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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Benito selbst ihnen zum Willkomm einschänkte. Sie waren schließlich sämmtlich mehr oder weniger betrunken, als sich die Thür der Locanda öffnete.
    »Nette Jungens! rief Zirone beim Eintritt. Carpena hat eine glückliche Hand gehabt und ich sehe, Benito hat seine Sache ebenfalls gut gemacht.
    – Die tapferen Kerle starben vor Durst, erwiderte Benito.
    – Und da das die schlimmste aller Todesarten ist, sagte Zirone lachend, so hast Du sie ihnen ersparen wollen. Schön! Mögen sie jetzt schlafen. Morgen werden wir sie näher kennen lernen.
    – Warum bis morgen warten? fragte einer der Recruten.
    – Weil Ihr zu betrunken seid, um begreifen und gehorchen zu können, erwiderte Zirone.
    – Betrunken!… Betrunken!… Weil wir einige Flaschen Eures ungegohrenen Weines da geleert haben? Pah, man ist an den Gin und Whisky der Kneipen des Manderaggio gewöhnt!
    – Wer ist denn der Mensch da? fragte Zirone.
    – Es ist der kleine Pescador! anwortete Carpena.
    – Wer ist denn der Mensch da? fragte nun auch Pescador seinerseits, indem er auf den Sicilianer zeigte.
    – Das ist Zirone! gab ihm der Spanier zur Antwort.«
    Zirone betrachtete mit Neugierde den jungen Räuber, den ihm Carpena so sehr gerühmt hatte und der sich ihm so völlig ungenirt vorstellte. Er fand zweifellos, daß das Aussehen Jenes kühn und intelligent zugleich sei, denn er machte eine beistimmende Bewegung. Dann sich an Pescador wendend, fragte er:
    »Hast Du ebenso viel getrunken wie die Anderen?
    – Mehr als die Anderen.
    – Und Du hast Deine Vernunft noch?
    – Man ersäuft sie nicht gleich in dem Bischen da.
    – Sage mal, Kleiner, fuhr Zirone fort, Carpena hat mir gesagt, Du könntest mir vielleicht Auskunft ertheilen über eine Sache.
    – Umsonst?
    – Fange auf!«
    Und Zirone warf ihm einen halben Piaster zu, den Pescador unverzüglich in die Tasche seiner Jacke verschwinden ließ, gerade so wie ein Taschenspieler von Profession mit einer Muscatnuß verfährt.
    »Das ist allerliebst, sagte Zirone.
    – Sehr allerliebst, erwiderte Pescador. Um was handelt es sich also.
    – Du kennst Malta gut?
    – Malta, Italien, Istrien, Dalmatien und das Adriatische Meer, gab Pescador zurück.
    – Du bist gereist?
    – Sehr viel, doch stets auf meine Kosten.
    – Ich rathe Dir, nie anders zu reisen, denn sonst bezahlt die Regierung die Reise…
    – Das wäre mir zu theuer, meinte Pescador.
    – So ist es, erwiderte Zirone, entzückt von diesem neuen Genossen, mit dem man wenigstens plaudern konnte.
    – Und nun weiter?… fing der einsichtige Bursche von Neuem an.
    – Ja, weiter! Hast Du auf Deinen vielen Reisen vielleicht einmal von einem Doctor Antekirtt sprechen gehört, Pescador?«
     

    Man schlief keineswegs in Santa Grotta. (S. 365.)
     
    Trotz seiner Schlauheit war Pointe Pescade auf diese Frage nicht gefaßt gewesen. Er war aber doch Herr genug über sich selbst, um sich seine Ueberraschung nicht merken zu lassen.
    Wie hatte nur Zirone, der doch weder in Ragusa gewesen war zur Zeit als die »Savarena« dort ankerte, noch in La Vallette während des Aufenthaltes des »Ferrato« daselbst, von dem Doctor gehört und wie kam es, daß er sogar dessen Namen kannte? Er begriff unverzüglich mit seinem schnell fassenden Geiste, daß die erste Antwort, die er gab, ihm weiterhelfen mußte und er zögerte deshalb nicht, sie zu geben.
     

    Die Farriglioni oder Polyphems-Klippen. (S. 375.)
     
    »Doctor Antekirtt? erwiderte er. Richtig!… Man spricht ja in allen Ländern des Mittelmeeeres von dem Manne!
    – Hast Du ihn schon einmal gesehen?
    – Niemals.
    – Weißt Du auch nicht, was dieser Doctor eigentlich ist?
    – Ein ganz armer Teufel, er ist nichts weiter als ein hundertfacher Millionär, so sagt man, der nicht anders als mit einer Million in jeder Tasche seines Reiseanzuges ausgeht, und dieser Anzug hat mindestens sechs Taschen.
    Ein Unglücklicher, der aus Liebhaberei den Arzt spielt, bald auf seinem Schooner, bald auf seiner Dampf-Yacht und der für jede der zweiundzwanzigtausend Krankheiten, mit denen die Menschenrasse beglückt ist, ein entsprechendes Heilmittel führt.«
    Der Clown von ehedem kam in Pointe Pescade zur gelegenen Zeit, wieder zur Erscheinung und seine gute Laune bezauberte Zirone ebenso sehr wie Carpena, der zu sagen schien:
    »Ein guter Recrut der da! He?«
    Pescador schwieg. Er hatte sich eine Cigarette angezündet, deren eigensinniger Rauch zu gleicher Zeit aus Nase, Augen und sogar aus den Ohren zu dringen

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