MASKENBALL UM MITTERNACHT
glückliche Ehe führen.“
„Zweifellos.“ Daphne bedachte die Frischvermählten mit einem spöttischen Blick. „Wie zwei Turteltäubchen.“ Sie wandte sich Francesca wieder zu. „Aber ich spreche von Ihnen. Sie sind gewiss überglücklich, herausgefunden zu haben, dass ich Ihnen bezüglich Rochford nicht die Wahrheit sagte.“ Daphnes helle Augen glitzerten gehässig.
Francesca zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Ich hätte nie geglaubt, dass Rochford mit Ihnen ein Kind gezeugt und sich geweigert hat, Sie zu heiraten. Dieser Typ Mann ist er nicht, dazu wäre er niemals fähig. Wie dem auch sei, dieses Gerücht ist mir damals ohnehin nicht zu Ohren gekommen, also hatte es keine Bedeutung für mich.“
Daphne stieß einen verächtlichen Laut aus. „Und trotzdem haben Sie ihm den Laufpass gegeben, nicht wahr?“
Francescas Unmut brodelte hoch. „Ich war nicht bereit, einen Mann zu heiraten, der eine Affäre mit einer anderen hatte“, entgegnete sie aufbrausend. „Selbst wenn es keinen zwingenden Grund gab, sie zu heiraten.“
Und plötzlich stockte ihr der Atem, sie starrte benommen in das gehässige Gesicht ihrer Feindin. Ein Frösteln durchrieselte sie. Mit bebender Stimme fuhr Francesca fort: „Das war ebenfalls gelogen, nicht wahr? Sie wollten nur den Anschein erwecken, mit Rochford in flagranti ertappt worden zu sein. Das war also auch nur eine Ihrer schändlichen Intrigen!“
Daphnes Lippen kräuselten sich zu einem selbstgefälligen Lächeln. „Natürlich stimmte das nicht. Rochford erwies sich als ermüdend standhaft. Ein grässlicher Langweiler. Wären Sie damals weniger selbstverliebt gewesen, statt ihn wirklich zu lieben, hätten Sie das allerdings erkennen müssen.“
Francesca wandte sich brüsk ab, ihr Blick flog quer durch den Ballsaal zu der Stelle, wo der Duke of Rochford soeben noch gestanden hatte. Übelkeit stieg in ihr hoch, die Knie wurden ihr weich, sie fürchtete, in Ohnmacht zu sinken.
Blindlings bahnte sie sich einen Weg durch das Gedränge der Ballgäste, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen, bis sie am Ellbogen festgehalten wurde. Irenes Stimme drang wie durch einen Nebel an ihr Ohr. „Francesca? Fühlst du dich nicht wohl?“
Francesca sah sie verwirrt an. „Nur eine kleine Schwäche; vielleicht sollte ich mich setzen.“
„Komm.“ In ihrer praktischen Art führte Irene sie zu einer Polsterbank am Rande des Saals. „Ich hole dir etwas zu trinken.“
„Nein, bleib … es geht gleich vorüber. Ich hatte nur einen Schock, mehr nicht.“
„Was ist geschehen? Ich sah dich im Gespräch mit dieser widerwärtigen Lady Swithington. Vermutlich hat sie wieder einmal eine spitze Bemerkung von sich gegeben, die dich verstört hat.“ Francesca nickte, und Irene fuhr fort: „Dieser Person darfst du kein Wort glauben. Alles was sie sagt, ist gelogen.“
„Nein, diesmal hat sie die Wahrheit gesagt.“ Francescas Stimme klang sehr müde. „Ich habe vor Jahren einen schrecklichen Fehler begangen und habe Rochford böses Unrecht getan.“
„Was soll das heißen?“, fragte Irene ungläubig. „Du bist doch gar nicht fähig, etwas Böses zu tun.“
„Ich habe es getan. Ich habe ihm nicht geglaubt, als er mir schwor, die Wahrheit zu sagen.“ Unstet flog ihr Blick wieder durch das Gedränge auf der Suche nach seiner hohen Gestalt. „Schlimmer noch“, fuhr sie tonlos fort, „ich trage Schuld an dem Leben, das er seither führt.“
„Was soll das denn wieder heißen? Er führt doch ein Leben, um das ihn jeder beneidet.“
„Aber er hat nie geheiratet. Ich fürchte, durch mein Verhalten hat er das Vertrauen zu Frauen verloren.“
Irene sah sie verständnislos an. „Ist das dein Ernst?“
Francesca nickte. „Ja, und das muss ich wiedergutmachen.“
„Und wie willst du das anstellen?“
„Ganz einfach“, sagte Francesca. „Ich muss eine Frau für Rochford finden.“
– ENDE –
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