Maskerade
sie Taylor kennenlernte. „Findest du, daß ich — hm — gut darin aussehe?“ fragte sie Liz.
„Unwiderstehlich“, bestätigte Liz, aber man merkte, daß ihre Gedanken nicht ganz dabei waren.
Einen Herzschlag lang wagte Penny zu hoffen, doch der Spiegel zerstörte dann jegliche Illusion, die sie sich vorgegaukelt hatte, sie sei vielleicht hübsch. Man hatte für sie getan, was getan werden konnte, dank Liz und der Dame im Friseursalon, aber trotz allem blieb sie eben doch sie selbst. Es gab ganz einfach kein Mittel, das sie wirklich ansprechend oder apart oder zumindest bemerkenswert machte.
„Ich sehe so verflixt jung aus“, beklagte sie sich über ihr Spiegelbild.
„Ha“, lachte Liz, „warte, bis du dreißig bist und wie fünfundzwanzig wirkst! Ich wette, dann bist du froh, ein paar Jahre vertuschen zu können.“
„Ich will aber nicht warten, bis ich dreißig bin“, bockte Penny, „ich will wie achtzehn aussehen, wenn ich achtzehn bin, und wie neunzehn, wenn ich neunzehn bin.“ Sie sah Liz’ Gesicht im Spiegel und drehte sich zu ihr um: „Was ist denn mit dir los?“ fragte sie.
Liz lachte kurz auf. „ Oooch , nichts. Ich denke bloß ein bißchen nach.“
„Über was?“
Liz trat von einem Fuß auf den andern. „Ich habe Peter gestern einen Brief geschrieben und überlege, ob er ihn schon bekommen hat.“
„Was soll das heißen?“ Penny zog ihren Reißverschluß zu und setzte sich. „Oder hat es nichts zu sagen?“
Liz zögerte. Dann sagte sie: „Ich habe ihm erklärt, daß ich mich für das kommende Wochenende mit Marc verabredet habe.“ Penny schwieg abwartend, denn sicher würde noch mehr kommen.
„Ich habe Peter gesagt“, fuhr Liz dann auch gleich fort, „daß ich einmal seinetwegen — ich meine Peters wegen — Marc versetzt habe und daß Marc mich nun gebeten hat, den Samstag für ihn frei zu halten, und daß ich ja gesagt habe.“
Hurra! Hurra! jubelte es in Penny.
„Er hat nämlich meine Wochenenden völlig beschlagnahmt“, erklärte Liz, als hätte Penny das nicht schon selbst längst bemängelt. „Ich habe ihm das nicht gerade so gesagt, weißt du, ich meinte nur, er sollte — er sollte —“
„Schlange nach dir stehen wie jeder andere auch“, fuhr Penny fröhlich fort.
Liz wurde rot. „Ja, so etwa hatte ich mich ausdrücken wollen. Ich versicherte ihm, daß ich mich freuen würde, wenn er einmal wieder herkäme, aber daß das kommende Wochenende an Marc vergeben sei.“
„Ich verstehe“, stimmte Penny zu und wartete, ob weitere Bekenntnisse folgen würden.
„Ich glaube“, tastete Liz sich vorsichtig weiter, „er hat es als selbstverständlich vorausgesetzt, daß ich ihm Hals über Kopf in die Arme sinken würde und alles wieder wie eh und je wäre. Das nehme ich ihm übel.“
„Liebst du ihn denn noch?“ fragte Penny sachlich.
Liz überlegte eine Weile, dann gestand sie: „Ich weiß es selbst nicht.“
„Und das bedeutet im allgemeinen nein. Ist es nicht so?“ philosophierte Penny.
Liz streifte sie mit einem kurzen Blick und sah dann wieder weg. „Ich habe viel darüber nachgedacht“, bekannte sie. „Peter behauptet, mein Aufenthalt hier in der Schule sei schuld daran, daß ich mich geändert habe. Ob er recht hat, weiß ich nicht. Aber ich weiß um so sicherer, daß ich jetzt noch nicht heiraten will. Ich werde weiterstudieren und die Freiheit haben, Verabredungen nach meinem Geschmack zu treffen. Ich habe mich drei Jahre ausschließlich Peter gewidmet, und was daraus wurde, ist dir bekannt. Vielleicht waren wir alle beide nur in die Idee der Ehe verliebt und nicht ineinander — ich weiß es nicht. Mir scheint es jetzt, als hätte ich drei wertvolle Jahre vergeudet.“ Sie seufzte.
„Ich finde, du solltest dir keine Vorwürfe machen“, erwiderte Penny. „Peter allein hat alles auf dem Gewissen. Er muß viel wiedergutmachen.“
„Das sagt er selbst immer“, entgegnete Liz, „aber bisher habe ich noch nicht erlebt, daß er endlich damit anfängt.“
„Oh, Himmel, die Modenschau“, erinnerte sich Penny mit einem Schrei. Sie schauten einander an und lachten. „Wenn wir uns nicht beeilen…“
„Hast du deinen Lippenstift? Das Kleid ist ja bereits in der Schule. Passen deine Schuhe zu dem Kleid? Nimm ein Reservepaar Nylonstrümpfe mit und außer der Haarbürste noch einen Kamm.“
„Meine Gummistiefel! Wo sind meine Gummistiefel? Es fängt an zu schneien!“
„Hier, Pen. Mach schnell, sonst kommen wir zu spät!“
Sie
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