Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Wie ich zuvor schon gesagt habe, ich musste sicherstellen, dass wir allein sind. Olthar wäre nicht sehr erfreut, wenn ich eine Gruppe menschlicher Söldner in seinen Laden bringen würde.“
Die Betonung, mit der er den Begriff „Olthar“ aussprach, ließ den Namen volusisch klingen. Pel war sich aber nicht sicher. Es spielte auch keine Rolle.
Pel setzte sich Golo gegenüber und war überrascht, dass der Laden fast leer war. Zwei vieräugige Batarianer würfelten, ein paar dicke Voluser spielten ein Spiel, das an Backgammon erinnerte, und eine Handvoll Menschen war in der Mitte des Raums versammelt und spielte Karten unter den wachsamen Augen eines verschlagen wirkenden salarianischen Gebers. Pel hätte eine Stripbar bevorzugt, eine mit menschlichen oder gar Asaritänzerinnen. Aber er beschwerte sich nicht.
„Keine Quasarautomaten“, bemerkte er.
„Die kann man zu leicht hacken, und sie sind zu teuer in der Reparatur“, erklärte der Quarianer.
Eine menschliche Kellnerin kam zu ihnen und stellte wortlos einen Krug vor ihnen auf den Tisch, wobei sie jeden Blickkontakt vermied. Sie mochte einst attraktiv gewesen sein. Als sie wegging, bemerkte Pel einen kleinen elektronischen Lokalisierer an ihrem Knöchel. Solche Geräte benutzten normalerweise Sklavenhändler, um zu wissen, wo sich ihr Besitz herumtrieb.
Seine Zähne knirschten. Der Gedanke an einen Menschen, der von einem Außerirdischen versklavt wurde, machte ihn krank. Aber es gab nichts, was er tun konnte, um der Frau zu helfen. Zumindest nicht im Moment.
Bald kommt der Tag der Abrechnung, dachte er. Und die Gerechtigkeit wird über all diese kranken Bastarde siegen.
„Das geht auf mich“, sagte Golo und nickte zu dem Glas vor Pel.
Der Inhalt sah wie die außerirdische Variante von Bier aus. Aber Pel hatte auf die harte Tour gelernt, menschliche Nahrung, die in nichtmenschlichen Fabriken hergestellt worden war, zu meiden. Wenn er Glück hatte, war das Getränk nur bitter. Mit weniger Glück würde er sich die halbe Nacht die Seele aus dem Leib kotzen.
„Wegen der Bakterien“, erklärte Golo und klopfte gegen den Gesichtsschild seines Helms.
Pel nickte. Seit sie von den Geth von ihrer Heimatwelt vertrieben worden waren, lebten praktisch alle Quarianer in der Migrantenflotte. Die bestand aus tausenden einzelner Schiffe, die sich ziellos durch den Raum bewegten. Generationen hatten in der isolierten, sorgsam kontrollierten Umgebung gelebt, wobei das Immunsystem der Quarianer so gut wie unwirksam gegen die Viren und Bakterien geworden war, die auf jedem Planeten lauerten. Um sich nicht anzustecken, trugen sie körperangepasste Überlebensanzüge unter ihren Lumpen und nahmen in der Öffentlichkeit niemals die luftdichten Helme ab.
Das hatte zu Gerüchten geführt, dass die Quarianer in Wirklichkeit kybernetische Wesen waren. Eine Mischung aus organischer Materie und Maschinen. Pel wusste, dass die Wirklichkeit weitaus weniger düster war. Ein Quarianer konnte einfach ohne hermetisch abgeriegelten Anzug und Helm nicht außerhalb der Flotte überleben.
„Lass uns zum Geschäft kommen“, sagte Pel. „Du behauptest, du kannst uns die Übertragungsfrequenzen und die Kommunikationscodes der Migrantenflotte geben?“
Die Migrantenflotte war für den Erleuchteten und für Cerberus von sehr großem Interesse geworden. Ganz besonders in Anbetracht des Gethangriffs auf die Citadel. Die meisten hielten die Quarianer nur für lästig. Beinahe siebzehn Millionen Flüchtlinge, die an Bord ihrer völlig veralteten Schiffe eine Existenz am Rande des überhaupt noch Möglichen führten. Drei Jahrhunderte lang waren sie von System zu System geflogen und hatten vergebens nach einem bewohnbaren Planeten gesucht, auf dem sie eine neue Heimat gründen konnten.
Gemeinhin wurde angenommen, dass die größte Bedrohung durch die Quarianer darin bestand, dass sie die örtlichen Ressourcen aufbrauchten. Zum Beispiel einen Asteroidengürtel seiner Metalle und Element-Zero-Vorkommen beraubten. Dazu kam die Überlastung der Kommunikationssysteme und des Raumschiffverkehrs, wenn mehrere tausend unregistrierte und unregulierte Schiffe durch ein System rauschten. Diese Unannehmlichkeit sorgte dafür, dass die Quarianer nirgendwo gern gesehen waren. Aber trotzdem fürchtete sie niemand.
Der Erleuchtete sah jedoch mehr in ihnen, als ihre zusammengewürfelte Tracht und ihre zusammengebastelten Schiffe vermuten ließen. Technologisch waren sie jeder anderen Spezies
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