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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Curen brachten mich mit den reichsten Persönlichkeiten dieser Gegenden in Verbindung, in welchen die ärztliche Kunst sich noch in dem Urzustande befindet. Ich entschloß mich, die Stadt zu verlassen. Und wie die Professoren von ehedem, theils selbst heilend, theils Unterricht gebend in der Heilkunde, theils mich selbst belehrend über die mir unbekannte Therapie der Talebs Kleinasiens und der Panditen Indiens, durchzog ich die Provinzen, in denen ich hier einige Wochen, dort Monate hindurch mich aufhielt; ich wurde gerufen und befragt in Karahissar, Bender, Adama, Haleb, Tripoli, Damas; mein Ruf ging mir voran, wuchs ohne Unterlaß und verschaffte mir ein Vermögen, welches mit meinem Rufe sich vermehrte.
    – Doch das genügte mir nicht. Ich mußte mir eine grenzenlose Macht verschaffen, eine solche, wie sie jene im Ueberflusse lebenden indischen Rajahs besitzen, deren Wissen ihrem Reichthume gleichkommt.
    – Eine günstige Gelegenheit stellte sich ein:
    – In Homs im nördlichen Syrien wohnte ein Mann, der an einer schleichenden Krankheit dahinsiechte. Kein Arzt war bis zu meiner Ankunft im Stande gewesen, die Natur derselben zu erkennen, es in Folge dessen eine Unmöglichkeit, ihr mit geeigneten Mitteln zu Leibe zu gehen. Dieser Mann mit Namen Faz-Rhat hatte hohe Stellungen bei der Pforte bekleidet. Er war erst fünfundvierzig Jahre alt und bedauerte es umsomehr, schon sterben zu müssen, als ein unermeßliches Vermögen ihm gestattete, alle Freuden des Lebens auszukosten. Faz-Rhat hatte von mir vernommen, denn mein Ruf war damals schon ein weitverbreiteter. Er ließ mich ersuchen, nach Homs zu kommen und ich folgte seiner Einladung.
    – Doctor, sagte er zu mir, die Hälfte meines Vermögens gehört Dir, wenn Du mich dem Leben wiedergibst.
    – Behalte die Hälfte Deines Vermögens, antwortete ich ihm. Ich werde Dich behandeln und heilen, wenn Gott es erlaubt.
    – Ich studirte eifrig diesen Kranken, den die Aerzte aufgegeben. Sie hatten ihm auf nur wenige Monate noch Hoffnung gemacht. Ich war glücklich genug, eine sichere Diagnose stellen zu können. Ich blieb drei Wochen lang bei Faz-Rhat, um die Wirkungen der Behandlung, welche ich ihm angedeihen ließ, zu beobachten. Seine Heilung war eine vollständige. Als er sich mit mir abfinden wollte, beanspruchte ich nur den Lohn, der mir nach meinem Ermessen zukam. Dann verließ ich Homs.
    – Drei Jahre später verlor Faz-Rhat in Folge eines Jagdunfalles sein Leben. Da er keine Verwandten und directen Erben besaß, bestimmte sein Testament mich als den alleinigen Erben aller seiner Güter, die einen wirklichen Werth von mindestens fünfzig Millionen Gulden repräsentirten.
    – Dreizehn Jahre waren gerade verflossen, seitdem der Flüchtling von Pisino die Provinzen Kleinasiens betreten hatte. Der Name des Doctors Antekirtt, dessen sich schon die Sage bemächtigt hatte, war in ganz Europa bereits bekannt geworden. Ich hatte also den Erfolg erreicht, den ich mir gewünscht. Es blieb jetzt nur noch das übrig, was den einzigen Zweck meines Lebens bildet.
    – Ich war entschlossen, nach Europa zurückzukehren, oder wenigstens nach einem Punkte des Mittelmeeres, auf seiner äußersten Grenze. Ich besuchte die afrikanische Küste und machte mich durch Erlegung einer bedeutenden Kaufsumme zum Besitzer einer wichtigen, reichen, fruchtbaren Insel, deren materielle Erträgnisse die Lebensbedürfnisse einer kleinen Kolonie befriedigen konnten, der Insel Antekirtta. Hier, Peter, bin ich Herrscher, unumschränkter Herr, König ohne Unterthanen, aber über ein Personal, das mir mit Leib und Seele ergeben ist, über Vertheidigungsmittel, die furchtbar sein werden, wenn ich sie vollendet habe, über Leitungsdrähte, die mich mit den verschiedenen Punkten des Mittelländischen Inselkreises verbinden, über eine Flottille von solcher Schnelligkeit, daß ich aus diesem Meer, sozusagen, meine Domäne gemacht habe.
    – Wo liegt also die Insel Antekirtta? fragte Peter Bathory.
    – In den Gewässern der großen Syrte, deren Ruf von Altersher allerdings nicht der beste ist, am äußersten Ende dieses Meeres, das die Nordwinde selbst für die neueren Schiffsgattungen so gefährlich machen, im Innern des Golfes von Sidra, welcher zwischen dem Tripolitanischen und Cyrenäischen Reiche die afrikanische Küste ausbuchtet.«
    Dort liegt in der That, im Norden der Gruppe der Syrten-Inseln, Antekirtta. Viele, viele Jahre früher bereiste der Doctor die Cyrenäischen Küsten, Susa, den alten

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