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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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daß ich Dich verlassen hätte, weil ich von Gravosa fort mußte!… Höre also!… Du wirst mich dann besser verstehen!
    – Du weißt, Peter, daß am Abende vor der Hinrichtung meine Genossen und ich aus der Festung Pisino zu entfliehen versuchten. Ladislaus Zathmar wurde indessen in dem Augenblicke von den Wächtern ergriffen, als er am Fuße des Wartthurmes zu uns stoßen wollte. Dein Vater und ich waren, durch die Strömung des Buco fortgerissen, schon aus ihrem Bereich.
    – Nachdem wir wunderbarer Weise den Wirbeln der Foïba entgangen waren, wurden wir, als wir am Canal von Leme festen Fuß faßten, von einem Schurken bemerkt, der nicht zögerte, unsere Köpfe zu verkaufen, auf welche die Regierung einen Preis gesetzt hatte. Wir wurden bei einem Fischer in Rovigno entdeckt, gerade als dieser sich anschicken wollte, uns auf die andere Küste der Adria hinüberzubringen; Dein Vater wurde gefangen genommen und nach Pisino zurückgebracht. Ich war glücklicher und entkam. Wie, das weißt Du bereits. Folgendes aber ist Dir noch unbekannt.
    – Vor der Angeberei dieses Spaniers, Namens Carpena, die dem Fischer Andrea Ferrato die Freiheit und einige Monate später das Leben kostete, hatten zwei Männer bereits das Geheimniß der Verschwörer von Triest verkauft.
    – Ihre Namen? rief Peter Bathory ungeduldig.
    – Frage zuerst, wie ihr Verrath aufgedeckt wurde, beschwichtigte der Doctor.
    Er erzählte flüchtig, was in der Zelle des Thurmes vorgegangen war, wie ihm ein akustisches Phänomen die Namen der Verräther überliefert hatte.
    »Ihre Namen, Doctor! rief Peter nochmals. Sie dürfen sie mir nicht verweigern.
    – Ich werde sie Dir nennen.
    – Wie lauten sie?
    – Der Eine von den Verräthern, ist jener junge Buchhalter gewesen, der sich als Spion in das Haus Ladislaus Zathmar’s eingeschlichen hatte. Es ist derselbe, der Dich ermorden wollte – Sarcany!
    – Sarcany! rief Peter und fand Kraft genug, auf den Doctor zuzugehen. Sarcany!… Dieser Schurke! Und Sie wußten es!… Und Sie, der Genosse Stephan Bathory’s, Sie, der Sie seinem Sohne Ihren Schutz anbieten, Sie, dem ich das Geheimniß meiner Liebe anvertraut habe, der mich ermuthigt hat, Sie haben diesen ehrlosen Menschen ruhig das Haus von Silas Toronthal betreten lassen, das Sie ihm mit einem Worte hätten verschließen können. Durch Ihr Schweigen haben Sie ihn zu diesem Verbrechen ermuthigt, ja, zu einem Verbrechen, denn nur durch ein solches ist das unglückliche Mädchen Jenem ausgeliefert worden.
    – Ja, Peter, ich habe es gethan!
    – Und warum?
    – Weil sie nicht Deine Frau werden konnte.
    – Sie nicht, sie nicht?
    – Weil es ein noch abscheulicheres Verbrechen gewesen wäre, wenn Peter Bathory Fräulein Toronthal geheiratet hätte.
    – Aber warum?… warum? fragte Peter, dem eine fürchterliche Angst fast die Kehle zuschnürte.
    – Weil Sarcany einen Mitschuldigen hatte…. Ja, einen Genossen bei dieser gemeinen Machination, die Deinen Vater in den Tod getrieben hat. Und dieser Mitschuldige – Du mußt ihn endlich kennen lernen… ist der frühere Banquier von Triest, Silas Toronthal!«
    Peter hatte gehört und begriffen!… Er konnte nichts erwidern. Ein Krampf schloß ihm die Lippen. Er hätte zu Boden sinken müssen, wenn nicht eine Starrheit seinen ganzen Körper gelähmt hätte. Durch die unförmig erweiterte Pupille schien sein Blick in eine unergründliche Finsterniß zu tauchen.
     

    Brindisi.
     
    Dieser Zustand hielt jedoch nur einige Secunden an, während welcher der Doctor sich mit Besorgniß fragte, ob der Patient dieser schrecklichen Operation, der er ihn unterzogen hatte, nicht unterliegen müßte.
    Aber auch Peter Bathory war eine willensstarke Natur. Es gelang ihm, die Empörung seines Innern niederzuschlagen. Einige Thränen drangen aus seinen Augen… dann fiel er in seinen Sessel zurück und überließ seine Hand dem Doctor.
    »Peter, sagte dieser mit ernster und sanfter Stimme, wir sind Beide für die ganze Welt gestorben. Ich stehe jetzt allein auf der Erde, ich habe keine Freunde, kein Kind mehr…. Willst Du mein Sohn sein?
    – Ja!… Vater!« hauchte dieser.
    Es war jedenfalls ein wahres väterliches und kindliches Gefühl zugleich, das sie Beide einander in die Arme führte.
Drittes Capitel.
Was in Ragusa geschah.
    Während diese Ereignisse sich in Antekirtta vollzogen, spielten sich in Ragusa folgende Vorgänge ab.
    Frau Bathory befand sich damals bereits nicht mehr in dieser Stadt. Nach dem Tode ihres

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