Mathe ist doof
Wert! Alle Ziffern hinter dem Komma erweisen sich als reines Mus ter ohne Wert, denn eine seriöse Angabe des Volumens kann nur sein „zwischen 44250 cm³ und 44256 cm³“. Und das, wohlgemerkt, unter der Annahme, dass unsere Schachtel ein „perfekter“ Quader ist und wir jede Seitenlänge auf einen hundertstel Millimeter genau messen können.
Nun lauteten die Angaben in der ursprünglichen Aufgabe auf Milli meter genau. Berechnen wir hier ebenso den kleinsten und den größten möglichen Wert:
12,25 cm 45,55 cm 78,85 cm = 43997,314375 cm³
sowie
12,35 cm 45,65 cm 78,95 cm = 44510,233625 cm³,
so stellen wir (verblüfft?) fest, dass nicht nur die Nachkommastellen reine Makulatur sind, sondern ebenso die Einer- und die Zehnerstelle bei den Kubikzentimetern. Ein vernünftiges Ergebnis ist allein die Bandbreite zwischen 44000 cm³ und 44500 cm³.
Das scheinbar so „exakte“ Ergebnis 44253,432 cm³ ist völlig irrele vant, und es wird auch nicht dadurch besser, dass man daraus „unge fähr 44253 cm³“ macht. Das wäre in etwa so, als würden Sie jeman dem vom 95. bis zum 100. Geburtstag jeweils mit den Worten „alles Gute zum unge fähr 97. Geburtstag!“ gratulier en.
Leider lernt man so etwas im Mathematikunterricht fast nie. So wer den scheinbar ganz genaue Ergebnisse mit Hilfe der Mathematik produziert, die dann gar nicht stimmen (können). Das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht überall mit Hilfe von „Kennzahlen“ und anderen Daten „wissenschaftliche“ Prognosen erstellt und Aussagen gemacht würden, die kaum das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Man kann zwar mit Hilfe der Mathematik ganz genau rechnen, aber man kann mit unscharfen Daten eben auch nur unscharfe Ergebnisse, sprich Bandbreiten, ermitteln. Wer bei hoch komplexen Daten, etwa aus der Wirtschaft, meint, am Ende einen Prozentwert oder einen anderen Index ganz „exakt“, am besten auf zehn Nachkommastellen genau, ausrechnen zu können, missbraucht die Mathematik, um mit ihrer „Hilfe“ den einen oder anderen Unsinn zu „erklären“. Carl Friedrich Gaus, ein zu Recht sehr berühmter Mathematiker, hat dar auf hingewiesen, dass sich mathematisches Unvermögen in nichts so sehr offenbart wie in der peniblen Genauigkeit beim Ziffernrechnen. Also ist hier mal ausnahmsweise nicht Mathe doof, sondern das, was mit ihr angestellt wird. Wer seinen Ferrari mit Diesel betankt, sollte nicht das Auto dafür verantwortlich machen, dass es nicht anständig fährt…
21. Vorspiegelung (weiterer) falscher Tatsachen
Was ist das Ergebnis von 8 : 3 ?
2,67?
2,666666667?
2,6?
2 Rest 2?
Acht Drittel?
Zwei Zweidrittel?
Man kann diese Frage „mathematisch genau“ beantworten, indem man drei Antworten als „exakt“ und drei als „ungefähr“ bezeichnet. Doch hilft das im Alltag wirklich weiter? Weshalb gibt es hier min destens drei unterschiedliche Bezeichnungen für die exakte Lösung („exakt“ sind die dritte, fünfte und sechste Antwort)?
Etwas klarer wird die Bedeutung der Aufgabe im Alltag dadurch, dass man jeweils eine Situation beschreibt, zu der sie „passt“. Dann kann jede der sechs Antworten „richtig“ sein, und zwar abhängig von der Situation „mehr“ oder „weniger“.
Versuchen Sie, den Situationen a) – f) eine der oben stehenden Ant worten zuzuordnen! (Bei Situationen, in denen mit Größen gerechnet wird, akzeptieren wir es hier großzügig, dass nur die Maßzahlen und nicht die Einheiten in Rechnung und Ergebnis auftauchen.)
a) Was zeigt der Taschenrechner an, wenn man 8:3= ein tippt?
b) 8 Pizzas werden in Drittel geschnitten und an 3 Leute ver teilt. Wie viel Pizza erhält jeder?
c) 3 Liter kosten 8 Euro. Wie viel kostet 1 Liter?
d) Wie lautet 8 / 3 als Dezimalbruch?
e) 3 Kinder teilen sich 8 Luftballons.
f) 8 Stunden werden in drei gleiche Zeitabschnitte unterteilt. Wie viele Stunden dauert dann ein Zeitabschnitt?
Zu jeder Situation ergibt die Operation 8 : 3 einen Sinn, und zu jeder Situation passt eins der Ergebnisse etwas besser als die anderen. Ist das dann aber noch mathematisch korrekt?
Die Mathematik ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Mathematik.
Zugegeben, dieses Zitat ist aus dem Neuen Testament entlehnt, und dort ist statt von der Mathematik vom Sabbat die Rede, aber dort, wo sich Mathematik auf den Alltag bezieht und als Werkzeug zur Lö sung von Problemen eingesetzt
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