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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Peter ausspannte? Genau das war es, was Liz verdient hatte, als sie Melanie links liegen ließ! Wie ein Film rollte das Bild in Sekundenschnelle vor ihrem inneren Auge ab: Sie an Peters Arm! Liz sah sie zum ersten Male so zusammen. Ihr Gesicht erstarrte vor Schreck und Verwirrung. Peter war die Achillesferse von Liz. Man nahm ihr Peter weg! Vielleicht war sie dann nicht mehr gar so unnahbar und wählerisch mit ihren Freundschaften. Melanie kicherte in sich hinein. Da sie bereit war, alles in die Waagschale zu werfen, um über Liz zu triumphieren, konnte sie leicht und gern ein wenn auch noch so aufregendes Wochenende mit Bill Mencken opfern.
    „...aber nicht zu viel“, versicherte sie mit warmer Stimme. „Wann kämen Sie denn nach Philadelphia?“
    Er sagte etwas, und sie lachte darauf.
    „Und natürlich werde ich alles geheimhalten.“
    Sie hörte an seiner Stimme, daß er gleichmütig die Schultern zuckte, als er darauf sagte: „Mir ist egal, ob Liz davon etwas erfährt.“
    Ihre Wühlarbeit war offensichtlich gründlicher gewesen, als sie gedacht hatte, wenn er so willig war, Liz zu opfern. Diese Feststellung war in der Tat höchst aufregend. Natürlich würde sie ihn nicht ermutigen, mehr als einmal nach Philadelphia zu kommen, denn an Peter als Mann hatte sie kein Interesse. Er war gräßlich jung und außerdem etwas langweilig, aber es empfahl sich, ihn so lange zappeln zu lassen, bis es Liz klar wurde, wessen Eigentum er gerade war.
    „Nun, seien wir doch ein klein wenig mitfühlend!“ rief sie lächelnd, wobei sie sich die Wirkung ausmalte, den dieser Scherz auf Liz haben mochte. „Wir sehen uns also dann am Samstag.“
    „Schön, Melanie. Gute Nacht, Melanie.“
    „Auf Wiedersehen“, hauchte sie und hängte auf.
    Wie weggeblasen war ihre Müdigkeit jetzt. Sie ging in ihr Zimmer zurück, durchsuchte ihre Tasche nach einigen Zehncentmünzen und begab sich dann hinunter zur Telefonzelle, um Bill Mencken anzurufen. Einige Augenblicke lang zögerte sie, ehe sie den Hörer abnahm. Sie stellte sich den schicken Wagen vor und all das Geld, das Bill Mencken für ein Mädchen auszugeben pflegte, und einen Moment lang sah sie auch sein immerhin als ansprechend zu bezeichnendes Lächeln vor sich. Doch dann wischte sie all das weg. Es war unwichtig, ob Bill tatsächlich glaubte, daß ein Vetter unerwartet nach Philadelphia gekommen war, um Melanie zu besuchen.
    Melanie hatte ihre Wahl getroffen, das heißt Liz hatte vor vielen Wochen in dieser Richtung entschieden, und nichts in der Welt konnte Melanie mehr davon zurückhalten.

25. KAPITEL

    Cara lag im Bett und hörte die Kameradinnen, eine nach der andern, zu ihren Abendverabredungen ausgehen. Zuerst kam Liz, steckte den Kopf zur Tür herein und fragte, ob Cara irgend etwas brauche. Dann brachte ihr Penny eine Illustrierte und verabschiedete sich ebenfalls, und zuletzt klapperten die hohen Absätze von Melanie die Treppe hinunter. Sie wußte wohl noch gar nicht, daß Cara krank war. Nachdem sie alle gegangen waren, herrschte eine nahezu bedrückende Stille, aber Cara fühlte sich zu elend, um irgend jemanden zu vermissen. Sie war am Nachmittag mit vierzig Grad Fieber aus der Schule gekommen, und Mrs. Coles hatte sie umgehend zu Bett geschickt. Gerade kurz bevor Liz hereinschaute, hatte Cara noch einmal ihre Temperatur gemessen und festgestellt, daß sie bereits um noch einige weitere Striche in die Höhe geklettert war, aber sie sagte nichts. Sie preßte ihren brennenden Kopf in die Kissen und hoffte, daß das Fieber nachlassen werde. Schließlich schlief sie ein, und als sie nach einer Weile wieder zu sich kam, lastete noch immer diese bedrohliche Stille draußen in der Halle. Cara befeuchtete mit der Zunge ihre ausgetrockneten Lippen und wünschte, sie hätte Penny gebeten, ihr einen Krug Wasser ans Bett zu stellen. Plötzlich sah sie ein Glas auf dem Nachttisch stehen. Es war weiß angelaufen, und in der köstlichen klaren Flüssigkeit schlugen zwei Eiswürfel einladend gegeneinander. Sie wollte danach greifen. Als sie aber merkte, daß nur eine Vision ihr den erfrischenden Trunk vorgegaukelt hatte, schossen ihr die Tränen in die Augen. Das Badezimmer schien meilenweit entfernt zu liegen. Sie setzte sich auf, fest entschlossen, tapfer den langen Weg über den Flur zu wagen, aber es war bereits viel zu anstrengend, auch nur den Kopf aus den Kissen zu heben. Sie sank zurück und fühlte sich am ganzen Körper wie zerschlagen. Wieder schwanden ihr die

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