Mass Effect 02 - Der Aufstieg
ebenbürtig. Die Quarianer hatten die Geth gebaut, die sich zur Geißel der Galaxis entwickelt hatten. Und sie hatten es geschafft, eine Zivilisation aufrechtzuerhalten, die aus beinahe 17 Millionen Individuen bestand. Und das über hunderte Jahre, ohne auf planetare Ressourcen zurückgreifen zu können. Wer wusste schon, wozu sie sonst noch in der Lage waren?
Die Migrantenflotte war auch die größte Armada in der bekannten Galaxie. Zehntausende Schiffe, die von kleinen Shuttles über Kreuzer bis hin zu drei gigantischen Lebensschiffen reichten. Das waren Wunderwerke der agrikulturellen Ingenieurstechnik, die die Versorgung der gesamten Flotte mit Nahrung sicherten. Es war eine allgemein bekannte Tatsache, dass eine nicht geringe Zahl der quarianischen Schiffe bewaffnet waren. Obwohl man keine genauen Zahlen kannte. Generell war nur sehr wenig über die quarianische Flotte bekannt. Sie bildeten eine vollständig isolierte Gesellschaft. Kein Außenstehender hatte seit ihrem Exodus vor dreihundert Jahren je einen Fuß auf eins ihrer Schiffe gesetzt.
Der Erleuchtete traute Außerirdischen mit so vielen Schiffen und Geheimnissen nicht. Wenn sie die quarianischen Codes und die Übertragungsfrequenzen bekamen, konnten sie die Kommunikation unter den Schiffen überwachen … vorausgesetzt sie bekamen eins ihrer eigenen Schiffe nah genug heran, um sich einzuloggen, ohne selbst gesehen zu werden.
„Ich kann dir die Übertragungscodes nicht geben“, meinte Golo. „Sie wurden seit meinem Weggang geändert.“
Pel biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszufluchen. Er hätte wissen müssen, dass man Golo nicht trauen konnte. Er war ein Verbannter. Die Quarianer hatten nicht genug Raum und Vorräte, um sich ein Gefängnis leisten zu können. Deshalb wurden Kriminelle aus der quarianischen Bevölkerung ausgestoßen und auf dem nächsten Planeten oder der nächsten Raumstation ausgesetzt. In Golos Fall war das Omega gewesen.
Was für ein kranker, verdrehter Abweichler musst du gewesen sein, dass dich eine ganze Rasse von Bettlern und Dieben ausstößt?, fragte er sich und überlegte, ob Golo ein Mörder, Vergewaltiger oder ein völliger Soziopath war.
„Ich kann dir aber trotzdem etwas anbieten“, fuhr Golo fort und ignorierte Pels kaum unterdrückte Wut. „Ich werde dich zu jemandem bringen, der dir die gewünschte Information besorgen kann. Natürlich zu einem gewissen Preis.“
Dreckiger, verräterischer Hurensohn.
„Das war aber nicht unser Deal.“
„Du musst lernen, flexibler zu sein“, sagte Golo achselzuckend. „Improvisiere. Pass dich an. So machen es meine Leute. So habe ich überlebt, als ich mich auf dieser Station wiederfand.“
Du meinst, als sie dich rausgeschmissen haben. Nur noch ein Stück Müll, das doch jemand anders entsorgen soll.
Trotz seiner unausgesprochenen Geringschätzung hatte Pel einen widerwilligen Respekt vor Golo. Quarianer waren auf Omega genauso wenig willkommen wie auf jeder anderen Welt in der Galaxis. Die Tatsache, dass er auf dieser Station überlebt hatte, war der Beweis für seine Durchtriebenheit und seinen Einfallsreichtum. Gleichzeitig diente sie als Warnung davor, ihm zu trauen. Pel wollte nicht mit leeren Händen zum Erleuchteten zurückkommen, aber er war auch nicht bereit, dem Quarianer zu vertrauen. Nicht ohne ein wenig mehr von ihm zu wissen.
„Erzähl mir, warum du verbannt wurdest.“
Golo zögerte. Ein Geräusch, dass eventuell ein bedauerndes Seufzen hätte sein können, drang aus der Maske. Eine Sekunde lang dachte Pel, dass der Quarianer nicht antworten würde. „Vor zehn Jahren versuchte ich, ein Geschäft mit den Sammlern zu machen.“
Pel hatte von den Sammlern gehört, obwohl ihm nie einer begegnet war. Viele Leute waren sich wie Pel nicht sicher, ob die Sammler wirklich existierten. Den Geschichten nach deuteten sie eher auf das interstellare Äquivalent einer Märchengestalt hin, denn auf eine echte Spezies.
Den meisten Quellen nach waren sie vor rund fünfhundert Jahren auf der galaktischen Bühne erschienen. Angeblich waren sie aus einer unkartographierten Region von jenseits des ansonsten unzugänglichen Omega-4-Relais gekommen. Wenn die Geschichten stimmten und sie sich wirklich schon seit fünfhundert Jahren in der Gegend aufhielten, war dennoch nichts über die rätselhafte Spezies und ihre mysteriöse Heimatwelt bekannt. Sie lebten sehr abgeschottet, weshalb man die Sammler selten irgendwo sah, abgesehen von Omega und einigen der nahe
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