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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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erzähle ich weiter. Ansonsten können wir noch in aller Ruhe den Kaffee austrinken.«
    »Die Geschichte scheint ja heißer zu sein, als ich dachte. Wenn du schon soo vorsichtig bist. Mein lieber Scholli.« Bert Becks beugte sich gespannt vor. »Ehrenwort, ich halte still.«
    »Na gut, Becks. Ich vertraue dir.« Frank beugte sich ebenfalls vor. »Also, wir können nicht ausschließen, dass in der HWK mit Medikamenten experimentiert wurde. Beide Opfer waren jedenfalls Patienten in Hardt.« Bert Becks ließ sich in seinem Sessel zurückfallen und blieb für einen Augenblick stumm. »Unglaublich. Habt ihr Beweise?«
    »Nichts Verwertbares. Leider. Aber wir sind natürlich dran. Wir lassen gegenwärtig sämtliche Krankenakten und Patientenlisten der vergangenen zwei Jahre überprüfen. Das dauert. Es gibt einige Hinweise, zum Beispiel merkwürdige Messreihen. Aber, wirklich, Bert, noch ist es viel zu früh, um irgendeine zitierbare Information weiterzugeben.«
    »Wann rechnest du mit ersten Ergebnissen?«
    »Mensch, Bert, das weiß ich wirklich nicht. Das kann dauern, echt. Was wirst du nun mit deinen Informationen machen?«
    »Das ist mir wirklich noch zu viel Spekulation. Und ich halte mich an Absprachen. Du wirst allerdings morgen lesen können, dass wir wegen des Mordes in der HWK schon Anrufe von besorgten Senioren hatten. So nach dem Motto: Sind wir nicht einmal mehr in einem Krankenhaus sicher? Wir machen damit auf der ersten Lokalseite auf.« Becks merkte, dass Frank nervös wurde. »Bevor du dich aufregst: Ich werde keine deiner Informationen verwenden. Das ist morgen nicht unser Thema. Morgen, wohlgemerkt. Das kann sich in den nächsten Tagen durchaus ändern. Aber keine Sorge.« Das Mobiltelefon von Bert Becks klingelte. »Ja? Was? Okay, bin schon unterwegs.« Der Lokalreporter stand auf.
    »Warum so eilig? Wo brennts?«
    »Ich muss weg. Es brennt wirklich. In Odenkirchen ist ein Lager mit Textilresten in Flammen aufgegangen.«
    »Dann lass dich nicht aufhalten. Ich lade dich ein. Bevor du aber weg bist, hier«, Frank zog Lisas Zettel aus seiner Jackentasche, »ich hab noch was für dich, von Lisa. Kennst du Hunter S. Thompson?«
    »Klar kenne ich den, er gilt als der Begründer des New Journalism. Sein ›Angst und Schrecken in Las Vegas‹ ist schon unglaublich.«
    »Na, dann dann weißt du ja Bescheid. Machs gut, Bert. Und nichts für ungut. Ich trinke noch in Ruhe meinen Milchkaffee aus.« Ihm fiel etwas ein. »Ach, und wenn du jemanden weißt, der meinen MGB kaufen will, lass es mich wissen.«
    Becks war ein großer Autoliebhaber, der ständig seinen Wagen wechselte. Meist fuhr er preiswerte, auf jeden Fall aber große und alte Autos. Bert Becks wollte etwas erwidern, winkte aber ab, weil er offensichtlich zu sehr in Eile war. Frank konnte sehen, dass der Journalist im Weggehen die Zeilen las, die Lisa ihm aufgeschrieben hatte.

    Journalismus ist ein billiges Asyl für Arschlöcher und Missratene.
    - Hunter S. Thompson

    Frank lehnte sich in seinem Sessel zurück und beobachtete das Treiben in dem Teil der Fußgängerzone, den er von seinem Platz aus einsehen konnte. Bert Becks hatte schon recht. Niemandem war anzusehen, ob er gut oder böse war. Aber das war billiges Küchenlatein. Frank ging es um ganz andere Dinge. Was war das Quentchen zu viel, das die eigene Biografíe endgültig in die falsche Richtung drängte? Was musste passieren, dass Hemmungen wie Dämme wegbrechen und der Mensch alles Menschliche fahren lässt? Was machte einen Menschen zum Mörder? Zum selbsternannten Richter über Leben und Tod? Was empfindet ein Täter, wenn er sein Opfer mit einem rostigen Fuchsschwanz mühsam und schweißtreibend aufsägt? Wann wurde ein Trieb krankhaft? Wann wurde Selbstüberschätzung zum alles andere überlagernden Mordmotiv? Diese Fragen hatte Frank sich schon tausendfach in seinem Leben gestellt und immer war ihm die Antwort verwehrt geblieben.
    Ihn beunruhigte diese Vorstellung zutiefst. Frank nahm einen Schluck Milchkaffee. Der Kaffee war aber schon kalt und schmeckte nur noch bitter. Bis auf die wenigen Schaumreste, in denen noch halb aufgelöst der Zucker hing.
    Frank setzte sich in seinem Sessel aufrecht. Er musste sich jetzt auf seine Ermittlungen konzentrieren. Zwei Menschen waren auf bestialische Weise ums Leben gekommen, und er war dazu verpflichtet, den oder die Mörder zu finden. Noch bevor es ein mögliches drittes Opfer gab. Er musste dringend mit Ecki sprechen. Das Personal der

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