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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sohnes hatte Borik, unterstützt von mehreren Freunden, sie weit fort aus dem Hause der Marinella-Straße gebracht. Während der ersten Tage hatte man gefürchtet, daß der Verstand der unglücklichen Mutter unter diesem letzten Schicksalsschlage leiden würde. So energisch diese Frau auch war, so zeigte ihr Benehmen doch Anzeichen von Geistesgestörtheit, die selbst die Aerzte erschreckten. Auf ihren Rath wurde in Folge dieser Anzeichen Frau Bathory in den Flecken Vinticello, zu einem Freunde ihrer Familie, gebracht. Dort wurde ihr jede nur mögliche aufmerksame Pflege zu Theil. Doch welchen Trost konnte man dieser Mutter, dieser Gattin spenden, die zweimal in ihrer Liebe, zum Sohne wie zum Manne, tödtlich getroffen worden war?
    Ihr alter Diener hatte sie nicht verlassen wollen. Nachdem er das Haus in der Marinella-Straße gut verschlossen, folgte er ihr, um ihr ein ergebener und pflichtgetreuer Vertrauter ihrer Schmerzen zu bleiben.
    Von Sarah Toronthal, welcher die Mutter Peter Bathory’s geflucht hatte, war zwischen ihnen niemals wieder die Rede; sie wußten nicht einmal, daß deren Heirat auf eine spätere Zeit verschoben worden war.
    Der Zustand, in welchem sich das junge Mädchen befand, nöthigte sie, das Bett zu hüten. Sie hatte einen ebenso unerwarteten, als furchtbaren Schlag erhalten. Der, den sie liebte, war todt… jedenfalls aus Verzweiflung gestorben…. Und sein Körper war es gewesen, den man gerade auf den Kirchhof getragen hatte, als sie das Hotel verließ, um jene verabscheuenswerthe Verbindung einzugehen.
    Während zehn Tage, das heißt bis zum 16. Juli, war die Lage Sarah’s eine sehr bedenkliche. Ihre Mutter wich nicht von ihrer Seite. Es war übrigens die letzte Sorgfalt, die sie ihr angedeihen lassen konnte, denn sie selbst sollte tödtlich erkranken.
    Welche Gedanken mochten wohl während der langen Stunden ungestörten Beisammenseins zwischen Mutter und Tochter ausgetauscht werden? Man ahnt es und es ist kaum nöthig, darauf näher einzugehen. Zwei Namen tauchten unaufhörlich zwischen Schluchzen und Thränen auf, derjenige Sarcany’s, um ihm zu fluchen – und der Name Peter’s, der wirklich nur noch ein auf dem Grabstein eingemeißelter Name war, um ihn zu beweinen.
    Aus diesen Unterhaltungen, denen beizuwohnen Silas Toronthal sich versagte – er vermied es sogar, seine Tochter zu sehen – ging ein nochmaliger Versuch Frau Toronthal’s, ihren Gatten umzustimmen, hervor. Sie verlangte, daß er auf Schließung dieser Ehe verzichtete, deren bloßer Gedanke schon Sarah Schrecken und Abscheu einflößten.
    Der Banquier verharrte unbeugsam bei seinem Entschlusse. Wenn er sich selbst überlassen und keinem Drucke unterworfen gewesen wäre, hätte er vielleicht den Vorstellungen, die ihm gemacht wurden und die er sich selbst machen mußte, nachgegeben. Doch da er mehr noch als man glauben sollte von seinem Mitschuldigen geleitet wurde, so verweigerte er Frau Toronthal jede weitere Unterhaltung. Die Heirat Sarah’s und Sarcany’s war einmal beschlossen und sollte vollzogen werden, sobald der Gesundheitszustand Sarah’s es gestatten würde.
    Man kann sich leicht die Bestürzung Sarcany’s vorstellen, als jener unvorhergesehene Zwischenfall eintrat, mit welchem wenig versteckten Zorn er die Störung seines Spieles ansah und mit welchen Anklagen er Silas Toronthal zu Leibe ging. Es handelte sich, bei Licht besehen, hier schließlich nur um einen Aufschub, doch gerade dieser Aufschub drohte, wenn er sich verlängerte, das ganze System umzuwerfen, auf dem er seine Zukunft aufgebaut hatte. Andererseits verhehlte er es sich durchaus nicht, daß Sarah für ihn nur eine unbesiegbare Abneigung empfinden konnte.
    Was wäre wohl aus dieser Abneigung geworden, wenn das junge Mädchen geahnt hätte, daß Peter Bathory unter dem Messer des Mannes gefallen war, den man ihr als Gatten aufdrängte?
    Sarcany konnte sich allerdings nur Glück dazu wünschen, daß er bei dieser Gelegenheit seinen Rivalen hatte verschwinden lassen können. Keine Spur von Gewissensbissen drang in dieses jeder menschlichen Regung verschlossene Herz.
    »Es trifft sich gut, sagte er eines Tages zu Silas Toronthal, daß dieser Jüngling Selbstmordgedanken hegte. Je weniger von diesem Geschlecht der Bathory’s am Leben bleiben, desto besser für uns. Der Himmel meint es wirklich nicht schlecht mit uns«
    Was war wirklich jetzt noch von den drei Familien Sandorf, Bathory und Zathmar am Leben? Eine alte Frau, deren Tage gezählt

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