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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verfügte ihr Vater so eigenmächtig über sie?
    »Meine Ehre hängt von dieser Heirat ab, gab Silas Toronthal auf ihr Drängen zu, folglich wird sie vor sich gehen.«
    Als Sarah diesen Bescheid ihrer Mutter überbrachte, fiel diese halb ohnmächtig in die Arme der Tochter und vergoß Thränen der Verzweiflung.
    Silas Toronthal hatte also die Wahrheit gesagt.
    Die Schließung der Ehe wurde auf den 6. Juli festgesetzt.
    Man kann sich denken, welches Leben Peter Bathory in diesen drei Wochen führte. Seine Bestürzung war unbeschreiblich. Eine Beute der ohnmächtigsten Wuthanfälle, schloß er sich bald im mütterlichen Hause ein, bald eilte er aus der verwünschten Stadt und Frau Bathory mußte befürchten, ihn nicht wiederzusehen.
    Womit hätte sie ihn trösten können? So lange keine Rede von Sarah’s Heirat gewesen, konnte Peter Bathory, obwohl er von ihrem Vater zurückgestoßen war, doch noch ein wenig Hoffnung hegen. War jedoch Sarah erst einmal verheiratet, dann erschloß sich ihm ein neuer, diesmal unüberbrückbarer Abgrund. Auch Doctor Antekirtt hatte Peter trotz seiner Versprechungen verlassen. Wie hatte nur, so fragte Peter sich, das junge Mädchen, das ihn liebte, deren eigenmächtige Natur er kannte, dieser Verbindung beistimmen können? Welch ein Geheimniß brütete über dem Hotel im Stradone, wo solche Dinge vor sich gingen? Peter hätte in der That besser gethan, Ragusa zu verlassen, die Stellungen außerhalb anzunehmen, die ihm angeboten worden waren, und weit fort von Sarah zu gehen, die man diesem Fremden, Sarcany auslieferte.
    »Nein, rief er dann wieder, es ist ganz unmöglich!… Ich liebe sie zu sehr!«
    Die Verzweiflung war also wieder in das Haus eingekehrt, welches ein schwacher Strahl des Glückes mehrere Tage hindurch erleuchtet hatte.
    Der stets auf dem Posten befindliche Pointe Pescade, welcher Alles wußte, was in der Stadt vor sich ging, war einer der Ersten, die von diesen Vorgängen unterrichtet waren. Sobald er die Neuigkeit von der Heirat Sarah Toronthal’s mit Sarcany erfahren hatte, schrieb er nach Cattaro. Sobald er den jämmerlichen Zustand bemerkt hatte, in welchem sich der junge Ingenieur befand – für den er sich lebhaft interessirte – machte er dem Doctor Antekirtt davon Mittheilung.
    Er empfing an Stelle einer eingehenden Antwort nur die Weisung, die Vorgänge in Ragusa weiter zu beobachten und nach Cattaro zu berichten.
    Je mehr man sich dem Unglückstage des 6. Juli nahte, desto mehr verschlimmerte sich der Zustand Peter Bathory’s. Seine Mutter war nicht mehr im Stande, ihn zu beruhigen. Silas Toronthal’s Pläne waren schlechterdings nicht zu hintertreiben. Zeigte die Hast, mit der die Heirat veröffentlicht und festgesetzt wurde, nicht offenbar, daß sie schon seit langer Zeit beschlossen war, daß Sarcany und der Banquier sich schon gekannt hatten und daß dieser »reiche Tripolitaner« einen ganz besonderen Einfluß auf den Vater Sarah’s haben mußte?
    Von seinen ihn völlig beherrschenden Ideen fortgerissen, beschloß Peter Bathory, acht Tage vor der festgesetzten Hochzeitsfeier an Silas Toronthal zu schreiben.
    Der Brief blieb ohne Antwort.
    Peter versuchte, dem Banquier auf der Straße zu begegnen. Es gelang ihm nicht.
    Er wollte in das Hotel selbst dringen. Man verwehrte ihm den Eingang.
    Sarah und ihre Mutter waren jetzt unsichtbar. Es gab keine Möglichkeit, bis zu ihnen zu dringen.
    Doch während Peter Sarah und ihren Vater nicht zu Gesicht bekam, sah er sich im Stradone mehrfach Sarcany gegenüber. Den Blick des Hasses des jungen Mannes beantwortete Sarcany nur mit der unverschämtesten Mißachtung. Peter Bathory hegte den Gedanken, ihn zu provociren, damit er sich mit ihm schlagen müßte. Doch unter welchem Vorwande und warum hätte Sarcany ein Duell annehmen sollen, welches sein Interesse am Vorabende seiner Ehe mit Sarah Toronthal zu vermeiden vorschrieb?
    So vergingen noch sechs Tage. Peter verließ trotz der inständigen Bitten seiner Mutter, trotz der Bitten Borik’s das Haus in der Marinella-Straße am Abend des 4. Juli. Der alte Diener versuchte, ihm zu folgen, doch er hatte ihn bald aus den Augen verloren. Peter ging auf gut Glück durch die ödesten Straßen Ragusas, an den Befestigungsmauern entlang, als ob er närrisch geworden wäre.
    Eine Stunde später brachte man ihn sterbend seiner Mutter. Ein Messerstich hatte den oberen Theil des linken Lungenflügels durchbohrt.
    Es war kein Zweifel möglich: Peter hatte sich in einer

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