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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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zu tun haben? Andererseits«, Frank stützte seine Arme auf dem Tisch auf und legte die Fingerspitzen zusammen, »haben wir bei Breuer keinen Zettel gefunden. Aber er kann ihn ja vernichtet oder achtlos weggeworfen haben.« Frank lehnte sich zurück und sah auf seine Armbanduhr. »Ich fürchte, ich muss jetzt los. Schön, dass wir gemeinsam frühstücken konnten.«
    Lisa legte zärtlich ihre Hand auf seine und schniefte dabei. Ihre Nase war an den Rändern ganz rot. »Dann geh zu deiner Arbeit, Bulle. Aber vergiss mich nicht ganz dabei und denke daran, dass du dich um eine neue Wohnung kümmerst. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass wir irgendwann zu dritt sind und immer noch kein Zuhause haben. Die Zeit geht so schnell vorbei, besonders in deinem Job. Es wird in den nächsten Monaten und Jahren noch schwer genug. Und, wie sagt Rilke? Irgendwann fallen die Blätter und das Leben hat ein Ende. Frank, du musst mir versprechen, dass du auf dich aufpasst. Ich will dich nicht verlieren, an irgend so einen Idioten, der dich über den Haufen schießt.« Lisa hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Ich habe Angst um dich, Bulle.«
    Frank stand auf und nahm Lisa in den Arm. Er war völlig überrumpelt von ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch. So kannte er Lisa gar nicht. Er hatte das Gefühl, dass ihre Beine wegzuknicken drohten und hielt sie fester. »Mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf. So schnell haut mich nichts um.« Eng umschlungen standen sie stumm in Lisas Küche. Frank streichelte dabei sanft ihren Rücken. Lisa drängte sich noch enger in seinen Arm. Durch sein Hemd konnte er deutlich ihren leicht gewölbten Bauch spüren.
    Er wusste nicht, wie lange sie so gestanden hatten, als plötzlich sein Handy schrillte. »Oh, nee, bitte nicht jetzt.« Sanft löste er Lisa aus seinem Arm. »Schatz, lass mich rangehen.«
    Lisa zog das gebrauchte Papiertaschentuch aus dem Ärmel ihres langärmeligen T-Shirts und putzte sich laut schniefend die Nase.
    Frank drückte die Hörertaste und meldete sich. »Borsch. Hallo? Ach, Becks. Was gibts?« Frank streichelte Lisa sanft übers Haar und küsste sie leicht auf die Stirn. »Pass auf, Bert, ich kann dir dazu jetzt überhaupt nichts sagen. Nee. Das hat nichts mit ›nicht wollen‹ zu tun, ich bin nicht im Büro. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich bin in einer halben Stunde in Gladbach. Wenn du willst, können wir uns auf einen schnellen Kaffee treffen. Wo? Ist mir egal. Warte, okay, ich schlage das Valentino vor. Ja, Eingang Theatergalerie. Bis nachher. Machs gut.« Frank steckte das Handy achtlos in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Becks, dieser Quälgeist. Er will unbedingt mehr über den Fall in der Hardterwald-Klinik wissen. Er soll im Umfeld der HWK recherchieren. Seine Viersener Kollegen haben ihn ganz heiß gemacht, weil ja auch in Brüggen ein Rentner ermordet wurde. Jetzt ist er natürlich davon überzeugt, dass ein Serientäter am Niederrhein unterwegs ist und alte Leute umbringt. Diese Journalisten! Warum können die mich nicht einfach in Ruhe meine Arbeit tun lassen? Jetzt muss ich mich erst mal mit Becks treffen, um ihn einzufangen, sonst geht seine Fantasie noch vollständig mit ihm durch. Sorry, Schatz, ich muss nun wirklich los. Und«, er nahm ihren Kopf in seine Hände, »mach dir keine Sorgen. Ich bleibe heil, und ein neues Zuhause finden wir auch noch frühzeitig. Ciao! Ich liebe dich.«
    »Warte!« Lisa verschwand in ihrem Arbeitszimmer, um gleich darauf mit einem Zettel wieder zu erscheinen. »Ich wollte ihn dir erst später an deinen Kühlschrank pappen. Aber ich denke, er passt jetzt gut.«
    Frank nahm den selbstklebenden Zettel in die Hand und musste grinsen, als er die Zeilen las.

    Das Valentino war um diese Tageszeit bereits voll besetzt. Das neue Café am Eingang der Theatergalerie hatte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem beliebten Frühstückstreffpunkt für die ›Schicken und Schönen‹ der Stadt entwickelt, war aber auch bei Senioren genauso beliebt wie bei den Schülern der umliegenden Gymnasien. Der Betreiber des Valentino hatte mit der leicht unterkühlt wirkenden Einrichtung offenbar den Geschmack und den Zeitgeist seines Publikums getroffen.
    Frank blieb am Eingang des Cafés stehen, das im Grunde nicht mehr war als ein schmaler Schlauch mit wenigen Tischen. Er überflog mit einem Blick die Gäste, konnte aber den Reporter der Rheinischen Post nicht entdecken und stieg daher die Treppe zur ersten Etage hoch. Am

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