Mass Effect 02 - Der Aufstieg
konnte.
Pels Ziel war jetzt nah, vielleicht drei Meter entfernt. Während er in den Spiegel schaute, wartete er darauf, dass die Gestalt den Kopf abwandte. Dann sprang er vor und attackierte die Waffenhand seines viel zu langsamen Gegners.
Er packte ihn mit der linken Hand am Unterarm, seine rechte benutzte er, um die Pistole nach innen zu verdrehen, sodass die Waffe auf ihren Besitzer gerichtet war. Die ganze Zeit blieb Pel dabei in Bewegung und nutzte den Schwung, um sein kleineres Gegenüber zurückzutreiben, wodurch es die Balance verlor.
Sie krachten auf die Straße, die Pistole fiel hin, und Pel hörte das deutlich wahrnehmbare männliche Grunzen seines Gegners. Die beiden rangen kurz miteinander, aber Pel war größer, stärker und hatte den Vorteil, nach dem Sturz oben zu liegen. Er drehte den Mann so, dass er mit dem Gesicht nach unten lag. Dann drückte Pel seinen Unterarm unter das Kinn des Mannes und übte so Druck darauf aus. Seine freie Hand umfasste immer noch das Handgelenk, und Pel bog den Arm hinter den Rücken seines Gegners.
Der Mann unter ihm kämpfte und wand sich. Er war schmächtig, aber kräftig. Dennoch kam er nicht gegen Pel und dessen Hebel an.
„Wer bist du?“, zischte Pel ihm ins Ohr. Dabei benutzte er die gemeinsame Handelssprache. „Wer hat dich geschickt?“
„Golo“, lautete die angestrengte Antwort.
Pel lockerte leicht den Würgegriff. „Golo hat dich geschickt?“
„Ich bin Golo.“ Pels Translator übersetzte die Worte, aber er erkannte die Sprache. Der unverkennbare Klang der Worte, die hinter einer luftdichten Maske gesprochen wurden.
Empört rollte Pel sich von dem Quarianer herunter und stand auf.
„Du solltest mich in der Bar treffen“, sagte er und half seinem Kontakt nicht auf die Füße.
Golo kam vorsichtig wieder auf die Beine und überprüfte, ob irgendetwas gebrochen war. Er sah genauso wie jeder andere Quarianer aus, den Pel je getroffen hatte. Ein wenig kleiner als Menschen, war er in mehrere Schichten unpassender Kleidung gewickelt. Der dunkle Schal, der sein Gesicht bedeckt hatte, war während der Rauferei verrutscht. Dabei enthüllte er ein glattes, spiegelndes Helmvisier, das seine Gesichtszüge verdeckte.
„Entschuldigung“, antwortete der Quarianer und sprach jetzt Pels Sprache. „Ich habe das Treffen verpasst, weil ich dich aus sicherer Entfernung beobachten wollte. Um sicher zu gehen, dass du allein kommst. Ich hatte in der Vergangenheit zu viele Treffen, bei denen ich in einen Hinterhalt gelockt wurde.“
„Wieso das?“, fragte sich Pel laut, seine Verwirrung wuchs. „Für dich ist Verrat doch eine Lebenseinstellung?“ Er war zu wütend, um von Golos exzellentem Gebrauch der Menschensprache beeindruckt zu sein.
„Auf mein Wort kann man sich verlassen“, versicherte ihm Golo. „Aber es gibt andere, die uns Quananer nicht mögen. Sie halten uns für Plünderer und Diebe.“
Was ihr ja auch seid, dachte Pel.
„Ich wollte dir bis zu deiner Wohnung folgen“, fuhr der Quananer fort. „Und dann wollte ich dich direkt kontaktieren.“
„Stattdessen hast du mich mit deiner Waffe bedroht.“
„Nur zur Selbstverteidigung“, widersprach Golo. „Als du losgelaufen bist, wusste ich, dass ich entdeckt worden war. Ich hatte Angst, dass du mich töten wolltest.“
„Das könnte ich immer noch“, antwortete Pel, aber es war eine leere Drohung. Cerberus brauchte den Quananer lebend.
Golo musste gespürt haben, dass er außer Gefahr war. Denn er wandte Pel den Rücken zu und hob seine Waffe vom Boden auf.
„Wir können zu dir nach Hause gehen und dort unser Geschäft in privater Atmosphäre fortsetzen“, bot ihm der Quananer an. Dabei steckte er die Pistole irgendwo in die Falten seiner Kleidung.
„Nein“, antwortete Pel. „Irgendwo in der Öffentlichkeit. Ich will nicht, dass du weißt, wo ich wohne.“ Du kommst vielleicht später zurück und raubst mich aus.
Golo zuckte unschlüssig die Achseln. „Ich kenne einen Ort, nicht weit von hier.“
Der Quarianer nahm ihn mit zu einer Spielhalle mitten in dem Distrikt. Ein schwer bewaffneter Kroganer stand an der Tür und nickte leicht, als sie eintraten. Auf dem Schild über der Tür stand in vielen Sprachen „Halle des Reichtums“. Pel bezweifelte allerdings, dass hier irgendjemand reich wurde.
„Gehst du öfter hier hin?“, fragte er, als Golo ihn zu einem Separee im hinteren Bereich führte.
„Der Besitzer und ich haben eine Absprache. Niemand wird uns hier stören.
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