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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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man, in dem Augenblicke, als der erste Wagen durch das Thor fuhr, einen herzzerreißenden Schrei.
    Frau Bathory war stehen geblieben und die Hand gegen Sarah ausstreckend, hatte sie jene verflucht.
    Sarah war es gewesen, die den Schrei ausgestoßen. Sie hatte die Mutter in Trauerkleidung gesehen und Alles begriffen, was man ihr verheimlichte…. Peter war gestorben, durch sie und für sie, sein Leichenzug war es, der an ihr vorüberging, gerade als sie der Wagen zur Trauung führte.
    Sie fiel ohnmächtig zurück. Frau Toronthal, völlig kopflos, sachte sie ins Leben zurückzurufen. Es war vergebens…. Sie athmete kaum noch.
    Silas Toronthal konnte seinen Zorn nicht unterdrücken. Doch Sarcany, der eilends herbeigekommen war, wußte sich zu fassen.
    Unter diesen Umständen war es unmöglich, vor den Priester zu treten und es mußte den Kutschern der Befehl ertheilt werden, in das Hotel zurückzukehren, dessen Thor hinter ihnen lärmend zufiel
    Sarah wurde in ihr Zimmer getragen und auf ihr Bett gelegt, sie rührte sich nicht. Ihre Mutter sank vor dem Bett auf die Knie und ein Arzt wurde in aller Eile herbeigeholt. Während dessen setzte der Leichenzug Peter Bathory’s seinen Weg nach der Franziskaner-Kirche fort; nach abgehaltener Todtenfeier fand die Bestattung auf dem Kirchhofe von Ragusa statt.
    Pointe Pescade hatte begriffen, daß Doctor Antekirtt so schnell als möglich von dem unvorhergesehenen Zwischenfalle unterrichtet werden mußte. Er sagte also zu Kap Matifu:
    »Bleibe hier und gib Obacht!«
    Er selbst eilte in die Vorstadt Plocce.
    Der Doctor blieb während der Erzählung Pointe Pescade’s stumm.
    »Bin ich über meine Befugnisse hinausgegangen? sagte er bei sich. Nein!… Habe ich einer Unschuldigen wehe gethan? Zweifellos ja! Doch diese Unschuldige ist nun einmal die Tochter von Silas Toronthal!«
    – Er wandte sich dann an Pointe Pescade:
    »Wo ist Kap Matifu?
    – Vor dem Hotel im Stradone.
    – Ich brauche Euch Beide heute Abend.
    – Um wie viel Uhr?
    – Um neun.
    – Wo sollen wir Sie erwarten?
    – Am Thor des Kirchhofes.«
    Pointe Pescade suchte sofort Kap Matifu auf, den er auf seinem Posten vorfand.
    Am Abend gegen acht Uhr ging der Doctor, in einen weiten Mantel gehüllt, auf das Thor von Ragusa zu. Links, an einem Vorsprunge der Mauer, suchte er eine kleine, zwischen den Klippen liegende Bucht auf, die oberhalb des Hafens in das Gestade einschnitt.
    Der Ort lag völlig vereinsamt da. Weder Häuser noch Boote sah man hier. Die Fischerbarken ankerten hier nicht aus Furcht vor den zahlreichen Rissen, welche die Bucht einschließen. Der Doctor blieb hier stehen, sah sich um und stieß einen Ruf aus, der jedenfalls verabredet war. Denn alsbald näherte sich ein Matrose mit den Worten:
    »Zu Befehl, Meister!
    – Ist das Boot da, Pazzer?
    – Ja, hinter diesem Felsen.
    – Mit der ganzen Mannschaft?
    – Ja.
    – Und der »Electric«?
    – Liegt weiter nördlich, drei Ankerlängen außerhalb der kleinen Bucht.«
    – Und der Matrose zeigte auf eine langgestreckte, in der Dunkelheit größer erscheinende Masse, deren Gegenwart kein einziges Licht verrieth.
    »Wann ist er von Cattaro angekommen? fragte der Doctor.
    – Vor einer Stunde ungefähr.
    – Und er ist von Niemandem bemerkt worden?
    – Von Niemandem! Er glitt an den Klippen entlang.
    – Kein Mann soll seinen Posten verlassen, Pazzer; wenn es nicht anders geht, soll man hier die ganze Nacht auf mich warten.
    – Ja, Meister!«
    Der Matrose ging zum Boote zurück, welches mit den äußersten Uferfelsen fast in eins verschmolz.
    Doctor Antekirtt hielt sich noch kurze Zeit am Ufer auf. Er wollte jedenfalls hier warten, bis die Nacht dunkler geworden war. Er ging zeitweilig mit großen Schritten auf und ab. Dann machte er wieder Halt, und sein Blick verlor sich in das Adriatische Meer, als hätte er ihm seine Geheimnisse anvertraut.
    Nicht Mond, nicht Sterne erglänzten am Himmel. Kaum einer der Landwinde, die sich am Abend zu erheben und einige Stunden zu dauern pflegen, machte sich fühlbar. Hochliegende, doch ziemlich dichte Wolken bedeckten den ganzen Himmelsraum bis zum westlichen Horizonte, wo der letzte Rauchstreifen aus dem Schlote eines Dampfers, der sich hell vom Himmel abgehoben hatte, soeben verflog.
     

    »Dort hinein!« sagte Doctor Antekirtt. (S. 274)
     
    »Vorwärts,« ermahnte sich selbst der Doctor.
    Er ging an der Umwallung der Stadt entlang dem Kirchhofe zu.
    Vor dem Thore desselben warteten Pointe Pescade und Kap

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