Mathias Sandorf
Malta angeworben hatte, auf den Abhängen des Aetna umher. Es war gewiß, daß die Ankunft einer so berühmten Persönlichkeit, wie die des Doctors Antekirtt es war, ihre gewöhnliche Wirkung auch in Catania ausüben würde. Da überdies der Doctor so auffällig als möglich seine Absicht, den Aetna zu besteigen, verkünden ließ, so war mit Bestimmtheit anzunehmen, daß Zirone davon Wind bekommen würde – namentlich wenn Pointe Pescade sich dahinter steckte. Man hat gesehen, daß der Beginn der Handlung ohne Schwierigkeiten von Statten gegangen, da Zirone es gewesen war, der Pescador über den vielgenannten Doctor ausgefragt hatte.
Die Falle, in die jetzt Zirone gelockt werden mußte, bestand aus Folgendem, und man konnte schon mit Bestimmtheit annehmen, daß er hineinging.
Am Abend vor dem Tage der Besteigung des Kraters sollten sich zwölf gut bewaffnete Leute von der Mannschaft des »Ferrato« heimlich in die Casa Inglese begeben. Am nächsten Tage wollte der Doctor begleitet von Luigi, Peter und einem Führer Catania verlassen und die gewöhnliche Straße verfolgen, und zwar so, daß er die Casa Inglese um acht Uhr Abends erreichen mußte, um dort die Nacht zuzubringen. Das thun alle Touristen so, welche die Sonne von der Höhe des Aetna über die calabrischen Berge aufgehen sehen wollen.
Es unterlag keinem Zweifel, daß Zirone, von Pointe Pescade gedrängt, versuchen würde, sich des Doctors Antekirtt zu bemächtigen, in dem Glauben, es nur mit diesem und seinen beiden Gefährten zu thun zu haben. Sobald er aber die Casa Inglese angriff, sollte er von den Matrosen des »Ferrato« empfangen und jeder Widerstand von seiner Seite vereitelt werden.
Pointe Pescade, der diesen Plan kannte, hatte geschickt die Umstände zu benützen gewußt und in den Gedanken Zirone’s den Wunsch lebendig gemacht, sich dieses Doctors Antekirtt zu bemächtigen; Jener betrachtete diesen als eine reiche Beute, welche er ohne Gewissensbisse gemäß der Aufklärung, die er empfangen, ausplündern durfte. Da er im Uebrigen dieser Persönlichkeit mißtrauen sollte, so war es wohl das Beste, sich ihrer zu bemächtigen, selbst wenn er des Lösegeldes verlustig gehen sollte. Dazu entschloß sich also Zirone, während er weitere Instructionen von Sarcany abwarten wollte. Um ganz sicher an sein Ziel zu gelangen, beabsichtigte er, da er seine augenblicklich zerstreute Bande nicht so schnell vereinen konnte, diese Unternehmung mit den Maltesern Carpena’s auszuführen, welcher Umstand schließlich Pointe Pescade sehr kühl ließ, da dieses Dutzend Bösewichter mit den Leuten vom »Ferrato« gewiß kein leichtes Spiel haben würde.
Zirone überließ niemals etwas dem Zufalle. Da nach den Aussagen Pescador’s die Dampf-Yacht am folgenden Tage eintreffen mußte, so verließ er schon am frühen Morgen die Locanda von Santa Grotta und stieg nach Catania hinunter. Da er dort nicht bekannt war, so hatte das weiter keine Gefahr für ihn.
Die Dampf-Yacht lag schon seit einigen Stunden vor Anker. Sie hatte nicht dicht bei den Quais beigedreht, wo es stets von zahlreichen Schiffen wimmelt, sondern in einer Art Vorhafen, zwischen dem nördlichen Hafendamme und einer ungeheuren Masse schwärzlicher Lava, welche der Ausbruch von 1669 bis in das Meer getrieben hat.
Schon bei Tagesanbruch waren Kap Matifu und elf Mann der Besatzung unter dem Befehle Luigi’s bei Catania gelandet; von dort aus hatten sie einzeln den Aufstieg nach der Casa Inglese unternommen.
Zirone wußte von dieser Landung natürlich nichts und da der »Ferrato« gut eine Ankerlänge vom Festlande ab lag, so konnte er nicht einmal beobachten, was an Bord vorging.
Gegen sechs Uhr Abends setzte ein Schiffsboot zwei Passagiere der Dampf-Yacht auf dem Quai aus. Es waren der Doctor und Peter Bathory. Sie gingen durch die Via Steficoro und die Strada Etnea der Villa Bellini zu, einem herrlichen öffentlichen Garten, vielleicht dem schönsten in ganz Europa, mit seinen launigen Rampen, seinen von mächtigen Bäumen beschatteten Terrassen, seinen fließenden Gewässern und dem stolzen, in Rauchwolken sich hüllenden Vulcan, der den Horizont begrenzt.
Zirone folgte den beiden Fremden, denn er zweifelte nicht, daß der Eine von ihnen der gesuchte Doctor war. Er manövrirte sogar so, daß er ihnen inmitten der Menschenmasse, welche das Concert in die Villa gelockt hatte, dicht auf den Fersen blieb. Dieses sich Herandrängen an ihre Person mußte dem Doctor sowohl wie Peter auffallen, die
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