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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sagen Frau Toronthal keine Zeit mehr gehabt hatte.
    Am nächstfolgenden Tage wurden die Leichenfeierlichkeiten mit großem Pompe begangen. Welch’ eine Menge von Freunden zählt nicht jeder reiche Mann, also auch dieser Banquier! Neben ihm schritt Sarcany einher; seine Anwesenheit bewies, daß sein Vorhaben, in die Familie Toronthal zu treten, noch das alte war. Es war das in der That sein Hoffen; doch sollte es sich jemals verwirklichen, mußten zuvor noch viele Hindernisse aus dem Wege geräumt werden. Sarcany glaubte übrigens, daß die gegenwärtigen Umstände seinen Projecten durchaus günstig waren, denn sie ließen Sarah noch mehr als zuvor von seiner Gnade abhängen.
    Der Verzug, den die Krankheit Frau Toronthal’s hervorgerufen hatte, mußte durch ihren Tod naturgemäß ein noch ausgedehnterer werden. Während der Dauer der Familientrauer konnte von der Heirat gar keine Rede sein. Die Schicklichkeit verlangte es, daß mindestens mehrere Monate nach dem Dahinscheiden vorübergehen mußten, ehe an eine Heirat zu denken war.
    Auch das kam Sarcany, dem die Beendigung der Angelegenheit natürlich am Herzen lag, sehr in die Quere. Wie dem auch immer war, er mußte sich der Nothwendigkeit fügen, doch nicht ohne mit Silas Toronthal wiederholt in heftigen Wortwechsel gerathen zu sein. Ihre Unterhaltungen schlossen stets mit der von dem Banquier angewendeten Redensart:
    »Ich kann daran nichts ändern und übrigens haben Sie, wenn die Heirat noch vor dem Ablaufe von fünf Monaten zu Stande kommen sollte, keinen Grund besorgt zu sein.«
     

    Frau Toronthal stieg die Haupttreppe hinab. (S. 310.)
     
    Diese beiden Männer kannten ersichtlich einander. Jedesmal wenn Toronthal das sagte, gerieth Sarcany regelmäßig in Zorn und mehrfach entstanden dann Auftritte von ungewöhnlicher Heftigkeit.
    Beide waren nach wie vor höchst beunruhigt über den unbegreiflichen Schritt, den Frau Toronthal kurz vor ihrem Tode gethan hatte. Sarcany kam sogar der Gedanke, daß die Sterbende vielleicht die Absicht gehabt hatte, einen Brief auf die Post zu befördern, dessen Bestimmung sie verheimlicht habe. Der Banquier, dem Sarcany seine Ansicht mittheilte, schien dieselbe fast glaublich.
    »Wenn dem so ist, folgerte Sarcany, bedroht uns dieser Brief direct und in sehr bedenklichem Maße. Ihre Frau hat Sarah stets gegen mich einzunehmen gewußt, sie unterstützte sogar meinen Nebenbuhler, und wer weiß, ob sie nicht im Sterben eine Willenskraft wiedergefunden hat, um unsere Geheimnisse zu verrathen, deren wir sie nicht für fähig gehalten haben würden. Thäten wir nicht besser daran, in diesem Falle allen Möglichkeiten vorzubeugen und eine Stadt zu verlassen, in der wir, Sie sowohl wie ich, mehr zu verlieren als zu gewinnen haben?
    – Wenn dieser Brief uns bedrohte, bemerkte Silas Toronthal einige Tage später, so würde die Drohung schon ihre Wirkung hervorgebracht haben, bis jetzt aber hat sich unsere Lage in keiner Hinsicht geändert.«
    Sarcany konnte dieser Beweisführung gegenüber nur schweigen. Wenn sich der Brief in der That auf ihre künftigen Pläne bezogen hatte, so waren die Folgen seines Inhaltes bis jetzt nicht zu spüren und bis dahin schien keine Gefahr im Verzuge. Wenn eine Gefahr wirklich drohte, war immer noch Zeit zum Handeln.
    Die Gefahr trat vierzehn Tage nach dem Tode Frau Toronthal’s ein, aber von einer Seite her, auf die sie Beide nie gekommen wären.
    Seit dem Tode ihrer Mutter hatte sich Sarah stets abseits gehalten, sogar ihr Zimmer nie verlassen. Man sah sie nur zur Stunde der Mahlzeiten. Den ihr gegenüber genirten Banquier gelüstete es nach keinem Alleinsein mit ihr, welches ihn nur in Verlegenheit gebracht haben würde. Er ließ ihr also freien Willen und lebte seinerseits in einem anderen Flügel des Hotels.
    Mehr als einmal hatte Sarcany Toronthal darüber heftige Vorwürfe gemacht, daß er in diese Absonderung willigte. In Folge dieser von dem jungen Mädchen angenommenen Gewohnheit hatte er keine Gelegenheit mehr, mit demselben zusammenzutreffen. Das konnte aber seinen neuesten Plänen nicht förderlich sein. Er erklärte es auch dem Banquier rund heraus. Obwohl keine Rede von einer Feier der Hochzeit während der ersten Trauermonate sein konnte, wollte er wenigstens verhüten, daß Sarah zu der Annahme käme, ihr Vater und er hätten auf diese Verbindung Verzicht geleistet.
    Schließlich zeigte sich Sarcany so befehlerisch und anmaßend Silas Toronthal gegenüber, daß dieser am 16. August

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