Sie, stehen die Eichen?« Frank versuchte, trotz ihrer deutlichen Ablehnung, nett zu bleiben.
    Hiltrud Claassen deutete mit dem Kopf die Straße hinauf. »Soweit ich weiß, ist das von hier aus hinter der Bahn. Wo genau, weiß ich nicht. Hat mich auch noch nie interessiert. Ich weiß nur, es war ein großes Feld, nicht weit von einem Bauernhof.« Ihr Gesicht hellte sich für einen Augenblick auf. »Feld. Ja, Feld. Mein Vater hat von einem Feldges gesprochen, Wilhelm Feldges. Hilft Ihnen das?«
    »Na, sicher, vermutlich mehr, als Sie denken. Haben Sie die beiden schon mal zusammen gesehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Mein Vater hatte nicht wirklich viel Kontakt zu anderen Menschen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mal erwähnt hat, Feldges getroffen zu haben. Ich habe den Mann jedenfalls noch nie gesehen. Weder in Vaters Wohnung noch anderswo.«
    Frank wollte sich verabschieden und hielt Hiltrud Claassen seine Hand hin. Sie ließ ihn einfach stehen und schloss die Tür.
    Auf dem Weg zum Auto hatte Frank das Gefühl, dass er von einem Fenster im ersten Stock aus beobachtet wurde. Aber er zwang sich, nicht hinzusehen. Sollte Herbert Verhoeven in seiner Nähe sein, wollte er ihn nicht wissen lassen, dass er seine Anwesenheit spürte. Er würde ihn noch früh genug zu fassen kriegen. Ohne Eckis Unterstützung würde er ohnehin nichts ausrichten können. Außerdem fehlte ihm ein Durchsuchungsbeschluss.
    Wilhelm Feldges, Wilhelm Feldges: Frank hatte das Gefühl, dass er den Namen schon einmal gehört hatte. Feldges, Feldges, der Klang des Namens versetzte sein Gehirn in Schwingungen, aber noch konnte er mit den Ausschlägen nicht viel anfangen. Wo nur hatte er den Namen schon einmal gehört? Er würde schon noch darauf kommen. Fürs Erste war Frank zufrieden. Endlich hatte er einen Namen, eine vage Verbindung zu Verhoevens Vergangenheit. Und vielleicht auch zu Krügers und Verhoevens Beziehung, wenn es denn jemals eine gegeben hatte. Frank hoffte, dass sie so einen Schritt weiter kommen würden. Bean und Viola Kaumanns müssten auf jeden Fall Feldges auf ihrer Liste haben, und damit auch die Adresse seiner Angehörigen.

    Von Boisheim fuhr Frank zum Breyeller Marktplatz. Wenn Feldges irgendwo in Nettetal gewohnt hatte, dann war der Standort am alten Lambertiturm der richtige Ausgangspunkt für seine weiteren Recherchen. Auf dem Parkplatz vor dem Café Terporten hielt er an und ließ sich über Funk mit Viola Kaumanns verbinden. »Frau Kaumanns, sehen Sie bitte mal in Ihren Listen nach, ob Sie einen Wilhelm Feldges finden. Der Mann muss erst Anfang dieses

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