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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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klopfte. Sie war recht klein und dünn, bestimmt trug sie gerade mal Größe 36 oder lebte von Kindergrößen. Ihr rotgefärbtes kurzes Haar leuchtete im Gegenlicht. Sie erinnerte Katinka an Pumuckl, doch das strenge Kostüm und ihr bemüht vornehmes Gehabe machten den heiteren Eindruck wieder zunichte.
    Frau Först kehrte um und marschierte auf klackenden Absätzen auf Katinka zu. Hinter ihr strömten Leute aus dem Zimmer des Professors und verteilten sich stumm auf die verschiedenen Zimmer. Keiner schloss eine Tür.
    »Herr Professor Laubach erwartet Sie. Kommen Sie bitte mit.«
    Sie hatte diese fränkische Art, bitte zu sagen, aber dabei einen militärischen Kommandoton an den Tag zu legen, der die zur Schau gestellte Höflichkeit Lügen strafte.
    Katinka nickte und betrat das Büro des berühmten Professors.
    Ein Koloss thronte auf einem ledergepolsterten Lehnstuhl hinter einem wuchtigen Schreibtisch. Der Professor war dick, sehr dick, und konnte anscheinend nur noch sitzen, indem er sich in seinem Spezialstuhl weit zurücklehnte. Auf seinem roten Gesicht glänzten Schweißperlen, und seine Glatze wurde von einem rostroten Kranz aus Resthaar eingerahmt.
    »Grüß Gott«, sagte Katinka.
    »Frau … Palfy? Grüß Gott. Kommen Sie herein. Setzen Sie sich. Frau Först, keine Telefonanrufe, bis ich Ihnen Bescheid gebe. Und die Tür zu.«
    Zu Katinkas Verwunderung hatte er keine Donnerstimme, sondern eine samtige Sprechweise, mit der er die Wörter breitdrückte.
    »Prof. von Recken rief mich heute früh an und erzählte mir, dass Sie Interesse an der Aufklärung einiger kleinerer Probleme haben«, begann Katinka und wischte mit einer kurzen Handbewegung all ihre wirren Gedanken beiseite.
    »Frau Palfy«, unterbrach Professor Laubach. »Vielleicht hat von Recken genau das behauptet – kleinere Probleme. Leider muss ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen, da sich diese vermeintlich kleineren Probleme allmählich auswachsen … sie werden sogar richtig unangenehm.«
    »Erzählen Sie!« Katinka fischte ihr Notizbuch aus ihrem Rucksack.
    »Seit einigen Wochen verschwinden an meinem Lehrstuhl Dinge. Beispielsweise die Ausgangspost. Ich diktiere Briefe, sehr häufig wichtige Schreiben, Frau Först wirft sie in den Ausgangspostkasten, aber sie kommen nie an. Ich glaube nicht mehr an die unzuverlässige Post oder an einen Spinner in der Poststelle der Universität.« Er kratzte sich die Glatze, wobei er seinen Arm verdrehte und von hinten auf seinen Kopf fasste. Es sah sehr skurril aus. »Ich habe den Eindruck, jemand von meinen Leuten greift in das Postausgangsfach und holt die Briefe wieder heraus.«
    »Haben Sie jemanden im Verdacht?«, fragte Katinka, die sich eifrig Notizen machte.
    »Nein. Es könnte jeder von meinen Leuten sein.«
    Katinka betrachtete den billigen Werbekuli in ihrer Hand.
    »An das Postfach kommt man einfach so ran?«
    »Ja. Es ist nicht verschlossen. Ich habe inzwischen bei der Materialstelle einen verschließbaren Schrank geordert, aber Sie wissen ja, bis das genehmigt wird …«
    Er wedelte mit seiner rechten Hand herum und kratzte erneut seine Glatze, während sein Blick sich nachdenklich auf den Hinterhof richtete.
    »Wir arbeiten«, Laubach räusperte sich, »intensiv an einem Projekt zur romanischen Wortbildung. Ein umfassender Vergleich der romanischen Sprachen und ihrer Suffixe, Präfixe, also Nachsilben, Vorsilben …« Er verhedderte sich, als er versuchte, seine Fachausdrücke allgemeinverständlich wiederzugeben. »Da werden enorm viele Daten dokumentiert. Wir haben dazu ein sehr gutes, sehr geeignetes Computerprogramm, das uns ein Absolvent maßgeschneidert hat, Rumolt Lennert.«
    Das wäre auch ein Auftrag für Tom gewesen, dachte
    Katinka kurz.
    »Meine Oberassistentin Fria Burgwart, mein Assistent Ludovic Montfort und eine Doktorandin Elfi Lodenscheidt arbeiten an dem Projekt. Nun passiert folgendes: Ab und zu, in unregelmäßigen Abständen, werden neue Dateien durch alte Versionen überspielt. Das ist katastrophal, verstehen Sie!« Laubach zerrte ein Stofftaschentuch größeren Ausmaßes aus seiner Hosentasche und wischte sich über die Glatze. Die roten Resthärchen standen nun struppig nach oben. Hilflos wedelte er mit seinen Händen vor seinem Gesicht herum. »Ich habe einfach keinerlei Ahnung, wer hinter all dem steckt, verstehen Sie? Keine Ahnung. Keine Beobachtungen. Nichts. Immerhin habe ich veranlasst, dass immer alle Türen geöffnet sind, wenn hier gearbeitet wird, aber

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