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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beschrieb es mit folgender Adresse:
     
    Frau Bathory, Marinella-Straße, Stradone,
    Ragusa.
     
    Frau Toronthal kämpfte mit Gewalt gegen die Müdigkeit an, welche sie in Folge dieser jetzt ungewohnten Thätigkeit befallen hatte, sie öffnete die Thür ihres Zimmers, stieg die Haupttreppe hinab, durchschritt den Hof des Hotels und öffnete mit Anstrengung die kleine Pforte, welche auf die Straße hinausführte; sie befand sich im Stradone.
    Dieser lag in dieser Stunde verlassen und öde da; es mußte bereits Mitternacht sein.
    Frau Toronthal leppte sich mit schwankendem Gange ungefähr fünfzig Schritt weiter das Trottoir links hinauf bis zu einem Briefkasten, in den sie ihr Schreiben warf; dann kehrte sie in das Hotel zurück.
    Nun war aber auch die gesammte Kraft, die sie zur Durchsetzung ihres letzten Willens aufgeboten hatte, völlig erschöpft, ohnmächtig fiel sie auf der Schwelle zur Kutscherwohnung zu Boden.
    Hier wurde sie eine Stunde später aufgefunden. Silas Toronthal und Sarah brachten sie hier wieder zu sich. Man trug sie auf ihr Zimmer zurück, wo ihr Bewußtsein sofort wieder schwand.
    Am nächsten Tage erzählte Silas Toronthal Sarcany, was vorgefallen war. Weder der Eine noch der Andere konnten ahnen, daß Frau Toronthal in der letzten Nacht einen Brief zur Post befördert hatte. Warum hatte sie das Hotel verlassen? Sie fanden keine erklärbare Antwort auf diese Frage und somit blieb der räthselhafte Vorgang für sie ein Gegenstand der Beunruhigung.
    Die Kranke siechte noch vierundzwanzig Stunden dahin. Sie gab nur durch convulsivische Zuckungen Lebenszeichen von sich; es waren die letzten Regungen einer Seele, die im Entschwinden begriffen. Sarah hielt ihre Hand gefaßt, als wollte sie die Mutter noch zurückhalten in einer Welt, in der sie nun bald ganz schutzlos dastand. Doch der Mund der Mutter blieb stumm und selbst der Name Bathory entschlüpfte nicht mehr ihren Lippen. Ihr Gewissen war nun beruhigt, ihr letzter Wunsch erfüllt. Frau Toronthal brauchte keine Bitte mehr auszusprechen, keine Verzeihung mehr zu erflehen.
    In der folgenden Nacht gegen drei Uhr Früh, während Sarah sich allein bei der Mutter befand, machte diese eine Bewegung und ihre Hand sachte die ihrer Tochter zu erfassen.
    Ihre Augen öffneten sich bei dieser Berührung halb, ihr Blick lenkte sich auf Sarah. Dieser Blick war ein so fragender, daß ihn Sarah nicht verstehen konnte.
    »Mutter!… Mutter!… Willst Du etwas?«
    Frau Toronthal machte ein Zeichen der Bejahung.
    »Mit mir sprechen?
    – Ja!« ließ sich deutlich vernehmen.
    Sarah hatte sich über das Bett gebeugt; ein abermaliges Zeichen forderte sie auf, sich noch mehr zu nähern.
    Sarah legte nun ihren Kopf dicht an den der Mutter, die zu ihr sagte:
    »Mein Kind, es geht zu Ende!
    – Mutter!… Mutter!
    – Leiser! mahnte diese, leiser…. Niemand darf uns hören!«
    Dann, mit einer abermaligen Aufraffung sagte sie:
    »Sarah, ich muß Dich um Verzeihung bitten, daß ich Dir übel mitgespielt habe; ich hatte nicht den Muth, das Schlimme zu verhüten.
    – Du, Mutter, Du?… Du willst mir weh gethan haben?… Du bittest mich um Verzeihung?
    – Einen letzten Kuß, Sarah!… Ja?… Einen letzten!… Sage mir damit, daß Du mir verzeihest.«
    Das junge Mädchen legte sanft ihre Lippen auf die bleiche Stirn der Sterbenden.
    Diese hatte die Kraft, ihren Arm um den Hals der Tochter zu schlingen. Dann machte sie sich von ihr los und sie mit beängstigender Stetigkeit anschauend, sagte sie:
    »Sarah!… Sarah, Du bist nicht die Tochter von Silas Toronthal!… Du bist nicht meine Tochter!… Dein Vater –«
    Sie konnte nicht vollenden. Ein Krampf ließ sie den Armen Sarah’s entschlüpfen, ihre Seele entflog mit den letzten Worten.
    Das junge Mädchen hatte sich über die Todte gebeugt… Es versuchte, sie ins Leben zurückzurufen… Es war vergebens.
    Sie rief nach Hilfe. Man lief von allen Seiten herbei. Silas Toronthal kam als einer der ersten in das Zimmer seiner Frau.
    Sarah wurde, als sie ihn sah, von einem unbeschreiblichen Gefühle des Widerwillens ergriffen; sie bebte förmlich vor diesem Manne zurück, den zu verachten, zu hassen sie jetzt das Recht hatte, denn es war ja nicht ihr Vater. Die Sterbende hatte es gesagt und man stirbt nicht mit einer Lüge auf den Lippen.
    Sarah zog sich zurück, erschrocken über das, was ihr die unglückliche Frau erzählt hatte, die sie wie ihre Tochter geliebt hatte, vielleicht auch noch mehr erschrocken über das, was zu

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